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„Eine Schnapsidee“

In einem Gespräch zwischen Tür und Angel mit dem Abgeordneten Florian Kronbichler hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen den Doppelpass als „Schnapsidee“ bezeichnet.

Von Artur Oberhofer

Er ist, wie man auf Puschtrisch sagt, ganz schiffrig geworden. „Selten hat es mir so leid getan, auf einer Rednerliste zu stehen und nicht dranzukommen“, bekennt Florian Kronbichler.

Am vergangenen Donnerstag tagte die parlamentarische Versammlung des Europarats in Straßburg.

Stargast war der österreichische Bundespräsident Alexander van der Bellen.

Ihm wollte der Kammerabgeordnete Florian Kronbichler folgende Frage stellen:

„Finden Sie, Herr Bundespräsident, in einer italienisch-österreichischen Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler einen Schritt im europäischen Geist? Und befürworten Sie ihn?“

So hätte seine Frage gelautet, „ziemlich unverfänglich“, wie Kronbichler findet.

Das Pech des Kammerabgeordneten: Er kam nicht dazu, seine vorbereitete Frage zu stellen. „Das hatte mit der langen Rednerliste zu tun, und zum Teil auch mit der aufreizend ausladenden, sehr wienerischen Art zu antworten des befragten Herrn“, so der Kammerabgeordnete. Schade!

Als „alter“ Journalist gab sich Florian Kronbichler aber nicht geschlagen.

Außerdem: Kronbichler und Van der Bellen sind perdu. „Sascha“ darf er ihn nennen.

Was machte Kronbichler? Er erzählt selbst:

„Ich passte den Herrn Bundespräsidenten vor der Saaltür ab. Wir kennen uns, ich sagte ihm, ich hätte ihn zur Doppelstaatsbürgerschaft fragen wollen …“

Die (von Florian Kronbichler kolportierte) Antwort des österreichischen Staatsoberhauptes hat es in sich: Demnach habe Alexander Van der Bellen den Doppelpass als „Schnapsidee“ bezeichnet. Eine Idee, die „der Südtiroler Landtag den Österreichern eingebrockt“ habe.

 

So rekonstruiert Florian Kronbichler den Small Talk mit dem österreichischen Bundespräsident zwischen Tür und Angel:

„Ich sagte ihm, ich hätte ihn zum Doppelpass befragen wollen, und er drauf: ,eine Schna…’.

Man zitiert nicht, was Staatspräsidenten off records sagen, auch wenn genug Zeugen mitgehört haben. Ich schreibe Schna…, denn wenn ich „Sch … Pünktchen, Pünktchen schriebe, brächte ich die Leser auf noch schlechtere Gedanken.

Also eine ,Schna…’ sei das alles mit der Doppelstaatsbürgerschaft, aber ,eingebrockt’, das sagte Van der Bellen vor einem Pulk Parlamentariern und Journalisten laut und deutlich, ,eingebrockt hat das nicht Österreich euch, sondern der Südtiroler Landtag uns.“

Harter Tobak, wenn die Worte tatsächlich so gefallen sind.

Und so resmümiert Florian Kronbichler den

Alexander Van der Bellen wurde bei seinem Auftritt im Europarat, der ältesten und umfassendsten parlamentarischen Institution des Kontinents (1949 gegründet und 47 Länder umfassend), zum Rechtsruck in seiner Republik befragt. „Hier im Europarat hatte niemand die Scheu, vom ,rechten’, ,xenophoben’, ja ,faschistischen’ Österreich zu sprechen“, so Kronbichler.

Van der Bellen sei auf die Demokratie-Lektion vorbereitet gewesen. Er legte die Hand ins Feuer für die unverbrüchliche Europa-Treue Österreichs. Europa, das sei jedem Österreicher quasi patriotische Pflicht.

Er sprach über Demokratie, Rechtstaat und Rechtstaatlichkeit – alle drei Werte seien „in meinem Heimatland“ Selbstverständlichkeit.

Alles unter Kontrolle?

Florian Kronbichler über den Van der Bellen-Auftritt?

„Ja, alles sei unter Kontrolle. Van der Bellen behauptete das auf eine sehr sympathische, sehr österreichische Weise. Man verstand, er bemüht sich. Die Demokratie sieht er nicht in Gefahr, er gibt eine gewisse ,Demokratie-Müdigkeit’ zu.

Er findet für den schönen Begriff nicht das passende englische Wort und wiederholt es mehrmals auf Deutsch.

Österreich sei normal, darauf legte sein Präsident Wert. Mit normal meint er: so wie die anderen halt auch.

,What’s going on in France?’

Überall wehe der Wind von rechts. Da könne man halt nichts machen, außer alles nicht zu schwer zu nehmen.

,C’est la vie!’ sagte der Österreicher zum Schluss. Da war ihm schon niemand mehr bös.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (21)

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  • andreas

    Sonneborn scheint Kronbichlers Vorbild zu sein, nur dass dieser im Gegensatz zu ihm lustig ist.

  • tiroler

    Hat man von 2 Grünen etwas anderes erwartet?
    Wo die Grünen angekommen sind hat man bei den Ö Wahlen gesehen. Aus die Maus

  • george

    Hat Van der Bellen inzwischen etwa der Darlegung von Kronbichler widersprochen, als dass ihr so aufsässig diese Darlegung versucht zu unterminieren? „Ach wie schießt ihr schlecht“ würde etwa ein Andreas Hofer dazu sagen.

  • andreas69

    Der Kronbichler, schleicht durch die Räume, passt jemanden ab, hält ihn für den Stargast, und verkündet feierlich seinen Lohn.
    Wunderbare Anekdote! Mehr drängeln wäre angebracht gewesen. Was nach der Show abgeht, ist nicht mehr offiziell, da wurde möglicherweise schon der eine oder andere Schnaps getrunken…

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