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Beunruhigte Radiohörer

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Der UKW-Abschaltplan beunruhigt viele Radiohörer. Die Verbraucherzentrale fordert Respekt für die Entscheidungsfreiheit der Bürger.

Der im November von der Landesregierung genehmigte Plan zur Abschaffung von UKW-Sendanlagen beschäftigt derzeit die Radiohörer. Im Vorjahr wurden 19 Sendegeräte (Antholz, Karthaus, Rauth, St. Gertraud, Wengen und Wiesen) vom Strom genommen, heuer kommen Aberstückl, Graun, Kurzras, Prags, Ratschings, Afing und Welschnofen dazu. Die Versorgung mit UKW-Radio wird trotzdem gewährleistet, doch das Antennen-Angebot wird ausgedünnt.

„Die Südtiroler sind fleißige Radiohörer. Zwei Drittel hören laut der letzten Erhebung täglich oder fast täglich Radio. Viele Geräte – wahrscheinlich die meisten – empfangen noch über UKW. Vielhörer erzählen uns sogar, dass sie in jedem Raum eines stehen haben“, stellt die Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) fest. Es herrsche die Sorge davor, dass sie diese früher oder später wegwerfen müssen, was zu einem riesigen Müllberg führe. Die UKW-Empfänger müssten mit neuen „DAB+“-Empfängern ersetzt werden.

Neben den vielen Vorteilen des neuen „DAB+“-Standards gebe es auch Fragezeichen: „So ist digitales Radio nicht zwingend immer besser als analoges. Denn auch die Umstellung bringt einige Herausforderungen mit sich, die noch nicht gänzlich gelöst sind, so zum Beispiel die geringere Reichweite. Die Politik in Europa hat sich nicht eindeutig zum Digitalradio bekannt, so ist auch der Flop der ersten DAB-Generation zu erklären. Und nicht wenige Stimmen setzen im Streit zwischen DAB+ und UKW auf Internet mit einer teils besseren Qualität und einem weltweiten Empfang“, erklärt die VZS und betont: „Gerade wenn man in Südtirol die Breitband-Infrastrukturen mit öffentlicher Unterstützung massiv ausbaut, ist zu überlegen, ob hier nicht doppelt gemoppelt wird.“

Die VZS mahnt die Verantwortlichen in der Landesregierung und bei der Rundfunkanstalt Südtirol (RAS) zu einem vorsichtigen und nicht zu enthusiastischem Vorgehen: „Man kann von den Endverbrauchern nicht verlangen, dass sie für jede Technik-Generation ein neues Gerät kaufen. Vielleicht wird sich erst ein weiterer Standard durchsetzen. Bis Gewissheit herrscht, sollte eine flächendeckende Versorgung mit UKW-Sendeanlagen auf absehbare Zeit weiterhin garantiert und die Entscheidungsfreiheit der Verbraucher respektiert werden.“

Vor allem für ältere Menschen sei eine erzwungene Umstellung anstrengend, aufwendig und im Grunde genommen unzumutbar. Zudem sei der Südtiroler Auto-Park vielfach mit UKW-Radios ausgestattet. „Wird gänzlich auf DAB+ umgestellt, dann bleiben eine enorme Menge an UKW-Autos auf der Strecke und können etwa bei Notfällen von wichtigen, lebensrettenden Zivilschutzinformationen nicht erreicht werden“, meinen die Verbraucherschützer.

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Kommentare (4)

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  • huggy

    Respekt gegenüber Ihren Wählern, das scheint der Landesregierung ein Fremdwort zu sein. Einmal gewählt tun diese Herrschaften nur noch was Ihnen in den Kram passt.

  • robby

    Soll ich mir nun ein neues Auto kaufen nur weil die Südtiroler Politik auf DAB+ setzt? Moderne PKW’s haben nämlich keinen austauschbaren Autoradio mehr. Und auch der deutsche Autohersteller sieht wegen der Umstellung in Südtirol keinen Grund auf DAB+ umzustellen oder nachzurüsten. Habe nämlich nachgefragt.
    Zudem habe ich mir als Musikliebhaber eine sündteure High End Stereoanlage gekauft die ich nicht mit einem kleinen DAB+ Radiogerät ersetzen kann und will.

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