Du befindest dich hier: Home » News » „Mein Traum“

„Mein Traum“

caramaschi bozenRenzo Caramaschi, bis vor sechs Jahren City Manager der Gemeinde Bozen, bietet sich mit 69 Jahren als Bürgermeisterkandidat für Mitte-Links an. Durchaus mit Erfolgschancen.

von Thomas Vikoler

„Ich bin kein Politiker, vielleicht bin ich taktisch nicht klug vorgegangen“.

Diesen Satz wiederholt Renzo Caramaschi im Gespräch mit der TAGESZEITUNG gleich mehrmals.

Aber der Stein ist geworfen – der frühere City Manager der Gemeinde Bozen bietet sich als Bürgermeisterkandidat für Mitte-Links an. Und ordnet sich gleich selbst auf dem Feld der Politik ein: „Ich bin ein Außenseiter, ein Kamikaze. Aber es ist mein Traum“.

Caramaschi stößt in eine Art personalpolitisches Vakuum.

Seit dem Aus für die Regierung Luigi Spagnolli Ende September herrscht in der Stadt großes Rätselraten darüber, wer die dafür Fähigkeiten haben könnte, die Stadt aus der Unregierbarkeit zu führen. Ja, einige Namen wurden natürlich genannt: Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder, der sich sehr geschmeichelt fühlte, oder SVP/PD-Senator Francesco Palermo, der dankend ablehnte. „Dass die Italiener mehrheitlich, bei allem Respekt für ihn, Durnwalder wählen würden, das wäre der höchste Ausdruck von Trägheit“, kommentiert Caramaschi.

Er selbst war bereits einmal von Dritten als Bürgermeisterkandidat vorgeschlagen worden. Das war vor den vergangenen Gemeinderatswahlen im Mai – der Vorschlag kam von den Ökosozialen. Ist Caramaschi etwa ein Linker? Wohl eher nicht, aber er hält ein Mitte-Links-Bündnis für die bestmögliche Regierungskoalition für Bozen. „Die Stadt ist seit dem 2. Weltkrieg immer von Mitte-Links regiert worden und das nicht schlecht“.

Caramaschi, setzt also, sollte er vom PD, eventuelle den Zentrumskräften und den Ökosozialen zum Bürgermeisterkandidaten erkoren werden, auf Kontinuität. Kein Flirt mit den Rechten oder mit den Grillini. Alessandro Urzì, der Verlierer der Stichwahl gegen Spagnolli, wirft Caramaschi bereits jetzt vor, seine überparteiliche Position aufgegeben zu haben.

Eigentlich ein gutes Zeichen für den pensionierten Gemeindebeamten, der sich weiter mit Literatur (im März erscheint sein dritter Roman), Bergwanderungen (er ist Autor mehrerer Wanderbücher, im Sommer will er den Hochgall besteigen) und der klassischen Musik widmet (er hat Klassik-Größen wie Claudio Abbado nach Bozen gebracht).

Das Curriculum Caramaschis stimmt jedenfalls, er war früher Stadtkämmerer von Bozen, bis er auf den neugeschaffenen Posten eines City Managers gewechselt ist. 2009 ging er in Pension. „Ich habe gezeigt, dass ich verwalten kann. Und dass ich mich, wenn ich mich für etwas entscheide, dem voll und ganz widme. In diesem Fall für höchstens eine Amtszeit, ich könnte gleichzeitig einen Nachfolger aufbauen“, bemerkt der potentielle Bürgermeisterkandidat.

Das sagt er mit nunmehr 69 Jahren, einem Alter, in dem die Lebensenergien im Normallfall schwinden: „Ich habe großen Enthusiasmus, weiß aber nicht, ob ich den auch auf die Bürger übertragen kann“. Caramaschis Ziel ist es jedenfalls, die Stadt mit „neuen Ideen“ wieder aufzurichten. „Wir sind gegenüber Trient in Rückstand geraten“.

Der pensionierte Beamte, der die Gemeinde weiter als Vizepräsident des WoBi vertritt, outet sich etwa als Befürworter des Flughafenausbaus und Skeptiker zum Benko-Projekt. „Mich wundert, dass die Baulücke in der Südtirolerstraße nicht mit in die Pläne hineingenommen wurde anstatt den Bahnhofspark zu opfern“, kommentiert Caramaschi.

Er ist sich aber offenbar bewusst, dass man ohne klare Position zum Benko-Projekt keine Wahl gewinnen kann.

LESEN SIE IN DER PRINT-AUSGABE:

  • Wie man den Caramaschi-Vorstoß im PD beurteilt.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen