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Die Pustertaler Müllstraße

Entlang der Pustertaler Straße, vor allem bei Ausweichstellen, sieht es streckenweise aus wie auf einer Müllhalde. Das Problem: Viele ärgern sich zwar über den Dreck, aber niemand fühlt sich verantwortlich.

von Silke Hinterwaldner

Matthias Hofer ist Tag für Tag im Auto unterwegs. Er lebt und arbeitet im Pustertal, so ist es naheliegend dass er die Hauptstraße zwischen Franzensfeste und Winnebach mittlerweile kennt wie seine eigene Hosentasche.
„Aber“, stellt er mit großem Bedauern fest, „es ist erschreckend wie viel Müll sich über Wochen und Monate am Straßenrand sammelt. Ganz besonders schlimm ist es an den Ausweichstellen.“ Als Gemeinderat der SüdTiroler Freiheit in Olang fühlt er sich auch verantwortlich dafür, wie seine Heimat aussieht, welchen Eindruck das Land hinterlässt und wie ordentlich und aufgeräumt es ist.

Dabei bekommt die Pustertaler Straße nicht besonders gute Noten. Matthias Hofer sagt rundheraus: „Das ist eine riesige Sauerei.“

Er macht vor allem die Durchreisenden verantwortlich für die Müllhalden entlang der Straße. Viele LKW-Fahrer, vor allem jene aus Osteuropa, würden ihre vorgeschriebenen Ruhepausen an den Ausweichstellen neben der Straße verbringen. Wer die Nacht dort im Laster schläft, isst und trinkt, hinterlässt auch Spuren: Viele lassen offenbar Plastikflaschen, Papier und allerhand altes Zeug einfach liegen – dazu kommt noch, dass sie auch hin und wieder aufs Klo müssen.

Aber damit nicht genug: Am Straßenrand oder an der Böschung, beziehungsweise im Wald unmittelbar daneben, finden sich auch ganze Müllsäcke, Autoreifen oder elektrische Geräte, die ausgedient haben. Fazit: Nicht nur LKW-Fahrer aus Polen oder Tschechien entsorgen ihren Müll nicht ordnungsgemäß, auch Einheimische haben einen kostengünstigen Weg gefunden, sich der unnützen Dinge zu entledigen.

„Grundsätzlich gilt“, hat auch Matthias Hofer beobachtet, „wo bereits Müll liegt, werfen die Leute noch mehr Müll dazu.“ An neuralgischen Punkten entlang der Pustertaler Straße hat er die Ausweichstellen nach der St. Lorenzner Länge beim Kniepass, den Bereich bei der neuen Reischacher Umfahrung hinter der Lärmschutzwand und die Plätze am Olanger Stausee ausfindig gemacht. „Überall“, sagt er, „wo es größere Parkplätze gibt, schaut es aus als hätte eine Bombe eingeschlagen. Dies obwohl sich nicht selten Streifenwagen der Polizeikräfte in der Nähe aufhalten, während die Fernfahrer zur Morgentoilette schreiten.“

Er regt dringend dazu an, hier einzuschreiten, nicht nur weil der Wald verschmutzt wird, sondern auch, weil jeder Autofahrer, der aus dem Fenster sieht, einen schlechten Eindruck bekommen muss. Polizei, Carabinieri oder auch Förster sollten hier Strafen ausstellen, um diese illegale Müllentsorgung zu unterbinden. Auch versteht er nicht, warum man nicht einfach Müllkübel aufstellt, um all jenen, die Halt machen zumindest die Möglichkeit zu bieten, ihre Abfälle loszuwerden.

Erich Fauster kennt die Situation seit Jahren. Er arbeitet für den Straßendienst Pustertal und ist damit eine jener Personen, die sich schon lange mehr Sauberkeit am Straßenrand wünschen. Der Straßendienst hat die Aufgabe, den Dreck in unmittelbarer Nähe zur Fahrbahn drei bis vier Mal jährlich wegzuräumen. Auf 15 Kilometern Straße kommen so 1.000 Kilo an Abfällen zusammen, etwa an den Ausweichstellen am Olanger Stausee. Nur: Sobald der Müll irgendwo im Wald liegt und nicht mehr mit der Hand erreichbar ist, fühlt sich gar niemand mehr für die Säuberung zuständig.

Wer soll hier für Sauberkeit sorgen: die Ordnungskräfte, die Gemeinde, die Bezirksgemeinschaft, Grundbesitzer, Straßendienst oder Forstbehörde?

Schwer zu sagen. Irgendwie sind alle ein bisschen zuständig, aber niemand so richtig. So erzählt Erich Fauster auch, dass er bei der Forstbehörde angefragt habe, ob es möglich sei Müllkübel aufzustellen. Aber wer soll sich um die Entleerung kümmern? Und wer soll das bezahlen? Alles Fragen, auf die es bisher keine Antwort gibt.
Egal wie schneereich und hart der Winter auch war, jedes Jahr im Frühjahr sobald die Schneedecke langsam schmilzt, kommt der gesamte Müll zutage.

Und Erich Fauster weiß jetzt schon, dass er gemeinsam mit Kollegen bald wieder ausrücken muss, um all den Dreck zusammenzuklauben.

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