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Merkwürden Toni

Der Fall um den mutmaßlich erpressten Pfarrers von Mühlwald wird immer verworrener. Einige seiner Zeugenaussagen vor Gericht werden nun durch Bankauszüge widerlegt.

Von Thomas Vikoler

Beim Hochamt zu Maria Himmelfahrt des Jahres 2012 machte Anton Auer, Pfarrer von Mühlwald, ein für die meisten Gläubigen überraschendes Geständnis:

Er habe 150.000 Euro aus der Kirchenkasse einer bedürftigen Frau geschenkt. „Ich bin Opfer meiner eigenen Gutgläubigkeit“, räumte der Pfarrer ein.

Für Wochen der große Aufreger in der 1.500-Seelen-Gemeinde.

Am Donnerstag wurde im Saal C des Landesgerichts offenbar, dass der Pfarrer sein öffentliches Geständnis nicht freiwillig abgelegt hat. Er wurde nämlich vom damaligen Pfarrgemeinderat mehr oder dazu gezwungen. Das erklärt die damalige Vorsitzende des Pfarrgemeinderates nun im Zeugenstand.

Sie schildert auch, wie es zu diesem spektakulären Schritt kam: Auf dem Kirchen-Konto fehlten 140.000 Euro – und das in einem Zeitraum von wenigen Monaten.

2010 hatte eine Frau der Pfarre Mühlwald eine stattliche Erbschaft in der Höhe von 150.000 Euro hinterlassen. Das Geld sollte für die Restaurierung einer Kapelle verwendet werden. „Im Februar 2012 befand sich der volle Betrag auf dem Konto, im August desselben Jahres waren es nur mehr 10.000 Euro“, berichtet die Zeugin. Sie habe den Pfarrer folglich zur Rede gestellt.

Hochwürden Anton Auer hat im März dieses Jahres in diesem Strafverfahren zum Verdacht des Betrugs und der Erpressung gegen Stella Gabrielli, 37, und deren Ehemann Luca Ienna, 39, als Zeuge ausgesagt. Er berichtete von regelmäßigen Zahlungen seinerseits an die junge Frau ab dem Jahre 2003.

Doch es gibt Ungereimtheiten: Staatsanwalt Axel Bisignano hat in der Zwischenzeit die Bankkonten des Pfarrers und der Pfarre einholen lassen. Es zeigt sich offenbar, dass es bis 2010 keine mit den Aussagen des Zeugen übereinstimmende Abhebungen gab. Der Staatsanwalt erwägt nun eine Abänderung der Anklage mit einer wesentlichen Verkürzung des Tatzeitraumes.

Fabrizio Falvo, der aus Lamezia Terme angereiste Anwalt von Stella Gabrielli und Luca Ienna, verfolgt die Entwicklung mit Genugtuung: „Am Ende wird nicht viel übrigbleiben“, sagt er. Zumal selbst der Staatsanwaltschaft Zweifel hat, ob die mutmaßliche Betrügerin und Erpresserin (sie soll Pfarrer Auer unter falschen Vorwänden wie einen Schwangerschaftsabbruch und einem Erbschaftsantritt rund 180.000 Euro abgepresst haben) überhaupt Mühlwalder Boden betreten hat.

LESEN SIE IN DER PRINT-AUSGABE:

  • Wie es nun im Prozess weitergeht.
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