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Rettende Luftkissen?

Nach dem Sturz von Matthias Mayer gibt es Diskussionsstoff: Hat der neue Airbag wirklich Schlimmeres verhindert oder hat er alles schlimmer gemacht?

TAGESZEITUNG Online: Herr Heel, dieses Jahr wurde erstmals das neue Airbag-System im Weltcup zugelassen. Was halten Sie davon?

Werner Heel: Es ist natürlich eine super Sache, dass die Firma Dainese ein solches System entwickelt hat. Ich denke aber, dass das System jetzt nach dem Sturz von Matthias Mayer ein bisschen ins falsche Licht gerückt wird. Viele sagen, dass dieser Airbag nicht das gebracht hat, was er hätte bringen sollen oder, dass die Wirbel durch den Airbag gebrochen wurden. Es ist sicher schwierig zu beurteilen, ob der Airbag für den Wirbelbruch verantwortlich ist oder ob das System Schlimmeres verhindert hat. Das System ist aber mit Sicherheit zu befürworten und ich hoffe, dass es irgendwann verpflichtend eingeführt wird.

Matthias Mayer sprach nach dem Unfall selbst von Glück, dass er den Airbag anhatte und nichts Schlimmeres passiert ist.

Als Außenstehender ist schwierig zu sagen, was stimmt. Wenn er sagt, dass der Airbag Schlimmeres verhindert hat, ist dies sicher eine positive Aussage.

Von Ted Ligety kommt ziemlich viel Kritik. Er ärgert sich darüber, dass Rennfahrer als „Crash- Test- Dummys“ verwendet werden.

Früher oder später müssen neue Systeme getestet werden. Ich befürworte es, dass sich Athleten dafür zur Verfügung stellen. Wenn man heutzutage nicht mehr in die Entwicklung von zusätzlichen Schutzmechanismen investiert, können wir auch zusammenpacken und zuhause bleiben. Bei einem Ski-Test ist auch nicht immer alles sicher und beim Training gibt es auch nicht die Sturzräume und Sicherheitsmaßnahmen wie bei einem Weltcup-Rennen – in diesem Moment ist man auch der Gefahr ausgeliefert. Ich glaube Ted Ligety hat sich ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt. Er sollte sich dieses Projekt lieber ordentlich anschauen und sich mit der Firma in Verbindung setzten, bevor er solche Aussagen tätigt.

Sie haben dieses System selbst in der Test-Phase ausprobiert. Wie funktioniert er?

Das ist ein eigens entwickeltes System welches erkennt, wann eine Rotation stattfindet. Wenn man beispielsweise stürzt, erkennt das System, dass eine höhere Geschwindigkeit und eine bestimmte Neigung zusammenkommen und löst den Airbag aus – weil es von einem Sturz ausgeht. Es funktioniert ähnlich wie die Airbag-Systeme im Moto-GP. Dort arbeitet man schon seit Jahren damit.

Verwenden Sie selbst den Airbag in dieser Saison?

Logisch. Ich werde ihn auch trotz dieser Diskussionen weiter verwenden.

 

Gibt es Vor- oder Nachteile beim Tragen – beispielsweise was das Tempo, den Luftwiderstand oder die Bewegungsfreiheit betrifft?

Es gibt sicher keine Probleme mit dem Luftwiderstand – das wurde im Windkanal ausreichend getestet. Was sich durch das Tragen des Airbags allerdings verändert ist die Bewegungsfreiheit der Sportler. Man hat zwar auch hier angenehmere und leichtere Luftkissen gefunden, aber viele Fahrer sind sensibel und fühlen sich in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt.

Die Hersteller sprechen von einem Schutzmechanismus für den Breitensport. Könnte es zum Standard neben einem Helm werden?

Auf jeden Fall. Das ist sicher auch ein Interesse der Firma. Der Rennsport ist als Ausgangslage dafür eine gute Plattform. Momentan denke ich aber nicht, dass das System für den Breitensport geschaffen ist – einfach auch, weil die Kosten mit knapp 2.000 Euro für viele Nutzer zu hoch sind. Vielleicht setzt sich das System trotzdem irgendwann durch…

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