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Operation „Heimholung“

Der Athesia-Konzern festigt mit der (offiziellen) Übernahme des Privatsenders Südtirol 1 seine Monopolstellung auf dem Südtiroler Medienmarkt. Warum es gerade jetzt zu dieser Übernahme kam.

von Artur Oberhofer

Die Mitteilung der Funkhaus Südtirol GmbH, die am Donnerstag in die Redaktionen flatterte, war kurz und bündig:

„Die Funkhaus Südtirol GmbH verändert ihre Gesellschafterstruktur: 50 Prozent der Anteile werden nun von der Athesia Druck GmbH gehalten, die anderen 50 Prozent wie bisher von der Südtiroler Nachrichtenagentur RMI GmbH (Chefredakteur und Programmdirektor Heiner Feuer, Geschäftsführer Karl Kleinrubatscher und Redaktionsleiter Winfried Zuegg) zusammen mit Nachrichtenredakteurin und Radio Tirol-Erbin Sabrina Fleischmann.“

Der Athesia-Konzern der Gebrüder Michl und Toni Ebner wird somit auch im Privatradio-Bereich zum unumstrittenen Platzhirsch. Athesia festigt seine Monopolstellung. Es ist inzwischen leichter, jene Medien aufzuzählen, die nicht zu Athesia gehören, als jene, die dem Ebnerschen Monopol zugerechnet werden müssen. Mit der Übernahme der Tageszeitung „Alto Adige“ kontrolliert Athesia auch einen wichtigen Teil des italienischen Marktes.

Was ändert sich mit der Übernahme von Südtirol 1 durch den Athesia-Konzern?

In Wahrheit nicht viel.

Denn in der Medienbranche war es ein offenes Geheimnis, dass Athesia bereits in der Vergangenheit über eine Treuhänder-Gesellschaft (Barenth & Freisinger Wirtschaftsprüfungs GmbH in Innsbruck) bei Südtirol 1 mitgemischt hat. Zwar wurde dieser Umstand von den Betroffenen immer (halbherzig) dementiert. Doch die nun vollzogene Rochade ist ein indirekter Beleg dafür, dass sich Athesia und Südtirol 1 in der Vergangenheit schon viel näher waren, als sie offiziell zugegeben haben.

Für die nunmehr vollzogene „Veränderung der Gesellschaftstruktur“ könnte es einen ganz banalen Grund geben.

Der Hintergrund: Die Radiosender Südtirol 1 und Radio Tirol sind sei jeher die beiden Privatradios, die den größten Teil der institutionellen Werbung und der Landesmedienförderungen einheimsen.

Allein im Jahr 2016 bekamen die beiden Sender knapp 350.000 Euro von der öffentlichen Hand! Für die anderen Privatradios im Land blieben nur mehr die Brosamen.

Im Juli dieses Jahres legte der Landtagsabgeordnete der 5-Sterne-Bewegung, Paul Köllensperger, dem Athesia-Konzern und Südtirol 1 ein Ei: Er warf nämlich im Landtag die Frage auf, ob das Land Medienunternehmen unterstützen dürfe, die von Treuhändern mitverwaltet werden. Zwar erklärte Landeshauptmann Arno Kompatscher, es sei „nicht vorgesehen“, dass treuhänderisch mitverwaltete Unternehmen von den Förderungen ausgeschlossen würden. Aber der LH sagte auch, er wolle „das Gesetz verbessern“, und vor diesem Hintergrund seien „Anregungen aller Landtagsparteien willkommen“.

Genau das könnte der Auslöser der Operation „Heimholung“ gewesen sein. Athesia und Südtirol wollten sich wohl nicht auf dem falschen Fuß erwischen lassen – und haben das offengelegt, was eh bereits bekannt war.

Auch der Medienkenner Christoph Franceschini ist davon überzeugt, dass die Operation – Zitat aus „Salto“ – „mehr eine gesellschaftstechnische Umschichtung, als eine wirtschaftliche Übernahme“ sei.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (6)

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  • florianegger

    Endlich nun auch öffentlich. Der Neid an dieser Operation ist unbegründet solange Medien wie die Tageszeitung Möglichkeiten für Werbeeinnahmen nicht aktiv nutzen

  • andreas

    Es geht nicht um Neid, eher um Marktanteile und einer quasi Monopolstellung im Kommunikationssektor.
    Auch ist der Anteil der öffentlichen Gelder, welcher der Konzern bekommt, unverhältnismäßig hoch.

  • sepp

    jennifer mehr konsch do fa ie ebners nett erworten mehr wie geldgeil sein dei nett

  • florianegger

    @checker, ganz genau. Wenn man bedenkt, daß noch mit überschaubaren Finanzmitteln Medienprojekte verwirklicht werden können, welche sich kurzfristig über Werbeinnahmen finanzierten, aber kein Unternehmen den Mut für diesen Schritt aufbringt, ist vielsagend. Sogar politische Parteien könnten damit ihre Schuldenberge abtragen.

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