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Wohnsitz a Brunico

Die Italiener in Bruneck machen nur mehr 15 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. In einem neuen Buch geht es um die Geschichte der Italiener in der Rienzstadt. 

von Silke Hinterwaldner

Es werden immer weniger: Heute machen die Italiener in Bruneck 15 Prozent der Gesamtbevölkerung aus, noch vor rund 40 Jahren waren es rund zehn Prozent mehr.

In den vergangenen Jahrzehnten sind demnach viele Italiener weggezogen aus Bruneck. Fabian Fistill hat aber versucht den Blick noch weiter zurück in die Geschichte zu werfen und hat ein Buch darüber geschrieben, wie die ersten Italiener nach Bruneck gekommen sind. Was hat sie hergelockt? Wo haben sie gearbeitet? Wie haben sie gelebt?

„Vor 1918“, sagt der Autor, „haben sich einige österreichische Staatsbürger italienischer Muttersprache vor allem aus dem Comelico oder Cortina in Bruneck niedergelassen, weil sie oft auch nur während der Saison in der Landwirtschaft oder auf Baustellen Arbeit gefunden hatten.“ Erst nach dem Ersten Weltkrieg gab es einen organisierten Zuzug von Italienern in Bruneck, genauso wie in ganz Südtirol. Kamen anfangs Angehörige des italienischen Militärs nach Bruneck, waren es bis 1939 vor allem öffentliche Angestellte, die während des Faschismus die Jobs der deutschsprachigen Bevölkerung übertragen bekamen. „Schätzungsweise“, sagt Fabian Fistill, „hielten sich vor dem Zweiten Weltkrieg 2.000 Italiener in Bruneck auf.“

Auf diese erste Welle der politisch organisierten Zuwanderung folgte in den 50er Jahren eine zweite Generation an Italienern, die nach Bruneck kam: Weil es vor allem im Süden wenig Arbeit gab, gingen sie nicht nur in Bozen, sondern eben auch in Bruneck auf Arbeitssuche. Manche blieben, andere gingen wieder zurück in ihre Heimat. Mit dem Aufbau der Autonomie in Südtirol lässt sich aber auch in Bruneck eine Trendumkehr feststellen: Die Jobs in der öffentlichen Verwaltung gingen größtenteils wieder zurück an Deutschsprachige, die Zahl der Italiener in Bruneck geht seitdem immer weiter zurück.

Einer, der gern in Bruneck bleibt, ist Renato Stancher. Der Vizebürgermeister hat das Buchprojekt angestupst und ist jetzt stolz, einen wichtigen Teil der Geschichte aufgearbeitet zu haben. „Mein Traum“, sagt er, „war es immer, die Geschichte für die italienische Gemeinschaft festzuhalten, bevor es zu spät ist. Es soll kein politisches Buch sein, sondern vielmehr einen Teil der Geschichte erzählen.“

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