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„Es war pures Glück“

„Es war pures Glück“

Seit Jahrzehnten lebt und arbeitet der Bozner Massimiliano Rizzo in Brüssel, wo er als parlamentarischer Berater tätig ist. Die TAGESZEITUNG erreichte ihn am späten Dienstagvormittag.

TAGESZEITUNG: Herr Rizzo, wo befinden Sie sich derzeit?

Massimiliano Rizzi: Ich bin zu Hause, zum Glück. Normalerweise nehmen ich und viele meiner Kollegen genau diese U-Bahn, um zur Arbeit zu kommen. Ich habe gerade mit einem Bekannten telefoniert, der aus der Metro evakuiert wurde. Er saß direkt hinter dem Waggon, in dem die Explosion geschah.

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Max Rizzo

Warum saßen Sie nicht in der U-Bahn?

Als ich vom Attentat am Flughafen gehört habe, habe ich sofort meine Frau angerufen und ihr gesagt, dass sie die U-Bahn nicht nehmen soll. Jeder reagiert auf seine Weise auf einen Anschlag, meine erste Reaktion war es, alle nach Hause zu holen. Die Erinnerung an Paris ist noch frisch, auch dort folgten auf ein Attentat noch weitere. Das war meine Sorge, leider habe ich rechtbehalten.

Was haben Sie dann gemacht?

Meine Frau hatte gerade meine zwei Kinder im Kindergarten abgeliefert und wollte zur Arbeit fahren. Ich habe sie angerufen und ihr gesagt, sie solle die Kinder wieder mitnehmen und nach Hause kommen. Wir hatten Glück, andere Kinder mussten aufgrund der Sicherheitsstufe stundenlang in den Schulen ausharren – wir haben noch rechtzeitig gehandelt.

Wie ist die Stimmung in der belgischen Hauptstadt?

Für Belgien ist es ein furchtbarer Tag. Seit Monaten hatte man sich darauf eingestellt, dass etwas passieren könnte. Jeder, der von den Explosionen am Flughafen hörte, glaubte an einen terroristischen Anschlag, daran gab es keinen Zweifel.

Hat man Angst vor einem Paris 2.0?

Das IST Paris 2.0 – die Verbindungen sind nicht zu übersehen. Mehrere Attentäter aus Paris stammen aus dem Brüsseler Viertel Moolenbeek, gut möglich, dass die Anschläge in Brüssel mit der Gefangennahme eines Pariser Terroristen vor rund einer Woche zusammenhängen.

Wem galten die Angriffe Ihrer Meinung nach?

Es war ein kalkulierter Angriff auf das Herz der Stadt. Um acht Uhr morgens bilden sich lange Schlangen am Schalter für den Zehn-Uhr-Flug über den Atlantik. Die U-Bahn wird um diese Zeit von den Funktionären der EU benutzt, die Station befindet sich genau im EU-Viertel.

Es war ein Angriff auf die Europäische Union?

Natürlich. Man hat zwar nicht ein Gebäude gesprengt, aber einen der wichtigsten Transportwege dorthin. Die U-Bahn war vollgepackt.

Interview: Anton Rainer

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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