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„Man straft uns“

c-meran-kNach dem Aufstand in den Kleinspitälern sieht sich LRin Martha Stocker nun mit dem Protest der großen Gesundheitskathedralen konfrontiert. Das Interview mit dem Meraner SVP-Bezirksobmannstellvertreter Zeno Christanell.

TAGESZEITUNG Online: Herr Christanell, der Bezirk Meran hat der Gesundheitslandesrätin in Sachen Landesgesundheitsplan 2020 die Rute ins Fenster gestellt?

Zeno Christanell: Wir haben uns in den vergangenen Monaten aktiv an der Diskussion zum Landesgesundheitsplan beteiligt. Wir haben uns – in Absprache mit den Vertretern des Krankenhauses und des Gesundheitssprengels – die verschiedenen Vorschläge angeschaut und auch konstruktive Rückmeldungen gemacht. Was den Bereich Betten anbelangt, müssten wir allerdings laut unserer Berechnung mehr Betten bekommen und nicht weniger…

… so wie das der Entwurf zum Landesgesundheitsplan vorsieht. Der Plan sieht die Streichung von 38 Betten im Meraner Spital vor?

Richtig, wenn man die neu geplanten Post-akut-Betten wegrechnet, bleibt ein Minus von netto 22 Betten, die abgebaut werden. Das Assessorat hat bei der Berechnung des Bettenbedarfs eine ganz komplexe Methode hergenommen, es wurden beispielsweise die Patientenströme miteinberechnet. Damit wird diese Reduzierung erklärt.

Wohin sind denn die Patienten aus dem Burggrafenamt gegangen?

Anscheinend zum Teil in andere Südtiroler Krankenhäuser, zum Teil ins Ausland. Wir haben uns in unserer Berechnung am staatlichen Schlüssel orientiert – der beträgt 2,9 Betten pro tausend Einwohner. Damit kämen für den Bezirk Meran mindestens 404 Betten im Akutbereich heraus, derzeit haben wir aber nur 350. Uns wurde von der Krankenhausverwaltung mitgeteilt, dass dieser Umstand ein wesentlicher Mitgrund für die Patientenströme sei. Wir hätten also mehr Betten benötigt. Stattdessen sind nun laut aktuellem Plan 312 vorgesehen. Zudem muss man sagen: Meran bietet auch überörtliche Dienste wie die Kinderneuropsychiatrie, die HNO-Abteilung oder die 15 Betten für Suchtpatienten in der St. Anna-Klinik an. Zudem hat das Krankenhaus Meran eine sehr gute Hospitalisierungsrate von 155,2. Staatlich vorgegeben ist ein Wert von 160. Wir sind da besser als beispielsweise Brixen und Bruneck mit Hospitalisierungsraten von 166,7 bzw. 180,9.

Was versteht man unter Hospitalisierungsrate?

Die Hospitalisierungsrate zeigt die Inanspruchnahme von Ressourcen der stationären Akutversorgung. Das bedeutet also, wie effizient die Betten genützt werden. Umso geringer der Wert, umso besser. Soll Meran nun für die hohe Effizienz bestraft werden? 

Die Burggräfler gehen also auf die Barrikaden?

Uns geht es wesentlich darum, ein verzerrtes Bild zurechtzurücken. Die öffentliche Wahrnehmung ist die, dass die Peripherie ausgeblutet werde. Das stimmt in Bezug auf die Betten sicher nicht! Es wurden Dienste verlegt bzw. zwischen zwei Krankenhäusern zusammengelegt – da hat es auch Verschlechterungen gegeben. Ich verstehe auch, dass es eine klare Entwicklung in Richtung Day Hospital gibt. Aber in Bezug auf die Bettenressourcen ist zu sagen: Auch hier geht es um Dienste an der Bevölkerung. Daneben nicht zuletzt auch um das Personal, also um Arbeitsplätze.

Sprich?

Wenn wir Betten abbauen, wird auch der Standort geschwächt, weil Dienste reduziert werden und Arbeitsplätze wegfallen. Wir sehen da für unser Spital eine ungerechtfertigte Verschlechterung.

Wie war die Reaktion der Landesrätin?

Die Landesrätin hat uns versichert, sie werde sich die Zahlen noch einmal anschauen. Zudem sieht der Landesgesundheitsplan auch eine flexible Quote mit einem möglichen Plus von 5 Prozent vor, das wir in Anspruch nehmen könnten. Außerdem gibt es eine Verschiebung hin zu Reha- und Übergangsbetten, was der demografischen Entwicklung entspricht. Deshalb hat sie zugesagt, eine Anpassung bei den Alters- und Pflegeheimbetten vorzusehen. Ob das für die Aufrechterhaltung der Qualität ausreichend ist und die geplante Reduzierung der Akutbetten ausgleichen kann, müssen wir jetzt überprüfen.

Interview: Artur Oberhofer

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