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Vegan und ungesund?

kob fleischEin Richter in Bergamo verurteilt eine Mutter, die sich vegan ernährt dazu, ihrem Sohn einmal pro Woche Fleisch aufzutischen. Man könne ein Kind durchaus vegan ernähren, erklärt Michale Kob, der allerdings betont, dass man es richtig machen muss.

TAGESZEITUNG Online: Herr Kob, ein Richter in Bergamo hat entschieden, dass eine sich vegan ernährende Mutter ihrem Sohn einmal pro Woche verpflichtend Fleisch geben muss…

Michael Kob: Ich glaube im Urteil geht es weniger um den gesundheitlichen Aspekt dieser Lage, sondern um das gleiche Erziehungsrecht, der beiden geschiedenen Eltern.

Man muss zu diesem Urteil allerdings sagen, dass es durchaus möglich ist, ein Kind vegan zu ernähren. Es ist sicher aufwändiger, weil man stark dahinter sein muss und auch die Kontrollen vom Kinderarzt häufiger ausfallen müssen. Aber eigentlich ist es ohne weiteres möglich, wenn man es richtig macht.

Im Urteil wird allerdings festgelegt, dass das Kind drei Mal pro Woche Fleisch bekommen muss – einmal bei der Mutter und zwei Mal am Wochenende beim Vater...

Vom medizinischen Standpunkt ist es allerdings nicht so, dass das Kind ohne Fleisch nicht überleben kann. Wir haben selbst Patienten, wo die Kinder in ihrem ganzen Leben noch nie Fleisch-, Fisch- oder Milchprodukte bekommen haben. Sie bekommen bestimmte Tropfen, die bestimmte Vitamine ersetzten.

Also ist nicht zu befürchten, dass es zu gesundheitlichen Schäden oder Wachstumsstörungen kommt?

Wenn man es richtig macht, dann nicht. Wenn man natürlich sagt, vegan heißt, dass ich nur Nudeln und Salat esse, dann ist es natürlich nicht gesund – aber auch nicht für einen Erwachsenen. Alles hängt davon ab, wie die Mutter die Ernährung gestaltet.

Die Mutter sieht Reis, Bohnen und Gemüse als ausgewogene Ernährung an…

Das kommt hin. Man ergänzt diese Nahrung mit verschiedenen Ölen, Nüssen usw.

Zu viel Fleisch ist auch ungesund?

Absolut, das wissen wir mittlerweile – vor allem das rote Fleisch sollte nur in Maßen konsumiert werden. Wir leben zum Teil schon in einem Fleischexzess.

Also ist es für ein Kind nicht ungesund, wenn es vegan ernährt wird?

Nein, absolut nicht – aber nur, wenn man es richtig macht. Man kann nicht einfach nur Fleisch-, Fisch- und Milchprodukte weglassen, ohne diese Stoffe anders einzunehmen. Es gibt Alternativen in Ölen wie beispielsweise bei den Omega-3-Fettsäuren, die normal in Fisch zu finden sind, gibt es auch in Leinsamen- oder Rapsöl – man muss sich sicher bewusster ernähren, als wenn man Allesesser ist.

Wie viel Fleisch sollte ein Kind pro Woche essen?

Ähnlich wie ein Erwachsener, also so zwei Mal pro Woche. Ein Panino mit zwei Scheiben Schinken würde ich allerdings nicht als einzelne Fleischmahlzeit rechnen.

Wie sollte man ein Kind ernähren?

Abwechslungsreich, wobei man sagen muss, dass viel vom Kind abhängt, weil Kinder gerne heikel sind und nicht alles essen wollen. Hier sind die Eltern gefragt, das Essen auch Gemüse schön zu servieren, dass es gegessen wird. Man sollte Kinder aber sicher pflanzenbetont mit viel Obst und Gemüse ernähren. Kinder sollten auch eine fixe Zwischenmahlzeit machen, dass sie nicht mit dem großen Hunger zu den Hauptmahlzeiten kommen. Süßigkeiten sollten selten, aber sehr wohl mit auf dem Speiseplan stehen – allerdings sollte das Kind nicht daran gewöhnt sein, dass es drei Mal am Tag Schokolade, Brioche oder Fiesta bekommt. Ideal wäre auch, dass man den Kindern wenig bzw. keine gezuckerten Getränke gibt und sie an Wasser gewöhnt.

Viele junge Eltern können nicht mehr richtig kochen und ernähren ihr Kind immer einseitiger…

Es ist sicher nicht schlimm, wenn ein Kind einmal am Tag ein Panino bekommt, vorausgesetzt, dass die restlichen Mahlzeiten ausgewogen sind. Ein Pausenbrot ist nicht schlimm, aber wenn es am Abend auch Panino gibt und zum Frühstück zwei Scheiben Brot, dann wird die Ernährung sehr einseitig und unausgewogen.

Welche Probleme könnten durch einseitige Ernährung entstehen?

Mangelerscheinungen sind sicher eine Folge davon. Die Kinderernährung ist ausschlaggebend auch für das Erwachsenenalter, da man wegen einer falschen Ernährung im Kindesalter auch später noch Probleme bekommen kann. Eines der Größen Probleme im Bereich der Kinder bleibt aber das Übergewicht. Wir haben Bluthochdruck bei 7-Jährigen und Altersdiabetes bei 10-jährigen Kindern und das ist sicher nicht gut so.

Also ist es wichtig schon bei Kindern eine ausgewogene Ernährung anzustreben?

Ja, man muss wie immer nichts übertreiben und fanatisch auf etwas fixieren, sondern sollte als Eltern einfach mit einem guten Beispiel vorangehen und Zuhause gesund kochen und essen.

Interview: Lisi Lang

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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