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Comeback für Berger?

Wie Senator Hans Berger die Arbeit seines Nachfolgers Arnold Schuler bewertet. Und ob er sich eine Rückkehr in die Landespolitik vorstellen kann.

TAGESZEITUNG Online: Herr Senator, Landesrat Arnold Schuler hat zur Halbzeit seiner Amtsperiode als Landwirtschaftslandesrat eine positive Bilanz gezogen. Welche Note würden Sie ihrem Nachfolger geben?

Hans Berger: Ich möchte die Arbeitsbilanz des Landesrates nicht kommentieren, weil sich das nicht gehört. Ich bin überzeugt, dass Arnold Schuler ein fähiger Landesrat ist, der nach bestem Wissen gearbeitet hat und arbeitet.

?Schuler sagt, er habe von seinem Vorgänger Rückstände von insgesamt 183 Millionen Euro – davon 74 Millionen Euro Landwirtschaft, 109 Millionen Bergwirtschaft – übernommen und diese zur Hälfte abgebaut. Wie reagieren Sie auf diese Kritik? ?

Diese Kritik ist völlig ungerechtfertigt und nicht nachvollziehbar. Ich habe diesbezüglich bereits mit dem Landesrat gesprochen, weil es Klärungsbedarf gibt. Ich habe bei meinem Abtritt im Jahr 2013 in dem Bereich Landwirtschaft so gut wie keine Schulden hinterlassen, wenn man darunter ungedeckte Versprechungen versteht. Das Einreichen von Ansuchen kann niemandem verboten werden. Das sind aber noch lange nicht Schulden.

Wie gut steht die Landwirtschaft in Südtirol heute da? ?

Ich habe in meiner Amtszeit die Berglandwirtschaft ins Zentrum meiner Arbeit gestellt. Wir konnten auch auf europäischer Ebene eine wichtige Vorarbeit für das Förderprogramm 2014 bis 2020 mit expliziter Erwähnung und Berücksichtigung der Berglandwirtschaft leisten. Der erfolgte Abschluss des Genehmigungsverfahrens der Südtiroler Programme durch die neue Landesregierung ist sehr positiv zu werten. Die Besiedelung des ländlichen Raumes und die Förderung der Peripherie war mir immer ein wichtiges Anliegen. Die Land- und Hauswirtschaftsschulen funktionieren heute sehr gut, die Berggebiete sind nach wie vor ein lebenswerter Raum. Mithilfe der Direktvermarktung und der touristischen Dienstleistung konnten wir den Bergbauern ein zweites und drittes Standbein ermöglichen. Die Bergwirtschaft hat eine gute Entwicklung durchgemacht, wenngleich die Probleme in der Milchwirtschaft akut sind. Es wäre ein mutiger Schritt, die Milchproduktion an die Produktionsfläche zu koppeln, wie von den Spitzen der Bergmilch Südtirol angedacht, um den Mengenzuwachs einzugrenzen. Dies ist aber dem Mut der jeweiligen Genossenschaft zu einer solchen Entscheidung zuzuordnen. ?Sehr wichtig ist es und war es immer, dass die Berglandwirtschaft in der Agenda der Politik die notwendige Aufmerksamkeit erhält.

Wie meinen Sie das?

Die Unternehmer haben zuletzt gleiche Steuern wie die Bauern gefordert. Hierbei wird außer Acht gelassen, dass Landwirtschaft nicht gleich Landwirtschaft ist. Es gibt hier ganz verschiedene Sektoren. Zudem sind die Erträge in der Landwirtschaft nicht jedes Jahr konstant, sondern hängen von den Naturvoraussetzungen ab. Es gibt schlechte und gute Jahre. Die Landwirtschaftsprodukte sind nicht zu vergleichen mit einem Artikel, der in einer Halle produziert wird. Es ist wichtig, dass die Bauern mit Freude ihrer Arbeit nachgehen und dafür die nötige Wertschätzung erhalten. Es kann nicht sein, dass die Bergbauern wegen ein paar weniger schwarzer Schafe in ein negatives Licht gestellt werden.

Viele Bauern sind mit der Arbeit des Landesrats unzufrieden. Wie nehmen Sie diese Rückmeldungen wahr? ?

Das will ich nicht kommentieren. Es gibt immer Leute, die sich bei mir über die verschiedenen Verantwortlichen beschweren, aber diese werden vielleicht zum nächsten gehen und dann über mich Kritik üben. Der Landesrat hat die Möglichkeiten, die ihm angesichts der europäischen und italienischen Rahmenbedingungen zur Verfügung stehen, nach bestem Wissen ausgenutzt . Auch wenn er als Abgeordneter sehr kritisch war, kann auch er nicht Unmögliches möglich machen. Die Landwirtschaft ist eine schwierige Branche. Ich hatte, wie Alt-LH Luis Durnwalder, das Glück, direkt vom Berg zu kommen. Die Bergwirtschaft ist ein Bereich, den man leben muss. Das kann man nicht lernen.

Der Senat in der heutigen Form wird im Zuge der Verfassungsreform aufgelöst. Können Sie sich eine Rückkehr in die Landespolitik vorstellen?

(lacht) Ich werde nicht jünger. Die Legislaturperiode dauert noch bis 2018. Schauen, was in dieser Zeit mit dem Senat passiert. Alles nimmt seinen Lauf. In zwei Jahren kann viel passieren. Das Thema ist für mich momentan nicht aktuell, und ich halte die Hypothese auch für nicht wahrscheinlich. Südtirol hat junge, fähige Leute – und auch der Landesrat wird nach dieser Legislatur nicht aufhören. Da muss dann nicht der Berger wieder daherkommen.

Interview: Matthias Kofler

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