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Onorevole Riccardo

Riccardo Dello Sbarba dürfte Spitzenkandidat der Grünen für die Parlamentswahlen werden – mit realistischen Chancen auf ein Mandat.

Von Matthias Kofler

Die Grünen treten – anders als ihre mutlosen Landtagskollegen aus dem rechtspatriotischen Lager – zu den am 4. März stattfindenden Parlamentswahlen an, und zwar in einem Wahlbündnis mit der neugegründeten Liste „Liberi e uguali“ rund um Senatspräsident Pietro Grasso und Kammerpräsidentin Laura Boldrini.

Die mit breiter Mehrheit gefallene Entscheidung des Grünen Rates kommt nicht überraschend: Brigitte Foppa und Co. setzen damit den Kurs fort, den man bei den Parlamentswahlen 2013 und bei den Europawahlen 2014 eingeschlagen hat. 2013 kandidierte Florian Kronbichler auf der Liste des Linksbündnisses „Sinistra Ecologia Libertà“ fürs römische Parlament – und schaffte überraschend den Sprung nach Rom. 2014 wollte es ihm seine Journalistenkollegin Oktavia Brugger gleichtun, die auf der Liste „L’Altra Europa con Tsipras“ fürs Europaparlament kandidierte. Oktavia Brugger scheiterte damals knapp.

Die Alternative zum Bündnis mit Grasso und Boldrini wäre eine gemeinsame Kandidatur mit den nationalen Grünen gewesen. Diese hätte aber den Nachteil gehabt, dass die Südtiroler Ökosozialen bei den Parlamentswahlen in einer Koalition mit dem PD und der SVP hätten antreten müssen. Die Grünen wären also nur das fünfte Rad am Wagen gewesen, mit eingeschränktem Mitspracherecht bei der Kandidatenwahl.

Die Grünen beginnen in der kommenden Woche mit der Suche nach den passenden Kandidaten für die Einer-Wahlkreise. Die Chancen auf einen Sitz in Rom sind zwar nur minimal, sie sind aber durchaus vorhanden. Das neue Wahlgesetz bietet für die kleinen Parteien nämlich eine Art Schlupfloch: Gewählt sind alle Kandidaten, die in den jeweiligen Einer-Wahlkreisen die meisten Stimmen erzielen – unabhängig vom Abschneiden der Partei auf regionaler bzw. nationaler Ebene. Die Grünen müssten also einen politischen Hochkaräter aus dem Hut zaubern. Bei den Gemeindewahlen in Meran ist es Brigitte Foppa und Co. schon gelungen, den Kandidaten der SVP zu schlagen.

„Einen Wahlkreis zu gewinnen wäre durchaus im Bereich des Möglichen“, schätzt die Grünenchefin die Chancen ihrer Partei ein.

Ein solcher Hochkaräter dürfte der Landtagsabgeordnete Riccardo Dello Sbarba sein. Er wäre für beide Lager in der „Liberi e uguali“-Liste – sowohl für die Bürgerlichen als für die Linken – wählbar und weist die notwendige Erfahrung und Bekanntheit auf. Auf Nachfrage erklärt Dello Sbarba, dass die Grünen erst in der kommenden Woche mit der Diskussion über mögliche Kandidaten beginnen werden. Er sei gerade auf dem Weg nach Barcelona, wo er sich mit den Themen Autonomie und Unabhängigkeit für Katalonien auseinandersetzen werde. „Wer bei uns kandidieren wird, das entscheiden wir alle gemeinsam“, betont der Landtagsabgeordnete.

Am aussichtsreichsten wäre für die Grünen eine Kandidatur im Kammer-Wahlkreis Bozen-Unterland. Dieser Wahlkreis ist die Achillesferse des SVP-PD-Bündnisses: Die SVP kandidiert dort nicht selber, sondern unterstützt einen Kandidaten des PD. Allerdings tut sich der PD nach der Absage von Francesco Palermo äußerst schwer damit, einen passenden Kandidaten – oder besser gesagt: eine Kandidatin (sollte Gianclaudio Bressa parallel im Senatswahlkreis antreten) – zu finden.

Riccardo Dello Sbarba wäre in jedem Fall ein ernstzunehmender Herausforderer – und vor allem ist er Italiener. Falls er das direkte Duell gegen den PD-Kontrahenten nicht gewinnen sollte, hätte der Grüne immer noch die Chance, bei der Vergabe der fünf regionalen Sitze übers Verhältniswahlrecht zum Zuge zu kommen. Damit müsste „Liberi e uguali“ in etwa gleich stark sein wie 2014 die „Liste Tsipras“ von Oktavia Brugger. Sie erreichte damals in Südtirol rund 20.000 Stimmen respektive zehn Prozent der Wählerstimmen.

Ihr Vorteil: Durch das Nicht-Antreten der Freiheitlichen sind die Grünen im März die einzige Alternative zur SVP.
Aus dem Fehler von damals, als zahlreiche Wähler unabsichtlich das Symbol der nationalen Grünen angekreuzt hatten, haben Brigitte Foppa und Co. mittlerweile gelernt. Man will dieses Mal frühzeitig das eigene Listenzeichen bewerben.

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