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Der Forscher des Jahres

Landeshauptmann Kompatscher überreichte den Forschungspreis des Landes Südtirol im Rahmen einer Feier an den Bozner Bioinformatiker Christian Fuchsberger.

Der Bioinformatiker Christian Fuchberger hat gemeinsam mit anderen Forschern jene Gene identifiziert, die für die Volkskrankheit Diabetes verantwortlich sind. Er ist der Preisträger 2017 des Südtiroler Forschungspreises für Nachwuchswissenschaftler. Im Rahmen einer Feier im NOI Techpark überreichte ihm Landeshauptmann Arno Kompatscher den Preis im Wert von 40.000 Euro.

„Zielgerichtete, wissenschaftliche Forschung wird neben einer verstärkten Innovation in den Unternehmen das Südtirol von morgen prägen“, unterstrich der Landeshauptmann. Fuchsberger sei auch ein Beispiel dafür, wie fächerübergreifendes Wissen die wissenschaftliche Forschung voranbringen kann. Die Vorsitzende der Fachkommission des Wissenschaftspreises, Evelyn Kustatscher, hielt die Laudatio.

Der Direktor der Landesabteilung Innovation, Forschung und Universität, Vito Zingerle, erklärte, dass das Preisgeld dazu diene, „die Motivation zu hochwertiger Forschung zu verstärken, aber vor allem den jungen Wissenschaftlern die nötigen Mittel in die Hand zu geben, um Forschung auf hohem Niveau erst möglich zu machen.“

Fuchsberger war nach seinem Informatikstudium und anschließendem Forschungsdoktorat in Bioinformatik in Wien zwei Jahre lang am Zentrum für genetische Statistik der University of Michigan in den USA tätig, seit 2005 arbeitet er für die Eurac in Bozen, zunächst am Institut für Genetische Medizin, heute verantwortet der 39-jährige Bozner am Institut für Biomedizin unter anderem die statistische Datenanalyse in Zusammenhang mit internationalen biomedizinischen Forschungsprojekten, eben auch jenes über Diabetes mellitus Typ 2.

„Meine Arbeit besteht beispielsweise in der Auswertung von Daten, die wir beispielsweise in unserer CHRIS-Studie im Vinschgau erheben. Wir sammeln Speichel- und Blutproben und extrahieren die DNA“, sagte der Preisträger in seiner Ansprache ebenso wie in einem Film über den Forschungspreis (s. Downloadbereich), der bei der heutigen Feier gezeigt wurde. Der Informatik-Ingenieur hat zudem in den vergangenen Jahren federführend an einer weltweiten Studie zu den Genvarianten mitgearbeitet, die mit Diabetes in Verbindung stehen. „Der nächste Schritt besteht darin, die Ergebnisse der Studie in die Medizin einfließen zu lassen“, erklärte Fuchsberger.

Insgesamt 300 Forscher in 22 Ländern waren an dieser Studie beteiligt – entsprechend groß ist die Datenmenge. Um die Datensätze auszuwerten, habe ein Bioinformatiker zwei Möglichkeiten, erklärte Fuchsberger: Entweder er schreibt neue, schnelle Programme oder er macht bestehende effizienter. Der Schlüssel zum Erfolg für solche Studien seien große Netzwerke, betonte er. Der Preisträger war auch Hauptautor eines diesbezüglichen Fachartikels, der im Juli 2016 in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde.

Auch Zweit- und Drittplatzierte geehrt

Geehrt wurden neben Fuchsberger auch die Zweit- und Drittplatzierten, Giacomo Strapazzon, Vizedirektor des Instituts für Alpine Notfallmedizin der Eurac und Massimo Bernardi vom Museum für Wissenschaft Muse in Trient. Der Mediziner Strapazzon analysiert, unter welchen Voraussetzungen Sauerstoffmangel und tiefe Temperaturen am Berg zum Herzstillstand führen und wie man dem entgegenwirken kann, beispielsweise unter einer Lawine.

Der Paläontologe Bernardi untersucht Fossilien, um zu erkennen, wie die Organismen früherer Zeitalter auf große klimatische Veränderungen reagiert haben. Da alle Organismen irgendwie verwandt sind, könnten diese Muster auch auf heutige Lebewesen übertragen werden und die Rolle größerer Klimaveränderungen ins rechte Licht rücken.

Forschungspreis und Wissenschaftspreis in Zweijahresrhythmus

Seit 2013 verleiht die Landesregierung im Zweijahresrhythmus den Forschungspreis – im Wechsel mit dem Wissenschaftspreis, der in diesem Jahr ausgeschrieben wird. Der Forschungspreis mit einem Preisgeld von 40.000 Euro ist Nachwuchswissenschaftlern unter 40 Jahren vorbehalten. Mit beiden Preisen möchte die Landesregierung die Forschungsarbeit, die im Land Südtirol erfolgt oder damit in Zusammenhang steht, hervorheben und fördern.

Innovativ, ja experimentell war auch die Musik, die die Preisverleihung begleitete: Der junge Komponist für elektronische Musik und Student an der Fakultät für Musik der Uni Bozen, Fabio Grandinetti, spielte beispielweise ein vierminütiges Fragment der preisgekrönten Komposition „Time“ (2017, Premio Nazionale delle Arti, Categoria Musica Elettronica su supporto).

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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