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„Gayl“ auf Südtirol

„Gayl“ auf Südtirol

Mit Youtube-Videos und Online-Aktionen will der junge Pusterer Andreas Burger Südtirols Homosexuelle beim Outing unterstützen. Sein Ziel: Eine „fucking revolution.“

 Von Anton Rainer

„Erst vor ein paar Monaten hat sich jemand öffentlich auf Facebook geoutet“, freut sich Andreas Burger, „und er meinte, dass mein Projekt die Vorlage dafür war.“ Ein erstes Erfolgserlebnis für den 22-jährigen Gsieser – doch wenn es nach ihm geht, soll es dabei nicht bleiben: „Ich will mehr solche Leute“, meint Burger. Den den Grundstein dafür hat er immerhin schon mal gelegt.

Zwischen 15.000 und 50.000 homosexuelle Menschen leben derzeit in Südtirol, über die genaue Anzahl streiten sich die Statistiker. Fakt ist aber, dass nur ein Bruchteil dieser Personen seine Sexualität offen auslebt – aus Angst vor Mobbing und Ablehnung, aber auch aus Sorge um gesetzliche Diskriminierung. „Leute haben mich angeschrieben und mir gesagt, dass sie meine Facebook-Seite nicht liken können“, erinnert sich Burger, „weil sie fürchteten, ihre Freunde könnten es sehen.“

Blog und Facebook-Seite des jungen Pusterers hören auf den Namen „Gayl Südtirol“ – zweideutige Aussprache ausdrücklich erwünscht. Neben einem wilden aber sympathischen Sammelsurium aus mehr oder weniger ironisch gemeinten Justin-Bieber-Nacktfotos, Polit-Statements und Masturbations-Kalauern a la „Es liegt in deiner Hand…“ finden sich darauf auch mehrere selbstproduzierte Videos.

Auf einem der Videos sitzt Burger in der Hocke auf dem Balkon einer Almhütte – und spricht mit der Kamera. „Hoi, servus, grießt enk.“, sagt der 21-Jährige und stellt sich vor: „I bin der Andreas, i bin 21 Jahre olt, i kimm aus Gsies im Pustertol – und i bin schwul.“

„Das war mein erstes Video“, erinnert sich Burger heute, „und die Reaktionen waren echt gut.“ 1.500 Klicks und ein Outing eines Freundes später will der Gsieser Homosexuelle nachlegen: Mitte März veröffentlichte Burger, kurz vor einem mehrwöchigen Aufenthalt in Neuseeland, eine 19-minütige Aufnahme, in der er sein Outing beschreibt, seine ersten Gefühle – und das „fucking Paradies“ einer Schule mit hohem Jungs-Anteil. Es soll nicht die letzte Aufnahme bleiben, sagt Burger, weitere Videos und Aktionen will der Gsieser in Kürze ankündigen.

Seine Zielgruppe: Andere Jugendliche, denen er zeigen möchte, wie problemlos ein Outing am Ende sei. „Der Schritt sich zu outen, kann hart und langwierig sein, aber ich finde, dass sich noch viel mehr Südtiroler zeigen sollen!!!“, schreibt Burger. Erste Fans hat der 21-Jährige übrigens schon: Andreas Unterkircher, Präsident der schwullesbischen Initiative Centaurus, kannte Andreas Burger bisher zwar nicht, sagt nun aber: „Wenn er es wirklich schafft, von Gsies aus eine Revolution zu starten, spendier’ ich ihm ein Abendessen.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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