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„Unterberger ist brutal“

Im Landtag wird Otto von Dellemann als Nachfolger von Dieter Steger vereidigt. Die Opposition nutzt die Gelegenheit für ein paar Seitenhiebe gegen Neo-Senatorin Julia Unterberger.

Von Matthias Kofler

Sepp Noggler ist zum Scherze aufgelegt. „Was tust du noch hier?“, sagt er zu Dieter Steger, der neben ihm auf der Abgeordnetenbank Platz nimmt. Immerhin ist Steger seit gut drei Wochen Senator der Republik. Die Geschäftsordnung des Landtags schreibt aber vor, dass der Rücktritt eines Abgeordneten vom Plenum gutgeheißen werden muss. Eine reine Formalie, möchte man glauben. Doch die Abgeordneten nutzen die Abschiedsdebatte für Steger, um noch ein paar persönliche Bemerkungen zum Neo-Senator – und zu dessen Kollegin in Rom, Julia Unterberger, abzugeben.

Doch der Reihe nach.

Zu Beginn der Sitzung dankt Neo-Fraktionssprecher Oswald Schiefer dem scheidenden Kollegen für seine Arbeit. Er sei ein guter Fraktionsvorsitzender gewesen, wobei er eine Fraktion mit 17 Mitgliedern zu leiten gehabt habe. Er habe Diplomatie und Beharrlichkeit gezeigt und aus der Fraktion eine Gruppe gemacht, die zusammengehalten habe.

Steger ist sichtlich gerührt: Beim Abschied spiele ein bisschen Wehmut mit, sagt er und dankt seiner Fraktion für den Zusammenhalt und der Opposition für die Zusammenarbeit. Wenn er manchmal auch harte Worte verwendet habe, so habe er dabei niemanden verletzen wollen. „Ich habe mich bemüht, die Debatten mit Respekt vor den anderen zu führen, denn der Landtag ist auch ein Aushängeschild dieses Landes, das von außen beobachtet wird“, sagt Steger. Für ihn beginne nun ein neues Abenteuer, auf da er sich freue.

Andreas Pöder (BürgerUnion) wünscht Steger eine glückliche Hand bei allem, was er in Rom für das Land erreichen wolle. Für manche harte Debatten brauche sich Steger nicht zu entschuldigen, das gehöre zum Landtag. Steger sei auch als Präsident sehr umsichtig gewesen. Besonders erwähnt Pöder Stegers Gesetz zur Bekämpfung der Spielsucht, mit dem er Spuren hinterlassen habe.

Elena Artioli (Team Autonomie) bemerkt, dass Steger bereits beim ersten TV-Auftritt auf der römischen Bühne, nach den Beratungen mit Präsident Mattarella, eine gute Figur gemacht und die Autonomie verteidigt habe. Dies könne man von seiner Kollegin Julia Unterberger nicht behaupten. „Die RAI-Journalisten haben sich im Radio darüber beschwert, dass Unterberger nach den Konsultationen nur deutsche Interviews abgeben wollte, wodurch sie die Journalisten nicht verstehen konnten. Dieselben Journalisten lobten gleichzeitig den Vizepräsidenten Steger, weil dieser Stellungnahmen in Italienisch abgab“, berichtet die Abgeordnete. Julia Unterberger sei, so Elena Artioli wörtlich, „brutal“. Steger sei der Richtige, um Südtirol in Rom zu vertreten.

Auch Ulli Mair (Freiheitliche) lobt Stegers Arbeit als Landtagspräsident, bei der er der Opposition auf Augenhöhe begegnet sei. Sie wünsche ihm in Rom eine gute Arbeit und hoffe, er sei, anders als einer seiner Vorgänger, auch für die Opposition kontaktierbar. Vielleicht gelinge es ihm, wichtige Kompetenzen wie die Steuern oder die Einwanderung nach Südtirol zu holen. „Ich wünsche dir, dass du dich von der Unterberger nicht zu sehr unterbuttern lässt“, schließt Ulli Mair ihre Rede.

Auch Landtagspräsident Bizzo reiht sich unter die Gratulanten ein. In Rom sei es wichtig, mit einer Stimme zu reden. Er überreicht Steger eine Miniatur des Plattner-Freskos, das die Abgeordneten bei jeder Sitzung vor Augen haben. 
Der Rücktritt wird einstimmig angenommen.

Anschließend teilt Bizzo mit, dass Otto von Dellemann der nichtgewählte Kandidat mit den meisten Stimmen auf der SVP-Liste war. Er bittet ihn in den Saal und erklärt ihn zum Abgeordneten. Otto von Dellemann legt seinen Eid auf die Verfassung ab und nimmt dann in der letzten Reihe Platz.

 

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