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„Im roten Bereich“

Die grünen Abgeordneten Hans Heiss, Brigitte Foppa und Riccardo Dello Sbarba

„Erreichbar und überrollt“: Die Grünen verweisen auf die Rekordzahlen im Tourismus und fordern mehr Qualität statt weiteren Wachstum.

2017 war ein Allzeit-Rekordjahr für Südtirols Tourismus.

Mit 32.437.815 Übernachtungen und 7.301.577 Anknüpften konnte das Rekord-Ergebnis von 2016 nochmals um 3,2 bzw. 4% übertroffen werden.

„Damit liegt Südtirol zwar weit hinter den 47 Mio. Nächtigungen Tirols, aber grenzenloses Wachstum scheint möglich“, schreiben die Grünen in einer Aussendung.

Der Trend sei gut für Beschäftigungslage und Tourismusbetriebe, für Handwerk, Lieferanten und Bauwirtschaft, die sich gleichfalls seit vier Jahren im Hoch befindet.

Das Topjahr 2017 mit knapp 32.5 Mio. Nächtigungen stelle bei aller Genugtuung drängende Fragen.

In der Aussendung schreiben die Grünen:

„Im Topjahr 2017 sind Klagen über die schlechte Erreichbarkeit Südtirols verstummt.

Noch nie kamen so viele Gäste, auch wegen der Risiken des Luftverkehrs und internationaler Reiseziele. Leider zu 85% im eigenen Auto, statt zumindest teilweise im logistisch dürftigen Bahnverkehr. Der Flughafen Bozen hingegen dient trotz der klar entschiedenen Volksabstimmung weiter als Premium und Charter-Airport.

Die Verkehrsflut im Tourismus ist eine Kernfrage der Zukunft, aber ohne befriedigende Antworten. Anwohner der Dolomitenpässe und ladinischen Täler erleben überbordende Autoschlangen, Autobahn und Pustertaler Straße sind Standorte steter Staus. Ruhegebiete an den Naturpark-Grenzen sind oft Brunftplätze von Blechlawinen; sogar kleine Zubringer wie die Würzjochstraße sollen als Bypass dienen.

Wenn die Zahl der Gäste steigt, während ihre Nächtigungsdauer auf unter 4 Tage fällt, bedarf es einer Verkehrswende. Denn ansonsten ist zu Saisonspitzen nicht nur Lebensqualität massiv gefährdet, sondern auch Südtirols Ruf als ruhige Tourismusregion.“

Die Grünen fordern: Mehr Qualität statt weiteren Wachstums

In der Aussendung heißt es weiter:

„Südtirol ist mit Tirol alpenweit das Land mit der höchsten Tourismusintensität. Nirgendwo sonst kommen so viele Gäste auf einen Einwohner wie im zentralen Alpenraum. Weiteres Wachstum ist genau zu steuern, erst recht bei den Bettenzahlen. Offiziell hat das Land knapp 224.000 Gästebetten, inoffiziell wohl weit mehr. 2016 und 2017 waren Jahre touristischen Baubooms: mit neuen und vergrößerten Hotels. Gästezuwächse, erhöhte Renditen und niedrige Zinsen sind mit den Möglichkeiten steuerlicher Absetzbarkeit Adrenalin für Investitionswillige. Die 2016 und 2017 verbaute Hotelkubatur betrug 260.000 m Kubikmeter, 2018 läuft der Trend ungebrochen weiter.

Die Seilbahnbranche wittert Morgenluft für neue Zusammenschlüsse und Skikarusselle: die diskutierten Verbindungen Sexten-Sillian oder Langtaufers-Kaunertal sind nur eine Auswahl geplanter Erweiterungen. Der Erfolg scheint ihnen recht zu geben, „sanfter Tourismus“ scheint ein Auslaufmodell.

Grenzen des Wachstums und neue Verantwortung für die „Kehrseite des Tourismus“

Das aber trifft nicht zu: Schon jetzt mehren sich jene Gäste, denen ein klimaverträglicher, Landschaft und Kulturen schonender Tourismus am Herzen liegt. Auf sie muss die Branche künftig bauen, auf Gäste, denen Nachhaltigkeit, Gesundheit und Regionalität am Herzen liegen.

Bei 32,4 Mio. Nächtigungen und 7,3 Mio. Ankünften ist der „Rote Bereich“ bald erreicht. Südtirols Zukunft liegt auch in anderen Wirtschaftsbranchen: In der Industrie, die mit geringem Ressourcenverbrauch und qualifizierten Arbeitsplätzen hohe Wertschöpfung schafft.

Tourismus hingegen ist trotz aller Erfolge ein reifes Produkt, ein Sektor, der durch Selbstbeschränkung nur gewinnt. Und schließlich: Das Tourismusland Südtirol, das von den Folgen von Krieg, Terror und Unsicherheit so stark profitiert, muss sich auch bei der Aufnahme und Betreuung von Flüchtlingen stärker bewähren als bisher der Fall.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (6)

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  • andreas

    Ich finde es auch empörend, dass heutzutage fast keiner der Touristen mehr Birkenstock und Juteklamotten an hat. Wir sollten eine Quote einführen und alle die darüber sind, auf eigene Kosten in ihr Heimatland zurückschicken.

    • george

      Und als allererster sollte ‚andreas‘ Juteklamotten und Birkenstock tragen müssen, damit er mal endlich lernt beim Thema zu bleiben. Zudem sollte er zwischendurch ein paar Tage bei den Ferkeln in einem Schweinestall zubringen müssen, damit er auch wieder Natürlichkeit und Einfachheit lernt bei entsprechenden Gerüchen. Dann würden ihm sicher solche Flausen vergehen immer über andere zu lästern., wenn es nicht gerade einmal nach seinen Vorstellungen läuft Hi,hi, ha, ha 😀

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