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Die Hufeisen-Posse

hufeisen-flashVor einem Jahr hat der Wirt der Lenkjöchlhütte in Prettau am Roßhuf ein riesiges Hufeisen aufgestellt. Warum das Glückssymbol jetzt vom Gipfel wieder verschwinden muss.

von Silke Hinterwaldner

„Ich bin schwer enttäuscht von der Verwaltung in Südtirol.“ Richard Steger ist seit 41 Jahren Wirt auf der Lenkjöchlhütte im hintersten Prettau auf rund 2.600 Metern über dem Meer.

Nach vier Jahrzehnten auf der Schutzhütte wollte Steger ein Zeichen setzen. So setzte er sich hin entwarf und schmiedete ein riesiges Hufeisen, ein Symbol für das Glück, weil in vielen Jahren oben auf dem Berg immer alles gut gegangen ist. Dieses Hufeisen transportierte der Hüttenwirt zusammen mit einer Heerschar an Helfern Ende September vergangenen Jahres auf den Roßhuf, dem nahen Gipfel, auf dem bisher nur ein altes, verlottertes Holzkreuz stand.

Seitdem bekommen Hüttenwirt Steger und seine Familie viel Lob für das schöne Hufeisen auf dem Roßhuf. Von der Hütte aus kann man das neue Symbol sehen, ansonsten ist es nicht von weitum sichtbar.

Aber die Tage des Hufeisens auf dem Roßhuf sind gezählt. Am Samstag kommt der Hubschrauber und holt das Glücksymbol wieder vom Berg. Der Grund: Es fehlt eine Genehmigung.

„Freilich haben wir ein Ansuchen an die Forst- und Domänenverwaltung gestellt“, sagt Steger. Bereits im März 2014 hatte er die notwendigen Unterlagen nach Bozen geschickt. Als er aber über Monate keine Antwort bekam, beschloss der Hüttenwirt nicht länger zu warten. Im Herbst wurde das Hufeisen aufgestellt.

Aber als einer der Beamten dann einen Artikel im „Pustertaler Volltreffer“ zu Gesicht bekam, war plötzlich Panik angesagt. Das Hufeisen müsse sofort entfernt werden, so die Weisung aus Bozen, schließlich wolle man auf den Südtiroler Bergen keinen Lunapark errichten.

Bis heute versteht Richard Steger nicht, worin das Problem besteht. Er ist einfach nur enttäuscht. Als Begründung, warum lange keine Antwort aus dem Amt für Forst- und Domänenverwaltung kam, hieß es, der zuständige Beamte sei erkrankt.

Nicht nur Hüttenwirt Steger selbst will seine Enttäuschung nicht verbergen. Auch sein Sohn Chris macht seinem Ärger Luft, auf Facebook postet er: „Viel Arbeit, Schweiß, Geld und Herz waren umsonst. Das ist auch ein Teil Südtirols! Die Bestrafung der Fleißigen, die unser Land, unsere Berge lieben und den Menschen hier etwas bieten wollen.“

Um zumindest beziffern zu können, wie viel sich die Familie Steger das Glückssymbol zum Hüttenjubiläum hat kosten lassen, hier der Preis: 5.000 Euro.

Wenn das Hufeisen am Samstag weggeflogen wird, war wohl alles umsonst.

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