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„Gülle stinkt eben“

gülle-fischnallerIn Lüsen klagen Bürger über den intensiven Geruch der Gülle, die in den letzten Tagen auf den Feldern in der Nähe des Dorfes ausgebracht wurde. Was Bürgermeister Josef Fischnaller zur Problematik sagt.

TAGESZEITUNG Online: Herr Fischnaller, stinkt es auch bei Ihrem Haus?

Josef Fischnaller: Ich wohne unmittelbar daneben. Der Gestank war dieses Mal extrem intensiv und störend. Der Geruch ist effektiv ein Problem. Momentan stinkt es jedoch nicht mehr. Aber es trifft zu, dass vor einigen Tagen der Gestank nicht unbeträchtlich war. Wird Gülle ausgebracht, dann stinkt es immer.

Die Bürger klagen über Bauern, die bei der großen Hitze Gülle ausbringen. Sie können ihre Wohnungen nicht mehr lüften, keine Wäsche im Freien trocknen lassen usw.

Vergangene Woche sind ein paar ungünstige Faktoren hinzugekommen: Der Wind wehte Richtung Dorf, wodurch der Geruch schlimmer war. Und es ist nun mal eine Tatsache, dass Gülle im Sommer, besonders bei Rekordtemperaturen, die heuer herrschen, mehr stinkt als im Frühjahr und im Herbst. Und dagegen kann der Bauer kaum etwas un.

Haben Sie viele Beschwerden erhalten?

In der Gemeinde hat sich eine Person beklagt.

Besonders ein Großbauer, der seine Felder in der Nähe des Dorfes hat, ist beim Ausbringen der Gülle fleißig…

Es ist ein Problem, wenn ein Bauer seine Felder in der Nähe von Wohnbauzonen hat. Dieser Bauer bemüht sich jedoch seit Jahren, das Problem zu minimieren: Er hat eine gute Beregnung und bewässert das Feld nach der Ausbringung immer sofort, damit es nicht so sehr stinkt. Dieses Mal hat er beide Felder gleichzeitig mit Gülle versehen, weil er zuvor gemäht hatte.  Aber als Vollerwerbsbauer ist es schwierig: Als Nebenerwerbsbauer lebe ich in erster Linie von meinem fixen Job. Der Vollerwerbsbauer lebt nur vom Ertrag der Landwirtschaft.

Werden Sie etwas unternehmen?

Wir werden kaum etwas ändern können. Das ist kein neues Thema: Ich versuche ausgleichend zu wirken. 1983 wurde einstimmig eine Gülleverordnung vom Gemeinderat genehmigt. Wir können im Gemeinderat darüber diskutieren, aber ich sehe wenig Spielraum. Wir können dem Bauer nicht verbieten, seine Gülle auszubringen.

Sie fordern mehr Toleranz?

Es geht nicht ohne Toleranz. Ich kann mich sehr wohl in jene Leute hineinversetzen, die der Geruch stört. Mich stört er ja auch. Aber ich verstehe auch die Vollerwerbsbauern, die ihre Landwirtschaft intensiv betreiben. Milchwirtschaft funktioniert nun mal so. Und Gülle stinkt eben.

Interview: Erna Egger

 

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