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Der plötzliche Abgeordnete

Filippo Maturi

Der Bozner Lega-Gemeinderat Filippo Maturi, 33, wird im Verhältnisrechts-Wahlkreis Viterbo ins Parlament gewählt. Bis vor wenigen Tagen wussten nicht einmal seine Südtiroler Parteikollegen von der Kandidatur.

Von Thomas Vikoler

Er setzte sich bisher für Hundegassi-Zonen und Gratis-Museumsbesuche ein. Und fiel auf durch bizarre, für die Verbreitung über das Internet zugeschnittene Politik-Aktionen. Nun aber zieht Filippo Maturi, 33, für die Lega Nord ins römische Parlament ein. Er wurde am Sonntag im Wahlkreis Latium II, Viterbo, als Zweitgereihter auf der Verhältniswahlrechts-Liste gewählt.

„So etwas ist bisher keinem Südtiroler aus dem Mitte-Rechts-Lager auf Anhieb gelungen“, sagt Carlo Vettori, Maturis Fraktionskollege im Bozner Gemeinderat nicht ohne Neid. Vettori gehört nicht unbedingt zu den politischen Freunden des Neo-Abgeordneten.

Dazu passt, dass von der „Fallschirm-Kandiatur“ im fernen Latium (Maturi trat auch, ohne Wahlchancen, als Drittgereihter der Lega-Liste im Wahlkreis Bozen-Unterland) bis vor wenigen Tagen niemand wusste. Nicht einmal Koordinator Massimo Bessone, der dies allerdings bestreitet.

Filippo Maturi, von Beruf Rechtsanwaltspraktikant (seine bisher fünf Anläufe, die Staatsprüfung zu schaffen, waren erfolglos), gilt als gut vernetzt. Insbesondere innerhalb der Lega-Jugendorganisation I Padani. Seine Kandidatur in Viterbo hat er dessen Chef Andrea Crippa zu verdanken. Der künftige Abgeordnete aus Bozen steht zudem in guten Beziehungen zu Lega-Boss Matteo Salvini.

Vor allem in politischer Hinsicht. Maturis Facebook-Seite, mit den im Abendrot leuchtenden Drei Zinnen als Hintergrundbild, ist bestimmt von einem ziemlich ausländerfeindlichen Ton. Er lobt „seinen“ Parteichef wiederholt für seinen harten Kurs: „Ausweisung der zu vielen illegalen Eiwanderer, Schließung der Roma-Siedlungen. Schutz der Grenzen. Dai, das schaffen wir“, schreibt Maturi – vor einem Bild Salvinis – am 1. Februar.

In Bozen fiel Maturi erstmals als aktiver Promotor für den Ausbau des Bozner Flughafens auf. Beim Referendum musste er allerdings eine Niederlage einstecken. Seit 2015, dem Jahr seiner ersten erfolgreichen Kandidatur bei den Bozner Gemeinderatswahlen, ist der Jurist Parteimitglied bei der Lega. Auch seine Mutter Livia Maturi war politisch aktiv. Sie rückte 2014 für Fernando Pontecorvo, für die nationalistischen Fratelli d`Italia, in den Bozner Gemeinderat nach. Fratelli d`Italia und Lega traten bei den Parlamentswahlen in Koalition mit Forza Italia an.

Ansonsten lässt sich der stets adrett gekleidete Maturi gerne mit seinem kleinen Hund fotografieren, erkundet (im Sarner-Janker) das „schöne Südtirol“. Er wetterte gegen die Fallschirm-Kandidatur von Maria Elena Boschi – um nun selbst mittels Fallschirm ins Parlament gewählt zu werden. Er verteilte im Dezember Geldscheine mit dem Konterfei der Bozner Umweltstadträtin Maria Laura Lorenzini. Ein Protest gegen die 49.000 Euro für die künstlerische Gestaltung der Beton-Sperren in der Altstadt, der ihn den Zorn von Bürgermeister Renzo Caramaschi einbrachte.

Das beeindruckte Maturi wenig – seine Bestimmung ist, wie sich jetzt unumstößlich zeigt, eine höhere.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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