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„Stau gab es auch vorher“

Paul Rösch und Piras

Bürgermeister Paul Rösch weist die überbordende Kritik an der grünen Verkehrspolitik in Meran zurück – und stärkt Mobilitätsstadträtin Madeleine Rohrer den Rücken.

TAGESZEITUNG Online: Herr Bürgermeister, Meran steht im Stau und die Kritik an der Verkehrspolitik Ihrer Regierung nimmt zu. Schießen Sie über das Ziel hinaus?

Paul Rösch: Eigentlich möchte ich zu diesem Thema gar nichts sagen, weil ich Stadträtin Madeleine Rohrer nicht „dreingschaftln“ will. Sie hat meine volle Unterstützung und ich bin sehr froh um ihren Einsatz.

Aber eine persönliche Meinung haben Sie zur aktuellen Verkehrssituation?

Der Verkehr in Meran befindet sich im Wandel und es ist klar, dass eine grüne Regierung Akzente gegen den Autoverkehr setzt. Ich verstehe schon, dass die Autofahrer deshalb böse auf uns sind und ich bekomme das auch täglich zu spüren, wenn ich mich unter Leute begebe. Aber ich erhalte auch viele positive Reaktionen von Fußgängern und Radfahrern, die froh sind, dass der Autoverkehr in die Schranken gewiesen wird. Außerdem gibt es bereits erste Ergebnisse: Viele Schenner haben sich ein E-Bike gekauft, weil sie sonst nicht mehr in die Stadt kommen. Ich sage: gut so! Weshalb muss Meran den gesamten Verkehr der umliegenden Gemeinden auffangen, wo ein Hotel nach dem anderen gebaut und somit noch mehr Verkehr angezogen wird? Aber auch die Meraner werden lernen müssen, auf das Auto zu verzichten und auf das Fahrrad oder den Bus umzusteigen.

Aber auch die Busse stehen jetzt im Stau….

Die Busse sind vorher auch schon im Stau gestanden. Wir aber haben jetzt eine Vorzugsspur für sie eingerichtet, die gute Auswirkungen zeigt, obwohl wir dafür sehr kritisiert wurden. Stau gibt es in Meran seit Jahren. Ich wohne in der Georgenstraße und kann ein Lied davon singen. Wir rühren uns jetzt endlich und sind deshalb das Feindbild. Aber seit beispielsweise die Ampel bei der Palma-Bar aktiv ist, hat es keinen einzigen Unfall mehr gegeben.

Was sagen Sie zum Vorschlag von Laubenkaufmann Michl Frasnelli, alles so zu belassen wie es war und auf den Küchelbergtunnel zu warten?

Der Tunnel fängt den Verkehr ins Passeiertal auf, der Rest bleibt aber. Natürlich kann es sich die Politik leicht machen und nichts tun. Dann passiert auch nichts. Das möchten wir aber nicht. In zwei Jahren wird wieder gewählt und dann schauen wir, ob wieder die Autofahrer Vorrang haben. In der Zwischenzeit arbeiten wir an einer gesunden Luft, denn wenn ich von oben auf Meran und Umgebung blicke, dann sehe ich leider auch sehr viel Smog. Unser Ziel ist daher: Vorrang für Fußgänger und Fahrradfahrer. Die Erhöhung auf Tempo 40 war ohnehin ein Kompromiss, denn der Trend in allen deutschen Städten geht Richtung 30.

Fürchten Sie, dass es zu Ostern mit dem einsetzenden Touristenverkehr zu einem Kollaps auf Merans Straßen kommt?

Verkehrskollapse sind in Meran nichts Neues, es reicht ein Regentag an einem Freitag, wenn der Wochenmarkt abgehalten wird, dann geht schon seit Jahren gar nichts mehr.

Interview: Karin Gamper

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (16)

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  • criticus

    Herr Rösch, ich kann Sie verstehen, dass die Meraner Anspruch auf sauberer Luft haben. Warum geht der Küchelbergtunnel nicht schneller voran? Noch was zum Stau bei der Ausfahrt Mebo-Sinich. Baut doch endlich vor dem M-Preis Sinich die Ampel ab und richtet dort einen Kreisverkehr. Diese Ampel staut den Verkehr täglich bis zur Mebo-Ausfahrt zurück. Und am Morgen bis zur Kreuzung Meran-Schenna. Auch in Sinich vor dem Meran 700 Logo gehört ein Kreisverkehr her. Die Ampeln in Sinich stauen den Verkehr in beiden Richtungen. Und die Firma MEMC sollte endlich einmal für ihre Arbeiter eine Unterführung zum Parkplatz bauen.

  • meintag

    Nun ich war vergangenen Mittwoch in Meran. Im Stau gestanden bin ich von der Ausfahrt des neuen Tunnels bis zum Kreisverkehr nach dem Bahnhof Richtung Zentrum. Dort hatte man eine Baustelle errichtet und so musste ich wie viele Andere den Kreisverkehr Richtung Bahnhof wieder verlassen. Insgesamt ziemliche Zeit ohne Sinn verbraucht da eine gezielte Überwachung gefehlt hat. Da immer noch einige Autofahrer mit doppeltem Kreisverkehr ihre Schwierigkeiten haben staute der Verkehr Richtung Bozen, denn auch die folgenden Ampeln dort wurden vom Bürgermeister nicht überwacht um den Verkehr zu entknoten.

  • andreas

    Aha, Rösch erklärt also den Meranern, was sie zu lernen haben.
    Es handelt sich hier eigentlich um reine Schikane, da die erforderliche Infrastruktur wie Umfahrungen, Parkplätze außerhalb der Stadt und von dort Busse in die Stadt, nicht vorhanden ist.
    Nebenbei sind auch Rösch wohlgesinnte Leute gegen diesen Unsinn und werden ihn gewiss nicht mehr wählen. Verkehrsberuhigung ist ja nicht grundsätzlich falsch, doch sollten sie durchdacht sein und nicht blinder Aktionismus um halt „grüner Politik“ gerecht zu werden.

  • esmeralda

    Rösch hat recht. Danke!

  • giftzwerg

    „Stau gab es auch vorher“
    Das stimmt nur zum Teil, denn vorher gab es den Stau nur an bestimmten Tagen mit erhöhtem Verkehr und nicht zu jeder Zeit, wie jetzt. Was hingegen ganz sicher stimmt, ist die Tatsache, dass der BM die Handlungsfreiheit hat und der Bürger die Wahlfreiheit…

  • esmeralda

    Finde es gut, dass Rösch seinen Weg konsequent geht. Wir werden ja sehen, ob er wiedergewählt wird. Meine Stimme hat er jedenfalls.

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