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Relativ gesund

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79 Prozent der Südtiroler Beschäftigten fühlen sich gesund. Zwischen den Branchen, Ländern und Sprachgruppen gibt es größere Unterschiede. Und was die häufigsten Männer- und Frauenprobleme sind.

von Heinrich Schwarz

Gesundheit bedeutet laut der Weltgesundheitsorganisation „Wohlbefinden“ – und nicht nur das „Schweigen der Organe“. Darauf aufbauend wird im Rahmen der „Europäischen Erhebung über die Arbeitsbedingungen“ (EWCS) gefragt, wie gesund sich arbeitende Menschen fühlen, also wie sie selbst ihren Gesundheitszustand einschätzen. Das Arbeitsförderungsinstitut (AFI) hat dies nun für Südtirol getan und eine Fülle von Daten gesammelt, die sich auch mit anderen europäischen Ländern vergleichen lassen.

Insgesamt geben die Südtiroler Arbeitnehmer bzw. Selbständigen zu 79 Prozent an, dass es ihnen gesundheitlich gut oder sehr gut geht. Damit liegt Südtirol im mitteleuropäischen Schnitt – aber deutlich über dem gesamtitalienischen, der zehn Prozentpunkte niedriger ist. Dafür fühlen sich die Schweizer mit 88 Prozent deutlich gesünder (siehe auch Grafik).

Große Unterschiede gibt es zwischen den Branchen. Das Schlusslicht ist das Transportwesen: Nur die Hälfte der Beschäftigten gibt an, einen guten oder sehr guten Gesundheitszustand zu haben. „Eine Rolle spielt dabei auch, dass 46 Prozent der Beschäftigten in dieser Branche über 50 Jahre alt sind“, erklärt das AFI.

Im Bereich Gesundheit und Sozialwesen schlagen die intensiven psychischen und körperlichen Arbeitsbelastungen durch: 29 Prozent der in diesem Bereich Erwerbstätigen meinen, dass es ihnen gesundheitlich höchstens mittelmäßig geht. „Sehr gesund“ oder „gesund“ fühlen sich hingegen 86 Prozent der Beschäftigten im Handel, 84,4 Prozent der Beschäftigten in der Landwirtschaft und 83,6 Prozent der Beschäftigten im Baugewerbe.

Am besten geht es laut der AFI-Erhebung den Arbeitnehmern in der Finanzbranche mit einem Wert von 90 Prozent (siehe Grafik). Allerdings seien hier die Fallzahlen zu gering, um statistisch aussagekräftig zu sein.

Der Arbeitspsychologe und AFI-Forschungsmitarbeiter Tobias Hölbling sagt: „Die persönliche Einschätzung des eigenen Wohlbefindens hängt vom Alter, vom Wohlstand und von der Art der Arbeit ab. Je besser die Beschäftigten finanziell gestellt sind, desto besser schätzen sie ihre Gesundheit ein.“

Darüber hinaus gebe es in Südtirol auch eine kulturelle Komponente: „Tendenziell fühlen sich italienischsprachige Beschäftigte in Südtirol weniger gesund als deutsch- oder ladinischsprachige. Hier kommen das kulturspezifische Verständnis von Gesundheit und sozioökonomische Faktoren zusammen: Italienischsprachige Südtiroler geben eine deutlich angespanntere Haushaltssituation an als die Beschäftigten anderer Sprachgruppen.“

Männer und Frauen in Südtirol schätzen ihren allgemeinen Gesundheitszustand zwar ungefähr gleich ein, nennen aber deutlich unterschiedliche Beschwerden: „Verletzungen und Hörprobleme sind Männersache, während Kopf-, Augen- und Muskelschmerzen sowie ständige Müdigkeit Frauenprobleme sind“, so das AFI.

Einwanderer geben deutlich häufiger Beschwerden an, was mit der Art ihrer Arbeitstätigkeit zusammenhänge: 25 Prozent aller Beschäftigten im Gastgewerbe bzw. 23 Prozent im Transportwesen sind Einwanderer.

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