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Vom Essen

Immer mehr Jugendliche leben vegan, versuchen so ihren ganz persönlichen Beitrag zu einer besseren Welt zu leisten. Ganz Unrecht haben sie nicht. 

von Renate Mumelter

65 Kilo Hühnerfleisch essen die Amerikaner pro Kopf und Jahr. Die Inder, traditionell Vegetarier,   bringen es auf 4,5 Kilo. Tendenz steigend. Drei Erden wären nötig, wenn alle soviel Fleisch essen wollten wie wir, erzählt Valentin Thurn in seinem neuen Film „10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?“ Es könnte klappen, sagt Thurn, aber nur, wenn sich einiges drastisch ändert.

Düster schaut’s aus, wenn bei der Erzeugung von Essbarem weiter nur Gewinnmaximierung im Vordergrund steht, sagt Thurn. An schönen Beispielen aus aller Welt zeigt er, dass mit Phantasie und Einsatz Alternativen möglich sind, ohne dass man am Hungertuch nagen muss. Kühe zum Beispiel müssen nicht unbedingt mit Kraftfutter gedopte Milchmaschinen sein. Sie fressen lieber Gras. Kraftfutter fördert zwar die Milchproduktion aber mit weniger geht’s auch. Hergestellt wird das Kraftfutter u.a. mit Soja, angebaut von Großbetrieben auf afrikanischem Boden. Einem Boden, der entweder dem Urwald oder den Bewohnern weggenommen wurde. Die haben dann kein Ackerland mehr, keine Nahrungsmittel. Um nicht zu verhungern, hauen sie ab, wenn’s geht. Nach Europa zum Beispiel.

Gewinnmaximierung bestimmt nicht nur die Fleischproduktion sondern auch den Pflanzenanbau. Hybridsamen werden gekauft und gesät, weil sie angeblich 20 Prozent mehr Ertrag bringen. Sie können aber nicht vermehrt werden. Das bedeutet, dass das Saatgut jedes Jahr neu von den Großkonzernen gekauft werden muss, welche die Samen gezüchtet haben. Das kostet Geld, manchmal zu viel Geld. Gleichzeitig gehen jene alten, an die Umwelt angepassten Sorten verloren, die sich vermehren lassen.

Valentin Thurn erzählt spannende und bedrückende Geschichten, aber sein Film macht nicht mutlos. Er zeigt auch, wie es anders geht, nämlich lokal statt global. Ein Beispiel von vielen im Film ist die englische Stadt Todmorden, wo eine Initiativgruppe eine essbare Gartenstadt geschaffen hat.

10 Milliarden – Wie werden wir alle satt? (DE 2015), 107 Min., Regie: Valentin Thurn, Bewertung: Interessant, abwechslungsreich, notwendig. Im Filmclub Bozen, Meran, Filmtreff Kaltern.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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