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„Einheit in der Vielfalt“

Beim Pontifikalamt im Bozner Dom hat Bischof Ivo Muser am Sonntag das Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren zum Anlass genommen, um an die Schrecken der Kriege zu erinnern und die „Pflege des Friedens“ einzufordern.

Das Osterfest ist der Höhepunkt der Heiligen Woche und das höchste Fest im christlichen Kirchenjahr. Beim Pontifikalamt im Bozner Dom hat Bischof Ivo Muser am Sonntag das Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren zum Anlass genommen, um an die Schrecken der Kriege zu erinnern und die „Pflege des Friedens“ einzufordern.

„Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat“, singt die Liturgie zu Ostern, dem festlichsten Tag des ganzen christlichen Jahres. Ostern ist das Urfest des christlichen Glaubens und das Hochfest der Auferstehung Jesu Christi.

„Der Friede sei mit euch“: Mit diesen Worten hat Bischof Muser das Pontifikalamt im Bozner Dom eröffnet. „Dieser Osterwunsch, den der auferstandene Christus uns schenkt, hat für mich einen ganz besonderen Klang und Auftrag in diesem Jahr, das uns daran erinnert, dass vor 100 Jahren der Erste Weltkrieg zu Ende gegangen ist. Es muss uns sehr nachdenklich machen, dass in diesem Flächenbrand sich vor allem Christen gegenüberstanden und Nationen, die sich mit Selbstverständlichkeit ,christlich‘ nannten“, erinnerte der Bischof an eine der größten Katastrophen in der Geschichte der Menschheit.

„Der Krieg“, so der Bischof weiter, „fiel nicht aus heiterem Himmel, sondern wurde lange in den Köpfen, in der Politik, in der Kultur und in der Wissenschaft, in der Wirtschaft und auch in der Religion vorbereitet. Dieser Krieg – das müssen wir heute ehrlich zugeben – war von vielen gewollt und er wurde fast durchgängig als ein ‚heiliger Krieg‘ bezeichnet.“

Nicht um zu urteilen, oder gar um zu verurteilen, nicht um hochmütig und besserwisserisch zurück zu schauen, fuhr der Bischof fort, sage er das, sondern damit wir uns nachdenklich und betroffen einen schmerzlichen Teil unserer Geschichte vergegenwärtigen. „Es gilt, angesichts der Katastrophe dieses Krieges, die Bereitschaft und den Willen zum Frieden zu erneuern und mit Entschiedenheit zu lernen, dass die Sprache des Krieges für uns keine Alternative und keine Option sein darf“, sagte Bischof Muser.

Die Erinnerung an die Schrecken und Grausamkeiten der Kriege bedingt für Bischof Muser eine klare Erkenntnis: „Frieden muss gewollt und gesucht werden! Der Frieden bedarf der Pflege und der Wachsamkeit, damit er nie für angeblich höhere Interessen geopfert wird. Die Friedensarbeit muss weitergehen. Das Gedenken und Bedenken will und soll die Erinnerung wach halten, nicht um Wunden zu lecken und offen zu halten, sondern um Wunden zu verbinden.“ Angesichts des unendlichen Leids, das Kriege ausnahmslos immer brächten, dürfen wir den Frieden nie aufs Spiel setzen, indem wir Öl ins Feuer der Konflikte gießen, sagte der Bischof.

„Mögen wir unsere christliche Identität neu entdecken und pflegen im respektvollen Dialog mit der Identität der anderen. Nicht alles, was sich heute auf das Christentum beruft, ist auch vom Christentum geprägt. Nicht selten wird heute das ‚christliche Abendland‘ nur mehr als ein Abgrenzungs- und als ein Kampfbegriff verwendet – gegen die anderen, wer immer sie auch sind. Und möge unser Zusammenleben geprägt sein vom festen Willen, aus der leidvollen Geschichte des 20. Jahrhunderts zu lernen, die auch unser Land verwundet und geprägt hat.

„Wir brauchen heute konkrete, verbindende und versöhnende Zeichen, die uns helfen, die Geschichte gemeinsam zu lernen, zu vergegenwärtigen, zu deuten und zu verzeihen“, zeigte sich der Bischof überzeugt. Möge uns der Wunsch nach Einheit in der Vielfalt, so Bischof Muser abschließend, gegeben werden – hier wie in einem gemeinsamen Europa, wo sich verschiedene Kulturen treffen und einander bereichern: „Bauen wir mit Christus, dem Sieger über den Tod, Brücken des Friedens.“

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