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„Wald bleibt Wald“

imageDer Parkplatz muss weg, und am Pragser Wildsee sollen wieder Bäume gepflanzt werden. So lautet die – politisch nicht gern gehörte – Forderung aus dem Amt für Landschaftsökologie.

von Silke Hinterwaldner

„Der Wald“, sagt Peter Kasal rundheraus, „soll wieder aufgeforstet werden. So kann man den ursprünglichen Zustand wiederherstellen.“ Der Direktor im Amt für Landschaftsökologie weiß freilich, dass er mit seiner Forderung nicht nur im Rathaus von Prags für Ärger sorgt, sondern auch bei den höchsten Landespolitikern. Aber das macht ihm nichts aus. Im Gegenteil.

Kasal: „Als Beamter muss ich dafür sorgen, dass die Gesetze eingehalten werden. So lange ich das tue, kann ich keinen Ärger bekommen.“ Dabei muss man wissen: Die Landesregierung hatte bereits im Mai eine Weisung an die betreffenden Landesämter erteilt. Man solle sich schnellstmöglich um die Genehmigung des neuen Parkplatzes am Pragser Wildsee kümmern.

Dieser Anweisung kommt Peter Kasal mit seiner ablehnenden Haltung nicht nach – „weil ich meinen Job Ernst nehme“, sagt er selbst. Sein Amt erteilt ein negatives Gutachten für die Ausweisung einer neuen Tourismuszone am See. Der Grund dafür liegt aus Sicht des Amtsdirektors auf der Hand: Am Pragser Wildsee braucht es ein umfassendes Verkehrskonzept, das zum Ziel haben muss, die Autos vom See fernzuhalten.

Demnach sei es ein Fehler, dass nun praktisch über Nacht ein neuer Parkplatz aus dem Boden gestampft wurde. Dazu kommt: Für die Errichtung der Struktur fehlen noch die notwendigen Unterlagen. Noch immer gibt es formal keine Eintragung in den Bauleitplan, der entsprechende Beschluss des Gemeinderates und der Landesregierung sind noch ausständig.

Aber der Parkplatz ist längst errichtet und in Betrieb.

Für Peter Kasal geht es aber nicht nur um verfahrenstechnische Fehler, die begangen wurden. Es geht auch um inhaltliche Entscheidungen. Am Pragser Wildsee befindet man sich direkt an der Grenze zum Naturpark und im Seenschutzgebiet, das seit 1978 festgeschrieben ist.

In dieser Zone sollten nicht zahllose Autos verkehren und Parkplätze errichtet werden, sie sollte vielmehr autofrei gehalten werden. Er plädiert deshalb dafür, talauswärts einen Auffangparkplatz zu errichten und die vielen Besucher mit einem Zubringerdienst zum See zu befördern.

Für die Gäste im Hotel am Pragser Wildsee könnte ein Zeitfenster offengehalten werden, sodass sie morgens und abends mit dem eigenen Auto zum Hotel gelangen können. Das alles sollte in einem umfassenden Konzept ausgearbeitet werden – so wie es ursprünglich vorgesehen war. Dazu kommt: Der neue Parkplatz am See ist streng genommen kein öffentlicher Parkplatz. Vielmehr wird er privat von den Hotelbesitzern geführt, auch das eine Entscheidung, die nicht nachvollziehbar scheint.

Allein das negative Gutachten aus dem Amt für Landschaftsökologie ist für die politischen Entscheidungsträger nicht bindend. Es kann recht einfach übergangen werden. Deshalb beobachtet Amtsdirektor Kasal jetzt die weiteren Entwicklungen. Die Causa ist längst nicht abgeschlossen – noch behängen einige Rekurse, die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen noch und die Ausweisung der Tourismuszone ist noch nicht unter Dach und Fach

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