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Stunk bei den Hausärzten

Seit Wochen stand die große 10-Jahres-Feier des Südtiroler Sanitätsbetriebes fest – die Hausärzte wurden aber erst einen Tag vorher eingeladen. „Ohne uns ist es dem Betrieb sozusagen lieber“, kommentiert ein Arzt.

von Heinrich Schwarz

Besonders harmonisch war die Beziehung zwischen den Hausärzten und dem Südtiroler Sanitätsbetrieb in den letzten Jahren nicht. Während den langen und zähen Verhandlungen um einen neuen Vertrag wurde neben der Politik immer wieder auch der Betrieb verbal angegriffen.

Seit einigen Monaten ist es wieder ruhig geworden um Südtirols Hausärzte. In den neuen Zusatzvertrag, der Investitionen in Höhe von neun Millionen Euro in die wohnortnahe Betreuung vorsieht, haben die Gewerkschaften mehr oder weniger alles einbauen können, was sie gefordert hatten.

Jetzt aber wurden alte Wunden wieder aufgerissen. Seit einigen Wochen feiert der Sanitätsbetrieb sein zehnjähriges Bestehen. Auf dem Programm standen Veranstaltungen in allen sieben Krankenhäusern des Landes. Längst fest stand auch schon das „Gran Finale“, wie auf den Broschüren steht: Eine große Feier für alle Mitarbeiter auf Schloss Sigmundskron. Reinhold Messner stellte das Schloss zur Verfügung. Am Mittwoch fand dieses „Gran Finale“ statt.

Eingeladen wurden per Mail auch die Hausärzte – allerdings erst am Dienstag, einen Tag vor dem Fest. „Sehr geehrte KollegenInnen, ich leite Euch die Einladung des Generaldirektors zur morgigen 10-Jahres-Feier des Sanitätsbetriebes im Schloss Firmian weiter. In der Hoffnung Euch zahlreich begrüßen zu können, verbleibe ich mit freundlichen Grüßen“, heißt es in der Mail.

„Noch kurzfristiger ging es wirklich nicht! Also eher ohne den Hausärzten ist es dem Betrieb sozusagen lieber“, antwortete noch am selben Tag der Burggräfler Hausarzt Eugen Sleiter.

Er ist baff: „Diese kurzfristige Einladung kann man tatsächlich so interpretieren, dass man uns nicht dabeihaben will. Denn zwischen Praxis und Palliativpatienten hatte wohl keiner von uns Zeit. Ich selbst hatte am Nachmittag programmierte Visiten, die ich schon lange vereinbart hatte. Das ist mir auch wichtiger als unten Sekt zu trinken.“ Die Sprengelmitarbeiter (Verwaltung, Pflegepersonal) seien bereits vor einem Monat eingeladen worden.

Der Unmut unter den Hausärzten ist groß. In ihren internen Chats gab es zahlreiche Wortmeldungen. „Ein Kollege schreibt etwa vom ‚Gipfel der Peinlichkeit‘, wo es derzeit doch darum gehe, unbedingt die Peripherie zu stärken“, berichtet Eugen Sleiter.

Umso mehr ärgert ihn, dass der Sanitätsbetrieb den Hausärzten ansonsten jede Einladung Monate zuvor zuschickt. „Am Mittwochvormittag etwa kam über dieselbe Mail-Adresse eine Einladung für einen Vortrag im Dezember“, so Sleiter.

Der Kommunikations-Chef des Sanitätsbetriebes, Lukas Raffl, der die 10-Jahres-Feier mit seiner Abteilung organisiert hat, erklärt seine Sicht der Dinge: „Es handelt sich grundsätzlich um eine Feier für die Mitarbeiter. Dann kam die Anregung von verschiedenen Leuten, auch die Kinder- und Hausärzte einzuladen, die mit uns konventioniert sind. Und weil Sigmundskron groß ist, haben wir die Feier ausgedehnt, was leider sehr kurzfristig passiert ist.“ Raffl fügt hinzu: „Wenn wir es doch nur nicht getan hätten. Uns war bewusst, dass wir zu spät dran sind, aber wir wollten es als Angebot verstanden wissen.“

Es könne keine Rede davon sein, dass man die Hausärzte lieber nicht dabeihaben wollte. „Im Gegenteil“, sagt Lukas Raffl, „wir haben sie mehr als gern eingeladen, obwohl es ansonsten nur als Mitarbeiterfest geplant war.“

Gut gemeint – schlecht ausgegangen! „Naja, jeder liest die Einladung anders. Ich habe auch ein Dankschreiben von einem Arzt erhalten, der die Einladung als Wertschätzung empfunden hat“, so der Kommunikations-Chef.

Die Feier des Sanitätsbetriebes bezeichnet Eugen Sleiter indes grundsätzlich als „suspekt provokativ“. Er erklärt: „Wir feiern zehn Jahre Sanitätsbetrieb, aber man muss sich schon fragen, was in diesen Jahren gemacht worden ist. Wir haben zwar eine Oberorganisation über den vier ehemaligen Einheiten, aber immer noch keine Vernetzung unter den Hausärzten, mit den Krankenhäusern und zwischen den Krankenhäusern. Zudem hat sich die Wartezeiten-Situation verschlimmert. Zehn Jahre sind schön und recht – mit Feiern hätte man aber noch warten können, um zuerst in Ordnung zu bringen, was alles ansteht.“

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