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Südtirol wie Lesbos?

ebnerHK-Präsident Michl Ebner schlägt Alarm: Wenn in Südtirol Auffangstrukturen für Flüchtlinge errichtet würden, drohten Südtirol Zustände wie auf Lesbos.

Laut den Aussagen der Landesregierung sowie der Mitglieder der Euregio-Taskforce wurde vorgeschlagen, die Militärareale in Südtirol für die Flüchtlinge zu nutzen und in der wärmeren Jahreszeit auch Zeltanlagen in Südtirol zu errichten. „Was aus humanitärer Sicht verständlich ist, darf aus wirtschaftlicher Sicht keine negativen Auswirkungen auf den heimischen Tourismus haben“, so heißt es in einer Aussendung der Handelskammer am Donnerstag.

Das Südtiroler Gastgewerbe werde bereits durch die angekündigten Maßnahmen an den österreichischen Grenzen negativ beeinflusst. Eine zusätzliche Belastung innerhalb des Landes würden dem Sektor weitere Schwierigkeiten bereiten. Als Beispiel dien die Tourismusentwicklung auf der griechischen Insel Lesbos, wo ein Rückgang der Buchungen von fast 80 Prozent verzeichnet wurde. „Eine Aufnahme in Südtirol von Flüchtlingen über das zugewiesene Mindestkontingent ist daher kategorisch auszuschließen“, bringt es Handelskammerpräsident Michl Ebner auf den Punkt.

Die Südtiroler Wirtschaft zeige sich solidarisch mit den Kriegsflüchtlingen, die in unserem Land kommen, aber es muss zwischen Kriegsflüchtlingen und anderen Flüchtlingen unterschieden werden.

Die Militärunterkünfte seien in Südtirol weit verstreut und lägen vor allem auch in touristischen Gebieten, so etwa in Seis, Wolkenstein und Corvara. In den größeren Ortschaften wie Gossensaß, Sterzing, Innichen, Toblach, Welsberg, Bruneck, Eppan Meran, Schlanders und Mals seien derzeit nicht genutzte Areale vorhanden, um nur einige zu nennen.

„Die erforderlichen Auffangstrukturen müssen in den Gegenden des illegalen Grenzübertritts in Italien, jedenfalls spätestens in Verona errichtet werden, um die Flüchtlinge von Beginn an besser verteilen zu können“, so Ebner. Gefordert wird auch, dass die Kontrolle der Flüchtlinge auf das gesamte Staatsgebiet aufgeteilt werden muss.

Über die Hälfte der jährlich insgesamt 6,1 Millionen Gäste reise über den Brennerpass nach Südtirol an. Sie würden in Zukunft bei ihrer An- und Abreise mit Wartezeiten aufgrund der Kontrollen rechnen müssen. Diese Unannehmlichkeiten könnten durchaus zu einem Rückgang der Buchungen führen, glaubt man in der Handelskammer.

„Eine Reduzierung der Nächtigungen um auch nur einen Prozent im Jahr würde zu einem Rückgang des Südtiroler Bruttoinlandprodukts von mindestens 30,3 Millionen Euro führen, wobei der Gewinn der Betriebe unverhältnismäßig stark betroffen wäre, was sich unweigerlich auf die Arbeitsplätze und die künftigen Investitionen auswirken würde“, so Alfred Aberer, Generalsekretär der Handelskammer Bozen.

Auch Nord- und Osttirol müsse aufgrund der zu erwartenden Behinderungen mit Rückgängen bei den italienischen Gästen rechnen.

In der HK-Aussendung heißt es:

„Wenn man verfolgt, was derzeit an der Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien passiert, wo 15.000 Menschen im griechischen Grenzort Idomeni festsitzen, und diese Situation mit dem Nadelöhr Brenner vergleicht, so würde es dort nur wenige 100 Menschen brauchen, um Autobahn, Straße und Schiene de facto zu blockieren.
Die Auswirkungen auf die Nord- und Südtiroler Bevölkerung, die Touristen und die Wirtschaft wären völlig untragbar.
30 km/h auf der Autobahn am Brenner führen notgedrungen zu Staus und in der Folge zu langen Wartezeiten auch für die Südtiroler Bevölkerung. Durch den eingeschränkten Warenverkehr werden unweigerlich auch die Produkte für die Verbraucher/innen teurer.
Der Brennerpass ist der wichtigste Übergang in den Alpen. Im Jahr 2012 haben die meisten Güter die Alpen am Brenner überquert, insgesamt waren es 40,7 Millionen Tonnen. Davon wurden 72,5 Prozent auf der Straße transportiert und nur 27,5 Prozent nutzten die Schiene. Das unterstreicht die Bedeutung der Brennerautobahn für den Warentransport.
Was die Kontrolle der LKWs anbelangt, wäre es für die Wirtschaft hilfreich, wenn die Kontrollen bereits bei der Sadobre erfolgen und die PKWs an der Mautstation der Autobahn in Sterzing, nach Absprache zwischen den italienischen und österreichischen Stellen, kontrolliert würden. Damit müsste die Zufahrt zur Autobahn bei Brennerbad geschlossen werden, um einen Korridor zu schaffen. An Spitzentagen passieren über 56.000 Fahrzeuge den Brennerpass auf der Autobahn. Wenn diese alle erst am Brenner kontrolliert werden, wären noch größere Zeitverluste zu erwarten.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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