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Hinterzogene Steuern

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Südtirols Unternehmen haben die höchste Steuermoral Italiens. Dennoch wird auch bei uns jährlich über eine Milliarde Euro an Steuern hinterzogen.

von Heinrich Schwarz

Insgesamt 93,2 Milliarden Euro an Einnahmen wurden von den italienischen Unternehmen und Freiberuflern im Jahr 2015 nicht an den Fiskus gemeldet. Zu diesem Betrag ist der italienische Wirtschaftsverband CGIA in einer neuen Studie gekommen. Gegenüber dem vorhergehenden Jahr nahm die Summe immerhin um sechs Milliarden Euro ab.

„In anderen Worten: Das Aufkommen der Hinterziehung, das direkt den Betrieben zurechenbar ist, liegt bei 44,9 Prozent der gesamten Wertschöpfung der Schattenwirtschaft in Italien, die 207,5 Milliarden Euro beträgt“, heißt es in der Studie. Weitere 37,3 Prozent sind auf Schwarzarbeit zurückzuführen, 17,8 Prozent auf illegale Tätigkeiten (wie Prostitution und Drogenhandel) und Schwarzmieten.

Weiters wurde auf Grundlage der Daten des nationalen Statistikinstitutes ISTAT erhoben, dass die größte Neigung zur Steuerhinterziehung bei professionellen Dienstleistungen vorherrscht. Konkret genannt werden unter anderem Tätigkeiten im Rechts-, Rechnungs- und Beratungswesen sowie Architektur- und Ingenieurs-Studien.

Verhältnismäßig ebenfalls sehr hoch ist die Steuerhinterziehung im Groß- und Einzelhandel, im Transportsektor, im Gastgewerbe und im Bausektor. Etwas geringer ist sie bei den Dienstleistungen für Personen und der Herstellung von Lebensmitteln und Konsumgütern. Und relativ niedrig im Bildungs- und Gesundheitssektor und in der restlichen Industrie.

Der Studien-Koordinator von CGIA, Paolo Zabeo, meint: „Um dieses soziale und wirtschaftliche Übel zu bekämpfen, müssen die Steuern reduziert und die vielzähligen bürokratischen Hürden beseitigt werden. Natürlich müssen die Serien-Steuerhinterzieher verfolgt werden.“ Es existiere auch Steuerhinterziehung, um als Unternehmen überhaupt überleben zu können – besonders seit der Wirtschaftskrise.

Wie zu erwarten, ist die Steuerhinterziehung der Unternehmen und Freiberufler im Süden Italiens deutlich höher als im Norden. In der Region Molise ist sie mit 8,4 Prozent der Wertschöpfung am höchsten, knapp vor Umbrien, Marken und Apulien. Dahinter folgen Kampanien, Abruzzen, Kalabrien, Sizilien und Toskana.

Die höchste Steuermoral gibt es in Südtirol mit 3,9 Prozent der Wertschöpfung. Dahinter folgen mit einem relativ großen Abstand die Provinz Trient mit 4,9 Prozent, die Lombardei mit 5,0 und Latium mit 5,3 Prozent.

CGIA hat in der Studie weiters berechnet, wie hoch die Steuerhinterziehung durch die generierte Wertschöpfung der Schattenwirtschaft von 207,5 Milliarden Euro ist: Dem Fiskus entgehen jährlich schätzungsweise 114 Milliarden Euro an Steuern.

Umgerechnet entgehen dem Staat pro 100 Euro an Steueraufkommen aufgrund der schlechten Steuermoral 16,3 Euro. In Süditalien sind es deutlich mehr, im Norden weniger. Auch in dieser Rangliste ist Südtirol mit 12,4 Euro die tugendhafteste Region bzw. Provinz. Die Steuerhinterziehung liegt aber bei nicht unerheblichen 1,14 Milliarden Euro (siehe Grafik).

Interessant ist auch die hiesige Aufteilung der Schattenwirtschaft: Laut der CGIA-Studie gingen in Südtirol im Jahr 2015 über zwei Milliarden Euro am Fiskus vorbei. 759 Millionen Euro waren nicht erklärte Einkünfte von Betrieben, 856 Millionen Euro betrafen Schwarzarbeit und 463 Millionen Euro illegale Tätigkeiten, Schwarzmieten und Trinkgeld.

Auffallend ist, dass Südtirol zu einigen wenigen Regionen gehört, in denen die Wertschöpfung durch Schwarzarbeit mehr ausmacht als jene, die von den Betrieben nicht erklärt wird.

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