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Geschäft unter Freunden

sparkassenhaus waltherplatzFast 40 Millionen Euro zahlt die Stiftung Sparkasse der Bank für das Sparkassenhaus am Waltherplatz. Auch René Benko hatte ein Angebot vorgelegt. Die TAGESZEITUNG rekonstruiert, wie es zum überraschenden und auch fragwürdigen Deal gekommen ist.

von Heinrich Schwarz

Karl „Schaly“ Pichler will nicht über Zahlen reden: „Wichtig ist nur, dass wir eines der vielleicht prestigeträchtigsten Gebäude von ganz Bozen gekauft haben. Es handelt sich um das Herzstück der Sparkasse – und das wollen wir nicht jemand anderem lassen. Wir streuen unser Vermögen jetzt noch stärker und setzen uns weniger den Schwankungen an den Finanzmärkten aus“, so der Präsident der Stiftung Sparkasse, dem Mehrheitseigentümer der Sparkasse.

Kurz vor Weihnachten hat Pichler einen Kaufvorvertrag mit der Sparkassen-Tochtergesellschaft Sparim unterzeichnet und damit das Sparkassenhaus am Bozner Waltherplatz erworben. Die Rede ist von einem Kaufpreis von fast 40 Millionen Euro.

Der überraschende Deal wirft einige Fragen auf: Warum verkauft die Sparkasse ihre größte Immobilie – und das auch noch an ihren Mehrheitseigentümer? Warum erfolgte der Verkaufgleich nach der Kapitalerhöhung und noch rasch vor dem Jahreswechsel und direkt? Braucht die Sparkasse dringend Erträge, um positive Bilanzzahlen schreiben zu können?

Innerhalb der Sparkasse spricht man von einer einzigartigen Verkaufsgelegenheit, die man sich nicht entgehen ließ. Doch der Reihe nach:

Die Bankfiliale im Sparkassenhaus nimmt nur einen relativ kleinen Teil des Gebäudes ein. Geschäfts- und Büroräume sowie Wohnungen machen den weit größeren Teil ein. Die Sparkasse erzielt dadurch stattliche Mieteinnahmen.

Um dieses Geschäft noch rentabler zu machen, entstand die Idee, das Haus als Ganzes zu vermieten – eventuell in Form eines Kaufhauses. Nach Informationen der TAGESZEITUNG kam man in einer entsprechenden Studie allerdings zum Ergebnis, dass das Risiko zu hoch ist. Sollte das Projekt nach einigen Jahren nicht den gewünschten Erfolg bringen, müsste man das Haus erneut umstrukturieren. Dieses Thema war damit abgehakt.

Indes entschied sich die Sparkasse, das Gebäude am Waltherplatz im Sinne einer Aufwertung um einen Stock zu erhöhen und energetisch zu sanieren. Verkaufsabsichten gab es in diesem Moment noch keine. Die Arbeiten wurden im Herbst abgeschlossen. Der abgebaute Baukran ist immer noch auf dem Dach zu sehen, da er wegen des Weihnachtsmarktes nicht weggebracht werden kann.

Weil der ursprüngliche Plan, das Sparkassenhaus als Ganzes zu vermieten, wohl nach Außen gedrungen ist, langten heuer Kaufangebote von Privaten ein – darunter auch vom Tiroler Investor René Benko, der bekanntlich äußerst finanzstark ist.

Als die Angebote so hoch wurden, dass für die Sparkasse ein Veräußerungsgewinn herausschaut, wurde das Interesse der Bank erst so richtig geweckt. Auch vor dem Hintergrund, dass die Bankenaufsichtsbehörde Banca d’Italia darauf drängt, dass sich Bankenauf ihr eigentliches Business konzentrieren und deshalb nicht strategische Liegenschaften veräußern. Und im Sparkassenhaus ist an sich nur die Filiale bankenstrategisch.

Die Stiftung Sparkasse kam ins Spiel, da diese laut einer Klausel über die Immobilien informiert werden muss. Nach Informationen der TAGESZEITUNG hat die Stiftung auf stur geschalten und darauf gedrängt, das Gebäude selbst zu kaufen. Der Deal wurde deshalb so schnell über die Bühne gebracht, weil der Sparkasse ein lukratives Angebot mit Gültigkeit bis 31. Dezember vorlag. Der Bank ist der Verkauf an die Stiftung natürlich recht, denn das Haus bleibt praktisch in der Familie. Beide Seiten scheinen höchst zufrieden zu sein.

Das heurige Geschäftsergebnis der Südtiroler Sparkasse dürfte laut aktuellem Stand der Dingeleicht im positiven Bereich liegen – trotz eines plötzlichen Schocks: Am 7. Dezember erfuhr die Sparkasse, dass sie sich mit rund zehn Millionen Euro an der Rettungsfonds für die vier krisengebeutelten Regionalbanken beteiligen muss. Die Stimmung bei den italienischen Banken ist aufgrund dieser politisch verordneten Rettungssituation katastrophal, denn die Bilanzen werden verschlechtert.

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