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Schwarze Schafe

Der lvh und die Handelskammer prangern die Schwarzarbeit an. Es gebe zu viele gesetzliche Grauzonen.

Die Schattenwirtschaft ist Tabuthema und Grauzone zugleich. Wo die Grenze liegt und welche Konsequenzen die Schwarzarbeit mit sich bringt, wurde im Rahmen einer Tagung analysiert, die der Wirtschaftsverband Handwerk und Dienstleister (lvh) gemeinsam mit der Handelskammer Bozen organisiert hat.

„In Italien gibt es zu viele von den schwarzen Schafen, die ihr Gewerbe erst gar nicht anmelden, daher überhaupt keine Steuern zahlen, natürlich keine Investitionen tätigen, keine regulären Arbeitsplätze schaffen und so letztendlich der gesamten Wirtschaft und Gesellschaft schaden“, unterstreicht lvh-Präsident Gert Lanz.

Auf der anderen Seite droht – als Konsequenz dieses Phänomens – die Spirale durch der steigenden Belastungen durch Abgaben, Gebühren und solidarischen Zwangsfonds, die regulären Betriebe zu ersticken und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu zerstören.

In die gleiche Kerbe schlägt Handelskammerpräsident Michl Ebner:

„Wer einen Betrieb führt, steht jeden Tag vor neuen Herausforderungen: Steuern zahlen, gesetzliche Auflagen einhalten, Bürokratie bewältigen, Mitarbeiter/innen beschäftigen und ausbilden, dem Konkurrenz- bzw. Investitionsdruck standhalten und vieles mehr. Rechtschaffene Unternehmer/innen dürfen nicht ins Hintertreffen geraten, weil es sich einige zu leicht machen und die gesetzlichen Bestimmungen umgehen.“

Letzthin sind die Grenzen zwischen Legalität und Illegalität immer mehr verwischt.

Die fortschreitende Digitalisierung trage ihren Teil dazu bei: Handwerklich gefertigte Produkte wie Torten oder Stricksachen würden ohne steuerlich relevante Rechnung über die sozialen Netzwerke verkauft.

Mietwagenunternehmer und Taxifahrer litten unter der Konkurrenz von Dienstleistungsunternehmen wie Uber oder Mietfahrbörsen wie BlaBlaCar, hieß es auf der Tagung.

All dies seien Grauzonen, die nicht eindeutig gesetzlich geregelt sind.

Unklar blieben nicht nur steuerrechtliche Aspekte, sondern auch die Erfüllung anderer Auflagen wie jene der Arbeitssicherheit oder der Hygienevorschriften.

„Immer öfter hört man auch von Friseuren, Schönheitspflegern, Fotografen oder Masseuren, die arbeiten, ohne ein offizielles Gewerbe angemeldet zu haben“, hieß es. Ein ähnliches Phänomen stellten die sogenannten Hinterhofgaragen dar, in denen Autos für einen Spottpreis repariert werden, nicht zuletzt auf Kosten der allgemeinen Verkehrssicherheit.

Die Folgen des verdeckten Wirtschaftssektors

Eine Statistik der OECD 2017 belegt klar:

Wenn es um Schattenwirtschaft geht, zählt Italien zu den Spitzenreitern in der Europäischen Union. Die Leidtragenden sind diejenigen, die die rechtlichen Auflagen erfüllen und ihre Steuern bezahlen. Konkrete Zahlen über die Schattenwirtschaft und Schwarzarbeit legte im Rahmen der Tagung der Direktor der Abteilung Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen Georg Lun dar.

Ökonom und Fachmann für die Forschungsdisziplinen Schattenwirtschaft, Steuerhinterziehung und organisierte Kriminalität sowie in der Umweltökonomie Friedrich Schneider erklärte, dass eine große Diskrepanz zwischen Legalität und Illegalität bei den haushaltsnahen Dienstleistungen (Nachbarschaftshilfe, Friseur, Babysitten usw.) liege.

Die Landesdirektorin der Agentur der Einnahmen in Bozen Hildegard Ungerer sowie Honorarprofessor für italienisches Steuer und Finanzrecht an der Universität Innsbruck sowie Wirtschafts- und Steuerberater mit Bürogemeinschaft in Bozen Walter Steinmair sprachen über die Grundpflichten der Steuererfüllung und die Konsequenzen der Schattenwirtschaft.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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