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Ein Meraner in New York

Ein Meraner in New York

In Südtirol ist Stefan Siegel weitgehend unbekannt, international macht der Meraner Unternehmer mit seiner Designer-Plattform „Not Just a Label“ schon länger von sich reden. Nun hat NJAL den ersten Flagship-Store im Nobelhotel „Waldorf Astoria“ an der Park Avenue eröffnet.

Stefan Siegel, gebürtiger Meraner mit Wahlheimat London, weist eine für Südtiroler Verhältnisse nicht alltägliche Biographie auf: In der Kurstadt aufgewachsen, dort bis zu seinem 15. Lebensalter zur Schule gegangen, anschließend Besuch der Kadettenschule der italienischen Marine in Venedig, internationale Model-Karriere, Wirtschaftsstudium in Wien, nach dem Abschluss einige Jahre für renommierte Banken tätig, seit 2008 Betreiber der Online-Plattform „Not Just a Label“ (NJAL), die laut eigenen Angaben 20.000 Designer aus 120 Ländern vertritt.

Im Gespräch mit der TAGESZEITUNG erzählt der 37-jährige Unternehmer, wie er es mit seiner digitalen Plattform in eine der teuersten Einkaufsstraßen der Welt geschafft hat.

Tageszeitung: Herr Siegel, was steckt hinter „Not Just a Label“?

Stefan Siegel: Junge Modeschöpfer stehen am Anfang ihrer Karriere meist vor großen Schwierigkeiten. Mein Ziel war es daher, ein Bindeglied innerhalb der Modeindustrie zu werden, wobei ich zeitgenössische Jungdesigner und ihre Kollektionen international in einer Online-Plattform präsentiere. „Not Just a Label“ schafft einen grenzenlosen Raum und einen globalen Markt für Jungdesigner. Die Plattform  läuft mittlerweile sehr gut. Am Anfang war es allerdings eher schwierig, Investoren zu finden.

In Ihrer Biographie steht, dass Sie die Kadettenschule „Francesco Morosini“ in Venedig besucht haben. Ein eher unüblicher Bildungsweg für einen jungen Südtiroler?

Ich wollte immer Pilot werden, und der Besuch dieser Militärschule war eine Möglichkeit dazu. Ich war drei Jahre dort, irgendwann hatte ich keine Lust mehr weiterzumachen und habe dann in Wien Wirtschaft studiert. Ich war nebenbei Model und habe so viele Jungdesigner kennengelernt. Das war auch der Startschuss für NJAL.

Welche Verbindung haben Sie noch zu Meran?

Meine Familie lebt in Meran, und ich besuche Südtirol alle zwei bis drei Monate. Ich habe einen sehr engen Freundeskreis, aber leider beschränkt sich der Kontakt nur noch auf die Feiertage. Seit drei Jahren unterstütze ich „Wanderer“, eine Gruppe von Südtiroler Kreativen, welche sich einmal im Jahr treffen. Sonst bin ich im Winter oft in den Bergen anzutreffen,; ich schreibe auch für einige internationale Freeride-Magazine.

Sie haben jüngst Ihren ersten Flagship-Store in einer der teuersten Einkaufsstraßen der Welt eröffnet. Dürfen wir nach dem Mietpreis des NJAL-Shops im Hotel „Waldorf Astoria“ fragen?

Die Miete beträgt 6 Millionen $ pro Jahr. Es gab auch vom „Waldorf Astoria“ ein Interesse, „Not Just A Label“ als Partner zu haben, und wir bezahlen daher nicht den vollen Preis.

Das sind umgerechnet etwa 5,5 Millionen Euro. Wie finanzieren Sie das?

Wie gesagt, das „Waldorf Astoria“ ist am Projekt selbst beteiligt, und ebenso die Stadt New York über den Fonds „Made in New York“. Dieser fördert Produkte oder Produktionen aus New York in Bezug auf Mode, Theater usw. Wir haben uns mit der Store-Idee an einer Ausschreibung des Fonds beteiligt und konnten die Jury von unserer Idee überzeugen. Außerdem läuft der Shop sehr gut. Die Verkaufszahlen der ersten Wochen unterstreichen das Verlangen nach etwas Neuem.

Was gibt es im Store zu kaufen?

Der Store präsentiert die Jungdesigner aus New York City, in erster Linie Stoffproduzenten, Schneider und Ateliers. Jedes Stück unserer „Kollektion“ wurde in einem der fünf Bezirke in New York City hergestellt, und der Großteil der Marge fließt zurück an die Designer. Wir behalten 30 Prozent ein.

Was erwarten Sie sich davon?

Ein Umdenken. Ein New Yorker Kunde kann die jungen Talente in der Stadt unterstützen. New York ist die einzige Modemetropole, welche ein noch intaktes Netzwerk an Manufakturen, Fabriken und Ateliers beherbergt.

Wie lange bleibt der NJAL-Store offen?

Zunächst bis 2017, dann wird das Hotel saniert.

Interview: Karin Gamper

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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