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Die unbeliebten Busse

Die neuen Busse der SAD sorgen für Kritik – besonders auf Tal- und Bergstraßen: weniger Sitzplätze, Sitze gegen die Fahrtrichtung und keine Räume mehr für Koffer, Kinderwagen und Sportgeräte. Landesrat Florian Mussner verteidigt die Neuerung.

von Heinrich Schwarz

Die alten, orangen Busse im öffentlichen Nahverkehr werden nach und nach durch neue Fahrzeuge in grüner Farbe ersetzt. Seit kurzem sind zahlreiche neu angekaufte Busse der SAD auf den Überlandlinien im Einsatz. Was dabei von außen sofort auffällt: Sie gleichen aufgrund des stufenlosen Einstiegs eher einem Stadtbus als einem klassischen Überlandbus. Auch innen hat sich einiges verändert.

Die neuen Busse sorgen vielfach für Kritik. Der TAGESZEITUNG wurden von Öffi-Nutzern die Nachteile dieser sogenannten Niederflurbusse geschildert.

Doch zuerst die offensichtlichen Vorteile: der Ein- und Ausstieg ist ohne das Treppensteigen einfacher, die Busse sind deshalb auch Rollstuhlfahrer-freundlich, und es haben insgesamt mehr Personen Platz.

Es gibt drei wesentliche Nachteile. Erstens sind durch den ebenen Ein- und Ausstieg die großzügigen Stauräume im Bauch der Busse weggefallen. Dort war ausreichend Platz für große Koffer, Kinderwagen, Skier, Rodeln und auch für Fahrräder.

Jetzt muss alles mit in den Bus genommen und dort verstaut werden. Dabei ist der Platz für sperrige Gegenstände begrenzt. Und wie ein Fahrgast berichtet, soll es zuletzt bereits Auseinandersetzungen gegeben haben, weil es aufgrund von mitgeführten Skiern mit der Sicherheit nicht gut bestellt gewesen sei.

Zweitens verfügen die neuen Busse über weniger Sitzplätze. Laut Mobilitätslandesrat Florian Mussner sind es 45 plus vier ausklappbare Sitze. Die alten Busse, die jetzt ersetzt wurden, hatten 53 bis 55 Sitzplätze, die verbleibenden orangen Busse haben 53.

Die Reduzierung – bei mehr Stehplätzen – fällt also nicht allzu sehr ins Gewicht, aber aufgrund der steigenden Nutzerzahlen kommt es immer häufiger vor, dass Fahrgäste stehen müssen. Und das ist bei längeren Fahrten auf Tal- und Bergstraßen nicht gerade angenehm.

Noch dazu – drittens – gibt es im vorderen Bereich der neuen Bussen nun mehrere Sitze gegen die Fahrtrichtung. Auch das ist auf kurvenreichen Strecken unangenehm.

Warum also die Entscheidung, auf eine neue Art von Überlandbussen umzusteigen? Wer weiß, dass er auf einer längeren Busfahrt vermutlich stehen muss bzw. wer größere Gegenstände mitführt, der nimmt vermutlich lieber gleich das Auto.

Florian Mussner verteidigt den Umstieg auf die Niederflurbusse: „Diese neuen Modelle wurden durch die SAD mit unserer Zustimmung angekauft. Wir müssen nun eben gewisse Gewohnheiten ändern, denn es gibt auf dem Markt keine Busmodelle, die allen Notwendigkeiten, Bedürfnissen und Wünschen zu 100 Prozent gerecht werden. Die Entscheidung beruht auf einer Abwägung.“

Florian Mussner

Das eine Interesse sei, Gepäck und Sportgeräte im Bauch der Busse unterbringen zu können. Auf der anderen Seite wolle man allen Menschen den Zugang zu den Bussen ermöglichen. „Und zwar unabhängig davon, wie mobil die Menschen sind. Diesem Bedürfnis gilt unsere Priorität. Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität, Rollstuhlfahrer und Eltern mit Kinderwagen sind Busse mit Treppen häufig einfach nicht nutzbar. Auch ältere Menschen haben Schwierigkeiten. Aus diesem Grund haben wir großen Wert darauf gelegt, dass Busse mit Niederflureinstieg angekauft werden“, erklärt Mussner.

Was die Sitzplätze anbelangt, sei der Unterschied nicht groß. Am häufigsten wurde beim Landesrat vielmehr über die Sitze gegen die Fahrtrichtung protestiert. „Mir ist bewusst, dass diese Sitze unangenehm sind, aber sie sind der Tatsache geschuldet, dass der Platz über den Radkästen an der Vorderachse optimal genutzt wurde. Wir werden versuchen, die Niederflurbusse eher im städtischen Bereich einzusetzen und nicht auf den Bergstraßen“, so Florian Mussner.

Zum Sicherheitsaspekt sagt er, dass man auf Linien in Wintersportorte verstärkt Skiträger am hinteren Ende der Busse anbringen will.

Laut Mussner hat die SAD 35 neue Niederflurbusse angekauft. Auch in Zukunft will man auf diese Modelle setzen. „Die Niederflurbusse setzen sich auch im Ausland durch. Es ist uns wichtig, allen Menschen den Ein- und Ausstieg zu erleichtern“, erklärt der Landesrat.

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