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Pöders 60 Geschlechter

Pöders 60 Geschlechter

Andreas Pöder fordert den Landtag auf, bei der Formulierung von Gesetzen alle 60 existierenden Geschlechterbezeichnungen zu berücksichtigen. Ein ernstgemeinter Vorschlag oder reine Provokation?

Von Matthias Kofler

Andreas Pöder liebt es zu provozieren. Als reine Provokation könnte man auch seinen jüngsten Beschlussantrag bewerten, der schon in dieser Woche im Landtag zur Behandlung kommen könnte. Der Abgeordnete fordert darin – ganz unverdächtig – die Verwendung einer „geschlechtergerechten Sprache“ im Hohen Haus. Was sich zunächst wie ein unspektakulärer Antrag anhört, würde den Landtag in Wirklichkeit vor enormen Herausforderungen stellen.

Doch der Reihe nach.

In der September-Sitzung hat der Landtag mit knapper Mehrheit einen Gesetzentwurf der Abgeordneten Magdalena Amhof und Brigitte Foppa gutgeheißen. SVP und Grüne setzen damit die Verwendung eines „rosa Leitfadens“ im Landtag durch: „Manchmal werden Frauen in Gesetzestexten nur ,mitgemeint’ oder in eine Fußnote verbannt und nicht explizit sichtbar gemacht“, so Magdalena Amhof und Brigitte Foppa. Der Landtag sollte daher eine Arbeitsgruppe einsetzen, die einen Leitfaden einer geschlechtergerechten Sprache ausarbeiten soll. In die Arbeiten sollen auch der Beirat für Chancengleichheit, das Amt für Sprachangelegenheiten, das Übersetzungsamt des Landtages sowie die Frauen im Landtag miteinbezogen werden. Die im Leitfaden enthaltenen Kriterien sollen künftig bei der Endredaktion von Gesetzen, Beschlussanträgen, Begehrensanträgen und aller weiteren Dokumente des Südtiroler Landtages angewandt werden.

Andreas Pöder sprach sich damals dezidiert gegen den Antrag aus. Das sei eine ideologische Indoktrinierung, so der Abgeordnete der BürgerUnion. Er habe auch Probleme damit, wenn der Leitfaden „in Abstimmung mit den Frauen des Landtags” erarbeitet werden solle anstatt etwa mit den Fraktionen. Er verwahre sich dagegen, dass seine Anträge von jemandem anhand des Leitfadens umgeschrieben werden, das verstoße gegen sein verfassungsmäßiges Recht. Wenn das passiere, verklage er jeden, der da mitgemacht habe.
Der Protest des Abgeordneten war letztlich vergebens. Magdalena Amhof und Co. setzen sich mit 14 Jastimmen bei elf Gegenstimmen äußerst knapp durch.

Doch nun holt Pöder zum Gegenschlag aus. Wenn der Landtag schon eine geschlechtergerechte Sprache wünsche, dann müsse er auch bedenken, dass mittlerweile über 60 verschiedene Geschlechter im Umlauf seien. Diese seien bei der Verabschiedung des Amhof-Foppa-Antrags „bedauerlicherweise nicht berücksichtigt worden“, so Pöder, obwohl diese Geschlechter „nach gängiger politisch korrekter Genderideologie existieren oder zumindest möglich sind“.

Allein das soziale Netzwerk Facebook habe rund 60 neue Geschlechterbezeichnungen eingeführt, mit denen man sich registrieren könne. Der Abgeordnete listet einige davon in seinem Beschlussantrag auf: Androgyne, Bigender, Frau zu Mann, Pangender, trans, transweiblich, Transmensch, Trans* Frau, transsexuelle Person, Inter* Mann, Zwitter, Hermaphrodit, XY-Frau, Butch, Drag, Transvestit oder Cross-Gender.

Wolle man eine geschlechtergerechte Sprache, dann müsse man auch andere Geschlechterformen als Mann und Frau berücksichtigen, sagt Pöder. „Deshalb sollte es nur recht und billig sein, den Mangel im ursprünglichen Beschlussantrag zu behebeben.“

Pöder fordert den Landtag auf, bei Anträgen der Abgeordneten und immer in Absprache mit denselben, alle 60 Facebook-Geschlechter zu berücksichtigen.
Das Sahnehäubchen des Antrags ist aber Punkt 2: So soll das Landtagspräsidium darüber hinaus auch beauftragt werden, gemeinsam mit den Fraktionssprechern eine Kommission einzusetzen, die gegebenenfalls zusätzliche Geschlechter eruieren solle.

Nun darf man gespannt sein, ob die Abgeordneten, die sich im September für die geschlechtergerechte Sprache ausgesprochen haben, konsequenterweise auch dem Pöder-Antrag zustimmen. Fraglich ist auch, ob der Abgeordnete seinem eigenen Antrag eine zustimmen wird oder nicht.

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