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Die Finanz-Fälle

Sparkasse-Aktien und Dolomit-Immobilienfonds: Immer mehr Sparer wollen eine Klage einreichen.  

von Heinrich Schwarz

Was den Finanzbereich anbelangt, ist die Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) momentan gleich an mehreren Fronten aktiv. Einen äußerst rauen Wind lassen die Verbraucherschützer in Richtung Südtiroler Sparkasse wehen. Zum einen aufgrund der Sparkassen-Aktien, und zum anderen aufgrund des Immobilienfonds „Dolomit“. Beide Fälle werden bzw. sind Gegenstand von Gerichtsverhandlungen.

Ein weiterer Punkt ist die sogenannte Zinsuntergrenze bei Darlehen: Die VZS verdächtigt mehrere Südtiroler Bankinstitute einer illegalen Absprache. Ermittlungen dazu sind bereits im Gange. Für den Herbst wird ein Ergebnis erwartet.

Doch der Reihe nach:

Die Südtiroler Sparkasse hat in den letzten Jahrzehnten mehrere Kapitalerhöhungen vorgenommen. Die letzte fand Ende 2012 statt. Viele Sparer wurden angeregt, in die Bank zu investieren. Die Sparkasse gewann damals fast 6.000 neue Aktionäre für sich und zählt heute immerhin rund 24.000 Teilhaber.

Nach der letzten Kapitalerhöhung kam allerdings die große Krise. In den Geschäftsjahren 2013 und 2014 schrieb die Bank Verluste in zwei- bzw. dreistelliger Millionenhöhe.

Im Dezember 2014 erhielten die Aktionäre eine ernüchternde Mitteilung: Der Richtwert der Aktie wurde einen Tag vor Weihnachten vom Verwaltungsrat drastisch gesenkt. Auf 195 Euro je Aktie. Im Jahr 2013 lag der Richtpreis noch bei 280 Euro.

Und: Gleichzeitig wurde vonseiten der Sparkasse mitgeteilt, dass die Aktien als „Wertpapiere mit hohem Risiko“ einzustufen sind.

Nach Meinung der Verbraucherzentrale ist dieses Verhalten alles andere als lobenswert: „Die Bank scheint erst jetzt gemerkt zu haben, dass die selbst ausgegebenen Wertpapiere ein hohes Risiko aufweisen – und dies, nachdem die Aktien großzügig unter die Südtiroler Sparer gebracht wurden.“

Laut VZS hätten die Aktien bereits von Anfang an als Wertpapier mit hohem Risiko eingestuft werden müssen. „Sie sind schließlich illiquide, da sie nicht an der Börse notiert sind“, erklärt Rechtsanwalt Massimo Cerniglia.

Er wurde bereits von einem Aktionär beauftragt, eine Klage zur Wiederbeschaffung des in Aktien angelegten Betrages einzureichen. Dem Aktionär wurden Sparkassen-Aktien im Wert von fast 100.000 Euro verkauft. Auf dem Gerichtsweg soll die mutmaßliche Verletzung der Verhaltensregeln laut Consob-Reglement und Finanzeinheitstext aufgezeigt werden.

Die Pilotklage wird richtungsweisend sein. Die VZS will mit Unterstützung von Rechtsbeistand Cerniglia auch weiteren Aktionären der Sparkasse zu einem Schadensersatz verhelfen.

Der Fall Dolomit-Immobilienfonds der Südtiroler Sparkasse ähnelt der Aktien-Angelegenheit. Die Quoten des Fonds, die an Tausende Südtiroler Sparer verkauft wurden, hat die Bank ebenfalls mit mittleren-niedrigem Risiko platziert.

Erst 2012, nachdem die Quoten rund 40 Prozent an Wert verloren, wurde der Fonds als Produkt mit hohem Risiko eingestuft. „Die Sparkasse musste einräumen, dass die ursprüngliche Einstufung nicht korrekt war“, so die Verbraucherzentrale.

Auch im Fall „Dolomit“ hat die VZS Rechtsanwalt Massimo Cerniglia beauftragt, die betroffenen Sparer rechtlich zu vertreten. Mittlerweile wurden Hunderte Fälle beurteilt. Ein guter Teil davon hat bereits den Auftrag für eine Schadensersatzklage erteilt.

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