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Römischer Kompromiss?

Römischer Kompromiss?

In Rom soll heute eine Lösung für die Ortsnamen-Problematik gefunden werden. Die Meinungen gehen weit auseinander.

Von Matthias Kofler

Alessandro Urzì findet harsche Worte: Der Abgeordnete von Alto Adige nel Cuore spricht von einer „tolomeischen Retourkutsche“, von „sprachpolitischer Säuberung“ und von „Ausmerzung von mehr als der Hälfte der italienischen Ortsnamen“.

Die Sechserkommission wird heute in Rom über eine Lösung der seit Jahrzehnten offenen Ortsnamen-Problematik befinden. Eine Durchführungsbestimmung und ein neues Landesgesetz sollen die „objektiven Kriterien“ festlegen, mit welchen ermittelt werden kann, welche Orts- und Flurnamen „in Gebrauch“ sind. Die gesamte Materie wird einer paritätisch deutsch-italienischen Vierer-Expertenkommission anvertraut. Die italienischen Kommissare werden von den italienischen Landtagsabgeordneten namhaft gemacht. Es wird damit sichergestellt, dass kein Name ohne das Einverständnis mindestens eines Vertreters der anderen Sprache genehmigt bzw. gelöscht wird. So sollte es zu keinen Übervorteilungen kommen.

Der Durchführungsbestimmung wird eine Liste beigelegt, die eine Kommission auf Basis des Durnwalder-Fitto-Abkommens erarbeitet hat. Darin finden sich 1.500 Flurnamen, von denen 1.200 sowohl eine deutsche als auch eine italienische Bezeichnung haben.

In Südtirol gibt es rund 100.000 Orts- und Flurnamen. Nur 8.000 davon wurden unter Ettore Tolomei ins Italienische übersetzt. „Wenn kein italienischer Name in Gebrauch ist, warum sollten wir dann einen dazu erfinden?“, legt Karl Zeller die Marschroute für die paritätische Kommission fest. Der Senator widerspricht Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder, der in der Ortsnamen-Frage „die harten Kerle in der SVP“ vermisst. Der Vorschlag der Sechserkommission setze auf den „guten Willen“ und auf den „Konsens zwischen Deutschen und Italienern“. „Es wird keine flächendeckende Zweinamigkeit geben“, zeigt sich der Senator überzeugt.

Kritische Töne kommen von Florian Kronbichler. „No solution best solution“, sagt der SEL-Abgeordnete. „Alle Namenzählerei und gegenseitiges Aufrechnen schafft nur Unfrieden, und davon haben wir sonst genug. Bei den vielen gut gelösten Fragen unserer Autonomie sollten wir imstand sein, mit dieser einen ungelösten Frage zu leben.“

Anders als Alessandro Urzì fürchtet Kronbichler keine „ethnische Säuberung“. Der SEL-Abgeordnete kann dem Vorschlag der Sechserkommission auch etwas Positives abgewiesen: Er sei – was die Zusammensetzung der Kommission betrifft – „endlich von einem Geist der Gleichheit getragen“, so Kronbichler.

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