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„Bin ein Vulkan“

Elena Artioli

Elena Artioli bastelt an einer interethnischen Edelweiß-Liste für die Landtagswahlen. Warum sie der Lega nicht nachtrauert. Und wie ihre berufliche Zukunft ohne Mandat aussehen würde.

Tageszeitung: Frau Artioli, werden Sie im Oktober wieder für den Landtag kandidieren?

Elena Artioli: Ich habe noch keine Entscheidung getroffen.

Wovon lassen Sie ihre Entscheidung abhängen?

Wenn wir es nicht schaffen, eine sprachgruppenübergreifende Bewegung auf die Beine zu stellen, bin ich an einer erneuten Kandidatur nicht interessiert.

Wie soll diese Bewegung konkret aussehen?

Genau so, wie es SVP-Obmann Philipp Achammer gesagt hat: Wir wollen gemeinsam mit den Trentinern eine „Stella Alpina“, also ein Edelweiß aufbauen, in der auch die Italiener und die Gemischtsprachigen eine Heimat finden können. Ich empfinde große Wertschätzung für den SVP-Obmann und finde, dass das von ihm lancierte Projekt einer autonomistischen Sammelpartei einzigartig in Südtirol wäre.

Wollen Sie mit dieser Idee auch deutschsprachige Südtiroler ansprechen?

Natürlich, jeder ist eingeladen, an dem Projekt mitzuarbeiten. Ich glaube, dass es sehr viele deutschsprachige Südtiroler gibt, die modern eingestellt sind und eine Öffnung anstreben, anstatt sich weiterhin zu verschließen.

Wie weit ist das Projekt schon fortgeschritten?

Bislang haben wir nur „Stammtischgespräche“ geführt. In den nächsten Wochen beginnen die konkreten Gespräche mit den Trentinern, um auszuloten, inwieweit Interesse für ein solches Projekt besteht. Noch steht alles in den Sternen. Ich bin bereit, am Aufbau mitzuarbeiten, kann aber gerne auf eine eigene Kandidatur verzichten. Ich dränge mich nicht auf, Sekretärin der „Stella Alpina“ zu werden. Wichtig ist, dass wir die Trentiner mit ins Boot holen. Dort weht seit den Parlamentswahlen ein anderer Wind. Die autonomistische Front ist wie Eis an der Sonne geschmolzen, noch bevor der Sommer begonnen hat. Wenn das Trentino so weitermacht, dann wird es irgendwann vom Veneto einverleibt. Und dann heißt es: Aufwiedersehen, Sonderautonomie! Deshalb ist dieses gemeinsame Autonomie-Projekt auch so wichtig.

Wollen Sie auch den einen oder anderen Landtagskollegen miteinbeziehen, etwa Ihren Fraktionskollegen im Regionalrat, Andreas Pöder?

Ich glaube nicht, dass Pöder daran interessiert ist. Ich will aber niemanden ausschließen, weil ich vom Typ her nicht eine bin, die sagt: Der schon, der nicht! Jeder, der Interesse hat, kann gerne mitarbeiten.

Pöder scheint sich mehr auf das Impfthema zu konzentrieren …

Das würde nicht gegen das Projekt sprechen. Mittlerweile ist auch die SVP gegen den Impfzwang, der ihr von Matteo Renzi aufgezwungen wurde. Jetzt, wo sich die SVP vom PD befreit hat, fängt sie an, in der Impffrage umzudenken. Und das ist gut so.

Die Lega ist eine der Wahlsiegerinnen des Urnengangs vom 4. März. Bereuen Sie es im nachhinein, dem „Carroccio“ den Rücken gekehrt zu haben?

Ich bereue nichts. Meine Freundschaft zu vielen Leghisti, etwa zu Roberto Maroni und Roberto Calderoli, bleibt weiterhin bestehen. Mein Ziel ist es aber, hier in Südtirol ein anderes Projekt aufzubauen. Mir liegen seit 2005, als ich in die Politik eingestiegen bin, die Gemischtsprachigen, das Zusammenleben und die mehrsprachige Schule am Herzen. Das heißt nicht, dass ich der Lega den Erfolg nicht gönne. Im Gegenteil: Ich teile ihre Haltung in der Autonomie- und der Ausländerpolitik. Nur glaube ich, dass die Themen, die mir besonders wichtig sind, in einer interethnischen Sammelpartei besser aufgehoben sind. Ich bin dankbar für meine Zeit in der Lega. Doch wie heißt es so schon: Solo gli stupidi non cambiano idea. Zudem dürfen die Südtiroler nicht vergessen, dass ich in einer Zeit aus der Lega ausgestiegen bin, als sie von zahlreichen Skandalen –  etwa rund um Umberto Bossi und Francesco Belsito – erschüttert wurde. Für dieses ganze Casino konnte ich nichts.

Wie sieht Ihre berufliche Zukunft aus, sollte es mit einem erneuten Wiedereinzug in den Landtag nicht klappen?

Ich habe immer viel zu tun. Ich bin ein Vulkan und kann nie loslassen (lacht). Ich habe drei Kinder und einen tollen Mann. Wenn ich nicht mehr im Landtag bin, möchte ich in unserem Familien-Betrieb in Trient als Hotelierin weiterarbeiten.

Interview: Matthias Kofler

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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