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„Nicht blenden lassen“

Umweltlandesrat Richard Theiner und SVP-Bezirkschef Oswald Schiefer sprechen im Streit um die Errichtung einer neuen Müllverbrennungsanlage in Kurtatsch ein politisches Machtwort: „Nicht mit uns!“

von Matthias Kofler

Die Enthüllung der TAGESZEITUNG, wonach das Unternehmen Eco Energy von Patrick Santini in Kurtatsch die Errichtung einer neuen Müllverbrennungsanlage plant, hat landesweit hohe Wellen geschlagen – und die Bevölkerung von Kurtatsch in große Aufregung versetzt. „Diese Verbrennungsanlage wird sicher enorme Auswirkungen mit sich bringen“, sagte Heidi Peer von der Bürgerliste. Es sei abzusehen, dass nicht nur die Gesundheit der Bürger gefährdet wird, sondern auch Tourismus und Landwirtschaft unter den Auswirkungen leiden. Auch Bürgermeister Martin Fischer reagierte mit Kopfschütteln auf die Pläne von Patrick Santini.

Das Projekt liegt derzeit beim Amt für Umweltverträglichkeitsprüfung auf. Die Gemeindeverwaltung wurde erst spät über die Pläne in Kenntnis gesetzt. Der anfallende Industriemüll, der nicht im Verbrennungsofen von Bozen verbrannt werden kann, soll in dieser Anlage separat verbrannt oder vergast werden. Konkret soll es sich um eine neue Anlage zur thermischen Behandlung von Abfällen handeln. Ziel ist dabei die Erzeugung elektrischer Energie gemäß der Technologie der indirekten Verbrennung des eingeführten Materials sowie die Verglasung der Asche.

Am Dienstag meldete sich Patrick Santini in einem TAGESZEITUNG-Interview zu Wort und rührte für seine Verbrennungsanlage die Werbetrommel. Seine Anlage sei einzigartig in Europa und setze auf bewährte Technologien aus Japan. Verbrannt werde lediglich ungiftiger und ungefährlicher Restmüll. Mit der aus der Müllverbrennung gewonnenen Wärme könne man nun endlich auch das von den Unterlandlern seit Jahren gewünschte Bezirkshallenbad realisieren, versprach der Unternehmer.

Santinis Aussagen im Interview brachten bei den politisch Verantwortlichen das Fass zum Überlaufen. Nun schalten sich auch Umweltlandesrat Richard Theiner und SVP-Bezirksobmann Oswald Schiefer in den Streit um die Müllverbrennungsanlage ein – und sprechen ein politisches Machtwort: „Nicht mit uns!“

„Als Land Südtirol wehren wir uns seit jeher gegen Müllimporte – und deshalb werden wir uns auch gegen diese Pläne zur Wehr setzen. Die Errichtung einer neuen Müllverbrennungsanlage stünde im totalen Widerspruch zu unserem Klimaplan „Energie Südtirol 2050“ und den darin enthaltenen ehrgeizigen Zielen“, sagt Theiner.

So wolle Südtirol beispielsweise die C02-Emmissionen bis 2050 auf 1,5 Tonnen zurückfahren. „Es wäre absurd, wenn wir nun hergehen würden und Müll aus ganz Italien in Südtirol importieren“, unterstreicht der Energielandesrat. Genauso wie gegen den Klimaplan würde das Projekt auch gegen das Abfallbewirtschaftungsprogramm des Landes verstoßen. Darüber hinaus habe der bereits bestehende Verbrennungsofen in Bozen immer noch freie Kapazitäten von 20.000 Tonnen im Jahr. Jeden Tag würden ausländische Delegationen in die Landeshauptstadt kommen, um sich die dortige Verbrennungsanlage, die in Sachen Effizienz Vorbildcharakter habe und zu den modernsten in Europa gehöre, anzusehen. „Wir brauchen also sicher keine neue Anlage“, meint Theiner und fügt hinzu:

„Wir haben zwar Verständnis dafür, dass ein privater Unternehmer Gewinne machen will. Doch wir müssen auf das Gemeinwohl schauen. Ein solches Projekt würde ganz augenscheinlich gegen alle unsere Grundprinzipien und Werte verstoßen.“

Auch Bezirkschef Oswald Schiefer spricht sich klar gegen das Kurtatscher Projekt aus. Es stehe im Widerspruch zur erfolgreichen Politik des Landes und sei weder für Kurtatsch, noch für das Unterland noch für ganz Südtirol wirtschaftlich interessant. „Wir werden uns gemeinsam mit der Gemeindeverwaltung dagegen zur Wehr setzen und den Bau verhindern, so wie wir auch den Bau der Klärverbrennungsanlage in Tramin verhindert haben“, poltert der SVP-Abgeordnete.

Den Versprechungen Santinis können die beiden Politiker nichts abgewinnen: „Wir lassen uns davon nicht blenden“, sind sich Theiner und Schiefer einig.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (3)

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  • besserwisser

    Das politische leichtgewicht aus dem unterland (siehe flughaefchen) wird sich jetzt vor den wahlen wohl nix mehr getrauen …
    Fuer mich sind diese aussagen leider nicht wertvoll. Nachdem das ueberetsch und unterland politisch vollkommen bedeutungslos sind und nachdem auch 2018 leider nicht mit jungen neuen kräften zu rechnen sein wird, ist dies reines wahlkampfgeplänkel … ausserdem ist herr schiefer nicht bezirkschef liebe tageszeitung. Er war es mal, und zwar durch eine ad hoc regelung die damals fuer ihn gemacht wurde…

  • sepp

    wer glaubt den in die 2 scheinheiligen beim schiefer konn man lei afn flughafen denken er wor dafür nett fürs Volk solche leute sein nett tragbar solche leute gehören nett gewählt und ene

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