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Mia Madre

Ganz Italien sieht sich derzeit in den neuen Film von Nanni Moretti an. Moretti-Filme gesehen zu haben gehört hierzulande zum guten Ton.

von Renate Mumelter

Überall auf der Welt außer in Italien wird „Mia Madre“ erst zu sehen sein, wenn er beim Filmfestival in Cannes gelaufen ist, so die Festivalregeln. Der Moretti-Film ist einer von drei mit Jubel angekündigten  italienischen Cannes-Filmen. Das gab es schon lange nicht mehr. Außer „Mia Madre“ werden Paolo Sorrentinos „Youth – La Giovinezza“ und Matteo Garrones „Tale of Tales“ zu sehen sein. Moretti ist unter diesen dreien eindeutig der größte Narziss. Seine Geschichten drehen sich immer um Nanni Moretti. Diesmal arbeitet er den Tod seiner Mutter auf und tut das verquer autobiografisch. Sich selbst lagert er in eine Frauenfigur aus, die Regisseurin (!) Margherita (Margherita Buy). Er spielt Margheritas bedächtigen Bruder, den Ingenieur Vittorio. Dieser Transfer ins Weibliche gelingt nicht, kann nich gelingen, denn Nanni Moretti versteht nichts von Frauen und deren Innen- und Außenleben. Er ist schließlich ein Mann. Margherita gerät zu einer Frauenfigur, die nie stimmig wird, nicht überzeugt. Der Rest im Film ist Nanni Moretti, zeitkritisch aber vor allem introspektiv und selbstverliebt. Dem Tod sieht er nie wirklich ins Auge.

Der Schauspielerin Giulia Lazzarini ist es zu verdanken, dass die sterbende Mutter in „Mia Madre“ gelingt, zurückgenommen, zupackend, kämpferisch, hoffnungsvoll, liebend und immer schwächer. Der Rest der Geschichte ist mir fremd geblieben, obwohl auch ich weiß, wie es sich anfühlen kann, wenn nahe Stehende gehen, wenn lieb gewonnene Bücher und Unterlagen in leeren Wohnungen zurückbleiben und Fotos an den Wänden. Die von Teilen der italienischen Kritik aus dem Film herausinterpretierte Hymne an die eigene Unzulänglichkeit konnte ich nicht finden. Ich fand eher zur Schau getragene Selbstgefälligkeit.

Mia Madre (I 2015), 90 Min., Regie: Nanni Moretti mit Margherita Buy, Giulia Lazzarini, Nanni Moretti. Bewertung: Selbstverliebt

Was es sonst noch gibt: Bozner Filmtage am Samstag und Sonntag. Weiter laufen neben „Mia Mardre“ auch „Vergine giurata“ und „Brenna tuat’s schon lang“  

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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