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„Lassen Sie uns in Ruhe!“

„Lassen Sie uns in Ruhe!“

Weil er sich von den „absolut sinnlosen“ Anfragen des Freiheitlichen Walter Blaas belästigt fühlt, verschickt ein Bürgermeister geharnischte Hilferufe ins ganze Land.

Von Anton Rainer

Am 17. Februar platzt Michael Epp der Kragen: In einer zweiseitigen Mail, die der Bürgermeister der Unterlandler Gemeinde Truden an sämtliche „Bürgermeisterkollegen/innen im Lande“ weiterleitet, drückt er sein „Bedauern und Entsetzen“ aus. Es ist der vorläufige Höhepunkt eines bizarren Email-Streits, dessen Kernproblem seit Monaten für Reibereien im Landtag sorgt. Immer wieder krachte es zwischen Landesrat Arnold Schuler und Freiheitlichen-Obmann Walter Blaas, weil letzterer derart detaillierte Anfragen stellt, dass Südtirols Bürgermeister, so Schuler, „völlig überfordert sind.“ Stimmt der Vorwurf? Zumindest im Fall Truden lässt er sich an einem Beispiel festmachen. Als der Freiheitliche im Jänner dieses Jahres eine Anfrage zur „Problematik des Zweiwohnungsmarktes“ stellt, erreicht auch die Gemeinde Truden ein entsprechendes Dokument. Man möge, so die Bitte, alle Zweitwohnungen und deren nach Staatbürgerschaft aufgeschlüsselte Eigentümer auflisten. Epp überlegt, setzt sich an seinen Computer – und schreibt an Walter Blaas:

„Sehr geehrter Herr Blaas, mit diesem Schreiben möchte ich […] mein Unverständnis für Ihre immer wieder absolut sinnlosen Landtagsanfragen, die unsere Gemeinden betreffen, ausdrücken. […] Alles nur Schall und Rauch, total irrelevante Dinge, mit denen Sie nur auf Landes- und Gemeindeebene die Arbeit der zuständigen Personen sinnlos verschwenden […] Braucht das überhaupt jemand? Nützt es jemandem? Stellen Sie sich solche Fragen nie????“

Es entspinnt sich ein längerer Email-Verkehr, in dem Walter Blaas betont, seine Arbeit „nach bestem Wissen und Gewissen“ zu verrichten, und Michael Epp glaubt, dass man nun „quitt“ sei. Falsch gedacht. Einen Monat später, am 19. Februar, bedankt sich Blaas bei einer Pressekonferenz bei „allen Gemeinden, die sich bei der Erhebung kooperativ gezeigt haben“ – und stellt die Gemeinde Truden an den Pranger: „Einige Gemeinden, darunter Truden im Nationalpark, verweigerten beharrlich die Auskunft.“ Die Folge: Eine weitere Anfrage, diesmal ausschließlich an die Gemeinde Truden gerichtet. Michael Epp ist entsetzt. In der oben genannten Mail vom 17. Februar schreibt er an alle Bürgermeister und das Land:

„Mir scheint es, als wolle [Blaas] sich mit einer Kleingemeinde anlegen, nur weil ich ihm meine Meinung […] direkt geäußert habe.“ Mehrere Seiten an geharnischten Vorwürfen später schimpft der BM: „Auf das Niveau eines Herrn Blaas möchte ich mich nicht herablassen.“ „Ich habe mich von meinen Emotionen leiten lassen“, lacht Epp heute, „aber zum Inhalt stehe ich nach wie vor.“ Solidaritätsbekundungen aus dem ganzen Land habe er damals bekommen – und am Ende die Anfrage „eh beantwortet.“ Inklusive Drohung gegen den blauen Obmann:

„Ich möchte Sie hiermit bitten und auffordern, uns in Ruhe arbeiten zu lassen. Sollten wir in Zukunft nochmals, und ich meine wirklich nochmals, eine Anfrage von Ihnen bekommen, dann sehe ich mich gezwungen, vor die Medien zu treten und den Sinn oder Unsinn Ihrer Anfragen öffentlich zu machen.“

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