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„Nicht die feine Art“

Luis Durnwalder in seiner Wohnung in Partschins (Foto: Trentino Mese)

Luis Durnwalder in seiner Wohnung in Partschins (Foto: Trentino Mese)

Alt-LH Luis Durnwalder übt im Interview scharfe Kritik an Österreich: Südtirol sei viel zu spät über die Grenzschutzpläne informiert worden.

Den 1. April 1998 bezeichnet Luis Durnwalder als einen der „Höhepunkte in meinem politischen Leben“.

Im großen Interview mit der TAGESZEITUNG spricht der Alt-LH Klartext: Südtirol sei über die Grenzzaun-Pläne viel zu spät informiert worden. „Das war nicht die feine englische Art“, so Luis Durnwalder. In der EU fehle die starke Hand, sagt Durnwalder im Interview.

Und: Angela Merkel arbeite mehr mit Herz als mit Verstand. Durnwalder schließt auch nicht aus, dass die Stimmung in Südtirol kippen könnte.

Luis Durnwalder sagte am 1. April 1998 am Brenner wörtlich: „Die Unrechtsgrenze ist nach genau 80 Jahren zur Bedeutungslosigkeit degradiert worden.“

Auf die Frage von Chefredakteur Artur Oberhofer: „Hätten Sie sich jemals erwartet, dass wieder ein Zaun errichtet wird?“ antwortet Durnwalder:

Das hätte ich mir nie erwartet, aber man kann die Zukunft nie so detailliert voraussehen. Ich bin davon überzeugt, dass der Zaun letztendlich gar nicht errichtet wird. Österreich will vor allem jetzt, wo Wahlkampf herrscht, zeigen, dass man mit der EU-Politik nicht einverstanden ist. Dass man genug Flüchtlinge im Land und die Obergrenze erreicht hat.“

Sie haben also Verständnis für die österreichischen Anliegen? Die Österreicher sagen, die Südtiroler hätten leicht reden, sie hätten ja nur 900 Flüchtlinge aufgenommen.

Ich habe Verständnis dafür, dass Österreich sich über die EU ärgert, weil die EU keine richtige Flüchtlingspolitik macht. Die EU sagt: Kommt’s, kommt’s, kommt’s …, und dann weiß man nicht, wie man die Flüchtlinge verteilen soll. Einige Länder zahlen halt mehr drauf wie andere. In meinen Augen ist die Politik der EU gescheitert.

Sie haben auch Verständnis dafür, dass die Österreicher in Sachen Grenzsicherung sich mit Südtirol nicht abgesprochen haben?

Was nicht sehr fein und nett war, das war die Art und Weise, wie man das getan hat. Man hätte früher mit uns, sprich: mit LH und Landesregierung reden müssen, weil ich halt schon der Meinung bin, dass Südtirol davon betroffen ist.

Die Südtiroler Politik hat in den vergangenen Tagen ein Bild der Hilflosigkeit abgegeben. Sie kennen die diplomatischen Gepflogenheiten: Wurde der LH überrumpelt? Oder wurde er gar nicht informiert?

Beides trifft a bissl zu! Er wurde zu spät informiert. Ich glaube schon, dass Österreich diesbezüglich hätte mehr tun können. Auch die Europaregion hätte sich früher darum kümmern können, wenn sie informiert worden ist. Ich weiß es nicht. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass der Kollege Platter schon ein bisschen früher darüber informiert worden ist, was Österreich plant.

LESEN SIE IN DER PRINT-AUSGABE:

  • Wie Luis Durnwalder die deutsche Kanzlerin Angela Merkel vorwirft
  • Warum der Alt-LH nicht ausschließt, dass die Stimmung in Südtirol zugunsten der Rechten kippen könnte.
  • Und: Warum Durnwalder die Euregio für einen zahnlosen Tiger hält
Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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