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Engel der neuen Medienwelten

Die Crimetuber Riccardo Angelini, Andy Hartner, Christine Rabanser (Moderatorin) und Lissy Pernthaler: Viel Beifall für ein Wagnis, das in Südtirol eine ganze Menge Schneid braucht. (Foto: Iduna Bones)

Die Crimetuber Riccardo Angelini, Andy Hartner, Christine Rabanser (Moderatorin) und Lissy Pernthaler: Viel Beifall für ein Wagnis, das in Südtirol eine ganze Menge Schneid braucht. (Foto: Iduna Bones)

Das Filmfestival Bozen gehört ganz und gar dem klassischen Kino. Doch heuer gab es eine besondere Premiere. Die gelobte Leinwand des Capitols wurde zum Kreißsaal von Südtirols erste Webserie „Crimetube“. Mit durchschlagendem Erfolg.

Von Heinrich Schwazer

Der Saal 2 im Capitol Kino ist berstend voll, das Publikum reißt sich um die letzten Sitzplätze, viele stehen, einige sitzen auf den Stufen. Das Licht verlöscht: “Gute Projektion!“ 12 Minuten später brandet Beifall auf. Beifall für ein Experiment mit offenem Ausgang, Beifall für ein Wagnis, das in Südtirol eine ganze Menge Schneid braucht.

Den Schneid für Südtirols erste Webserie „Crimetube“aufgebracht haben die Schauspieler Andy Hartner und Ricardo Angelini. Fast genau 9 Monate sind es her, dass sie die Idee ausbrüteten, nun ist das gemeinsame „Baby“ mit viel Schweiß zur Welt gebracht worden: “Ein großartiges Gefühl, es ist Wahnsinn wie viele Stunden in dieses Projekt investiert worden sind für 10 Minuten Film. Es ist derselbe Aufwand wie für einen Langspielfilm, die Sachen müssen ja alle gemacht werden, vom Dreh bis zum Schnitt und den Rest der ganzen Postproduktion und der Vermarktung. Es hat Spaß gemacht und wir sind erleichtert dass es auch auf der großen Leinwand funktioniert“ erklären sie der Moderatorin Christine Rabanser.

Das Publikum hat den Spaß genossen. „Es war ein Mega Abend, ich will unbedingt wissen, wie es weiter geht und wir sind alle total Crimetube Fans“, schwärmt ein Zuschauer aus dem Überetsch. Das ist genau das Ziel jeder Serie. Das Phänomen Webserie hat die beiden gereizt, weil es ein neues Format zwischen klassischem Spielfilm und Kurzfilm ist. „Jeder, der öfters Serien schaut, weiß, dass sich ein Sog entwickelt und man dran bleiben will. Dies hoffen wir mit unserem Format „Crimetube Südtirol“ zu schaffen.“, sagt Andy Hartner.

Crimetube-Premiere im Filmclub: Eine Webserie, die auch auf der großen Leinwand funktioniert (Foto: Manuela Tessaro)

Crimetube-Premiere im Filmclub: Eine Webserie, die auch auf der großen Leinwand funktioniert (Foto: Manuela Tessaro)

Die ersten zwei Episoden sind im Kasten, im Herbst sollen die restlichen drei Folgen gedreht werden, dann ist die erste Staffel mit dem Titel „Der Koffer“ komplett. Doch vorher geht es wieder ans Stoffentwickeln und Schreiben. Die Charaktere der ersten Folge sollen an Tiefe bekommen und schließlich stellt sich die Frage, ob das Ende offen bleibt oder ob der Fall abgeschlossen wird. Eine 2. Staffel wollen die „Crimetuber“ nicht ausschließen. Es gibt auch schon diverse Festivals, die Interesse am Format bekundet haben.

Bis die Serie online geht, braucht es noch etwas Geduld (ab Frühjahr 2017 geht sie online) , sagt die Schauspielerin Lissy Pernthaler, die auch mit von der Partie ist: „Es sei schon mal so viel verraten, dass es sich um keinen klassischen Krimi handelt, wo am Anfang ein Mord passiert, der dann von einem Kommissar aufgedeckt wird.“ Die Story beginnt mit einem Unfall, der drei ganz unterschiedliche Charaktere zusammenführt: Den Mönch Karl, gespielt von Andy Hartner, den Kommissar (Ricardo Angelini) und die Journalistin Chiara, verkörpert von Lissy Pernthaler: „Jeder will die Wahrheit aufdecken, hinter die Kulissen blicken, doch es ist unklar, wen man vertrauen kann und wem nicht. Die Geschichte entspinnt sich bis in die höchsten Gesellschaftsschichten Südtirols.“, so Ricardo Angelini.

Weitere Darsteller der Crimetube Serie sind Martina Schölzhorn, Katja Lechthaler, Simon Schwarz, Thomas Hochkofler und Roland Selva. 10-12 Minuten dauert eine Crimetube-Folge. Das ist genau die Aufmerksamkeitsspanne, die ein Youtube-Nutzer am Stück aufbringen kann. Beim Publikumsgespräch fällt die Frage, wie und ob man die Serie unterstützen kann? „Wir haben die ersten beiden Folgen mit Unterstützung von Sponsoren und privaten Förderen finanziert. Nun haben wir eine Zusage von der Kulturförderung erhalten. Für Unternehmen ist das Format interessant, weil es die Möglichkeit von Produktplatzierung gibt, was sicher für die eine oder andere Firma die neue Zielgruppen und Medien erschließen will eine spannende Idee sein kann. Wir sind für alles offen!“, antwortet Angelini. „Wir sind stolz das Prädikat 100 Prozent Made in Südtirol“ tragen zu können, es ist sehr inspirierend, wie viele Filmschaffende wir vereinen konnten und wie viel Potential es hier in Südtirol auf diesem Sektor gibt.“, sagt Lissy Pernthaler.

Im Saal daneben werden zur gleichen Zeit die Preise der 30. Ausgabe des Bozner Filmfestivals verliehen. Ein klassisches Filmfestival und eine Webserie mögen nicht die besten Freunde sein, aber die Aufmerksamkeit für den noch jungen Konkurrenten auf dem Filmmarkt zahlt sich auch für den großen Bruder aus. Ulrike Spitaler brachte es im Namen des Festivals auf den Punkt: “Manch einer könnte denken, dass man nach 30 Jahren Festival etwas einstaubt, aber da kommen plötzlich Engel und entführen einen in ganz neue Medienwelten“.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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