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„Zum Narren gehalten“

benedikter neu 2016Der langjährige SVP-Parlamentarier Hans Benedikter erhebt schwere Vorwürfe gegen seine Partei und den LH.

TAGESZEITUNG Online: Herr Benedikter, Sie stimmen mit Nein?

Hans Benedikter: Ja, aus mehreren Gründen. Die Befürworter haben sich ein Gefälligkeitsgutachten gewünscht und es erhalten. Sie sprechen von ,realistischer Planung’. Doch selbst die Verfasser des Gutachtens warnen davor, es als Garantie aufzufassen. Sie erklären nachdrücklich, ,keine Verantwortung für die Richtigkeit des Konzepts zu übernehmen. Dies ,gilt insbesondere für Prognosen und Schätzungen des künftigen Zustandes’. Die Befürworter bauen lieber auf Phantasien auf. Viele abschreckende Beispiele hoffnungslos verschuldeter Regionalflughäfen in Italien und Deutschland sollten alle warnen.

Sie glauben nicht an das Konzept der Landesregierung?

Nein. Immer wieder neue, nicht eingehaltene Versprechungen, Tricks und Halbwahrheiten, verpulverte Millionen, der Bankrott der Air Alps auf Kosten der Steuerzahler, schlecht ausgelastete Flüge trotz massiver Ticketkäufe durch das Land. Schon die kleinen Maschinen wurden nicht voll, und nun will man gar Flugzeuge mit 150 Sitzen einsetzen! Wie sollen diese plötzlich gefüllt werden? Außerdem ist die Landesregierung wortbrüchig geworden …

Inwiefern?

Die vorige Landesregierung hatte die Mediation von 2008 ausdrücklich anerkannt. Die Bevölkerung im Einzugsgebiet, so schien es, durfte aufatmen. Doch jetzt wird alles in den Wind geschlagen. Ein klarer Wortbruch! Einer kritischen Überprüfung hält die massive Propaganda nicht stand.

Wie „erreichbar“ ist Südtirol?

Das wirklich dumme Argument mit der ,Erreichbarkeit’ ist längst mit den neuen Rekordzahlen im Fremdenverkehr von 2015 und jenen der Wintersaison 2016 widerlegt. Davon abgesehen braucht unser Land jenen sanften, umweltschonenden Tourismus als Grundlage. Aus aller Welt finden Manager von Weltrang den Weg zu den Südtiroler Partnerfirmen – auch ohne Flughafen. Außerdem tischen SVP und ZIS Unwahrheiten auf …

Zum Beispiel?

Im Falle des Nein bestehe ,keine Garantie für Umwelt und Anrainer’, also ob es keine Umwelt- und Baugesetze gäbe! Bei der jüngsten Veranstaltung im Walterhaus musste LH Kompatscher selber einräumen, dass die ZIS alles andere als sachgerecht informiere! Doch die Parteizentrale zeigt ihren Mitgliedern, wie wenig man von ihnen hält. Sie wurden in die Irre geführt und zum Narren gehalten. Erinnert man sich in der SVP-Propaganda-Zentrale nicht mehr an die Unterschriften-Aktion und das erste Referendum? Weit über das Unterland und Überetsch hinaus wird man dies nicht so schnell vergessen.

Die SVP eine Flughafen-Partei?

Ja, die Propaganda der Flughafen-Partei SVP und der Landesregierung malten von Anfang an ein Schreckgespenst an die Wand: Bei einem Nein falle der Flughafen in fremde Hände. Das Gegenteil ist wahr: Ein Regierungsdekret überträgt die Regionalflughäfen mit allem Eigentum den Regionen und den autonomen Provinzen.

In den Flughafen wurde schon viel investiert, wäre es da nicht besser weiterzumachen?

Es wäre grotesk, neues Steuergeld in ein Fass ohne Boden zu schütten. Ich frage mich: Warum hat sich der Landeshauptmann so einseitig festgelegt? Hätte er sich in dieser Frage nicht als Landeshauptmann für alle beweisen müssen, anstatt landauf landab einen Feldzug zu unternehmen? War er nicht angetreten mit dem Versprechen, seine Politik transparent zu gestalten?

Wem nützt der Flughafen?

Vor allem einer Gruppe mit viel Macht und Geld! Diese wollen den Flughafen im Eigeninteresse. Die offenkundigen Interessensverflechtungen von prominenten Befürwortern belegen es ja ganz ungeniert.

 

 

 

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