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Die Europawanderung

Namhafte Bauernvertreter und Politiker nahmen an der Europawanderung des Bauernbundes teil. Die brisanten Themen: Bürokratie, Gülleausbringung, Milchpreise sowie Bär und Wolf.

Sie hat bereits Tradition: Im Sommer lädt der Südtiroler Bauernbund namhafte Bauernvertreter und Agrarpolitiker aus verschiedenen europäischen Regionen zur „Europawanderung“ ein. Auf der Vallming-Alm am Rosskopf wurde heuer intensiv über den Erhalt des ländlichen Raumes, die Milchwirtschaft, die Bürokratie und eine bessere Kommunikation mit den Konsumenten diskutiert.

Etwa 30 Vertreter der Bauernbünde von Tirol, Vorarlberg, Salzburg und Bayern und eine ganze Reihe von politisch Verantwortlichen wie Landeshauptmann Arno Kompatscher, Landesrat Arnold Schuler, die EU-Abgeordneten Herbert Dorfmann und Albert Deß, der Tiroler Nationalratsabgeordnete Hermann Gahr sowie die Südtiroler Landtagsabgeordnete Maria Kuenzer, ihr Tiroler Kollege Hermann Kuenz und Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder waren der Einladung des SBB auf die Vallming-Alm gefolgt.

Zur Sprache kam unter anderem die Notwendigkeit, mit den Konsumenten verstärkt in Kontakt zu treten. Durch die zunehmende Verstädterung sei das Wissen über und das Verständnis für die Landwirtschaft zurückgegangen.

„Es ist eine große Herausforderung, die Gesellschaft allgemein und die Konsumenten im Besonderen wieder an die Landwirtschaft heranzuführen“, machte Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler deutlich. Eine weitere Herausforderung ist die zunehmende Bürokratie. Die Bauernvertreter wünschten sich mehr Verständnis für die Bedürfnisse der Kleinbetriebe, gerade auch von Seiten der Verwaltung. Kleine Betriebe würden am meisten unter der Bürokratie leiden.

„Die Landwirtschaft findet in der Natur statt und nicht im Büro“, brachte es Landeshauptmann Arno Kompatscher treffend auf den Punkt. Er sprach sich zudem für eine engere Zusammenarbeit der Landwirtschaft aus, denn die Betriebe im Alpenraum hätten ähnliche Anliegen und Bedürfnisse – besonders in der Europaregion Tirol. An den aktuellen Projekten des Landes interessiert die Bauern derzeit vor allem die Raumordnungsreform. „Hier ist ein neuer Ansatz notwendig“, warb Kompatscher.

Ein weiteres heißes Eisen schnitt Landesrat Arnold Schuler an: die Gülleausbringung in Natura 2000-Gebieten. Schuler versprach den anwesenden Bauernvertretern aus Südtirol, eine möglichst unbürokratische Lösung auf politischer Ebene zu finden. Zuvor wären aber noch Erhebungen der aktuellen Situation notwendig.

Ein großes Anliegen ist den Bauernvertretern und Agrarpolitikern seit jeher der ländliche Raum. Viel Lob kam von den Anwesenden für die „Plattform Land“, die sich zum Ziel gesetzt hat, den ländlichen Raum in Südtirol zu stärken. „Wenn wir wollen, dass die Menschen auf dem Land bleiben, brauchen wir ausreichend qualifizierte Ausbildungsmöglichkeiten und Arbeitsplätze, funktionierende Infrastrukturen, soziale Dienste, ein schnelles Internet und ein gut ausgebautes Straßen- und Wegenetz“, fasste Leo Tiefenthaler zusammen.

Kompatscher und Schuler erklärten, dass das „Wegeprogramm“ weitergeführt werde. Für heuer und das nächste Jahr werden die Geldmittel für den Bau bzw. die Instandhaltung der Wege aufgestockt.

Mit Sorge beobachten nicht nur die Südtiroler Bauernvertreter die Ausbreitung des Bären und bald wohl auch des Wolfes. „Gerade einer der sensibelsten Bereiche, die Almwirtschaft, wird durch das Großraubwild gefährdet. Die Alpung von Kühen und Kälbern ist für uns enorm wichtig, einmal für die Tiergesundheit, aber auch für den Erhalt der Kulturlandschaft in der Höhe. Daher brauchen wir akzeptable Lösungen. Ein Miteinander von Großraubwild und Almwirtschaft ist nur schwer vorstellbar“, sagte Direktor Siegfried Rinner.

Probleme mit Wolf, Bär & Co. gebe es auch in Bayern, unterstrich der Präsident des Bauernverbandes Walter Heidl. In Bayern werde daher der Ruf nach wolfsfreien Zonen laut.

Sorgen bereitet den Bauern im Norden der gesunkene Milchpreis. Neben wirtschaftlichen Schwierigkeiten in einigen Absatzmärkten würden vor allem die Handelsketten die Preise nach unten treiben. Das treffe wieder besonders die kleineren Betriebe. Hier gelte es, Druck auf den Einzelhandel auszuüben.

Anlässlich des Jahres des Bodens kam auch die Bedeutung der Flächensicherung zur Sprache. Ohne ausreichend bewirtschaftbare Flächen sei keine Landwirtschaft möglich – und damit keine Lebensmittelproduktion und keine Pflege der Kulturlandschaft. Die EU-Abgeordneten Herbert Dorfmann und Albert Deß unterstrichen daher die Notwendigkeit, darauf noch deutlicher als bisher aufmerksam zu machen.

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