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„Wütend und frustriert“

Der Schaffner Pietro Rossi (Name geändert) schildert seine Erfahrungen mit schwarzfahrenden und prügelnden Flüchtlingen.

Tageszeitung: Herr Rossi, fühlen Sie sich als Bahnangestellter noch sicher?

Pietro Rossi: Nein. Leider kann ich nicht behaupten, dass ich mich bei der Arbeit sicher fühle. Gewiss ist es durch die Videoüberwachung etwas sicherer geworden. Mir ist aufgefallen, dass sich Personen in Zügen mit Videoüberwachung anders verhalten, als in denen ohne Videoüberwachung. Beispielsweise konnten Personen gefilmt und erkannt werden, die von meinem Zug aus Steine auf einen vorbeifahrenden Zug geworfen hatten. Das ist eine Besserung.

Wann ist es besonders gefährlich bei der Arbeit?

Die Bahnhofspolizei arbeitet seit Neuestem ab 19 Uhr nicht mehr. Das bedeutet, dass nach 19 Uhr unangenehme Personen – von Drogenabhängigen bis hin zu Gewalttätigen – umherwandern. Das Gefühl der Sicherheit kann man dann vergessen. Das ist ein großes Problem, weil wir eben auch nachts arbeiten. In Trient wurde sogar das Überwachungshäuschen der Bahnpolizei entfernt. In Rovereto ist die Polizei nur mehr wenige Stunden am Tag präsent.

War der Vorfall in Ala eine Ausnahme?

Nein, das war keine Ausnahme. Leider ist es die Regel. Besonders in Ala steigen sehr viele Flüchtlinge zu.

Wie oft kommt es zu handgreiflichen Übergriffen auf Bahnpersonal?

In letzter Zeit wurden sehr viele Kollegen angegriffen. Der Vorfall in Ala war sicherlich besonders schlimm. Vor einigen Tagen bekam einer meiner Kollegen aus Bozen einen Faustschlag ins Gesicht – er hat Anklage erhoben. Ein anderer Kollege ist im Krankenstand, weil er gestoßen wurde und sich eine Verletzung am Finger zuzog. Es scheint, als würden manche Leute gezielt Ärger suchen. Ich versuche immer die bestmögliche Lösung zu finden, aber diese Personen sind zermürbend. Wir Schaffner sind ja in den Zügen, um Gerechtigkeit zu garantieren. Doch diese Menschen legen ihre Füße auf die Sitze und lachen dich dabei aus, sie haben keine Fahrkarte und kein Geld dabei. Während die anderen Fahrgäste bezahlen müssen, fahren sie gratis mit. Wir können unsere Arbeit so nicht machen. Vor kurzem habe ich zwei Personen ohne Fahrkarte und Geld erwischt, die sich weigerten, den Zug zu verlassen. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich rief die Polizei, wusste aber, dass diese Schwarzfahrer es problemlos nach Bozen schaffen würden – ich war machtlos. Genau deshalb sind viele von uns wütend und frustriert.

Wird ausreichend getan, um die Bahnangestellten zu schützen?

Bis auf die Videokameras, die nicht in jeden Zug installiert wurden, sind die Zugführer und Kontrolleure völlig allein. Die Polizeipräsenz in jedem einzelnen Zug zu gewährleisten, ist unmöglich. Eine gute Idee wäre es, die Polizei an sehr frequentierten Bahnhöfen – beispielsweise entlang der Brenner-Linie – zu stationieren, um ein schnelles Eingreifen zu ermöglichen. Eine andere Möglichkeit wäre es, in jedem Zug einen Sicherheitsmann unterzubringen. Doch das Problem ist, dass oft bis zu 100 dieser Personen im Zug sitzen. Ein einzelner Sicherheitsmann kann dann wenig bewirken, doch gewiss würde man sich sicherer fühlen.

Am 7. September wird man für mehr Sicherheit streiken. Wird das etwas helfen?

Nein, nicht wirklich. Zwar werde ich am Streik teilnehmen, allerdings glaube ich nicht an eine große Veränderung der Lage. Der Zuggesellschaft und der Politik müssen die aktuellen Zustände bewusst werden.

Interview: Julian Righetti

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (16)

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  • criticus

    Seit 2 Jahren gibt es an der Bahnlinie Meran-Bozen ähnliche Vorfälle. Während Afrikaner „nur schwarz fahren“, sind es hauptsächlich Jugendliche aus Rumänien, Bulgarien und den Balkanländern, die nicht bezahlen und die Garnituren mit ihren Füßen verdrecken. Habe selbst erlebt, wie ein Tunesier in Bozen Süd von der Polizei aus dem Pusterer-Zug begleitet wurde. Bevor der Zug abfuhr hat er die Polizisten „pezzi di merda“ genannt, an die Tür getreten und die Fenster bespuckt. Geschehen ist dieser Person gar nichts! Unsereiner würde sicherlich bestraft und müsste die Beleidigung und Delle zahlen. Habe vor 35 Jahren in München erlebt, dass ein Zigeuner seine Fahrkarte nicht hatte und das Personal bedrohte. In Nullkommanichts wurde dieser Fahrgast von den schwarzen Scheriffs eines besseren belehrt. Diese sogenannten schwarzen Scheriffs gibt es heute dank „Einsatz“ der Grünen nicht mehr. Es sind auch bei uns die Grünen die für Integration und Verständnis plärren und auf der anderen Seite die Betonblöcke am Walterplatz entfernen möchten. Soweit kommt es eben mit der „Multikultiwelle“. Dann gibt es noch die demokratischen Parteien die dem Wähler die Schuld geben, das immer mehr Rechts gewählt wird. Obwohl gerade sie mit den heutigen Gesetzen diesen Parteien den Weg ebnen.

    • george

      So wie ihr hier für ein Extrem seid und die Grünen für das andere Extrem beschuldigt, seid ihr um keinen „Pfifferling“ besser. Der bessere Weg liegt sicher in der Mitte und nicht in den Extremen, denn überall gibt es innerhalb der verschiedenen Schichten, Rassen und Völker sogenannte „schwarze“ Schafe. Diese muss entsprechend behandeln und nicht über alle herfahren.

  • morgenstern

    Solange wir Politiker durchfüttern die glauben sie müssten jeden dahergelaufenen Kameltreiber gleich umarmen werden wir uns mit deren Kultur auseinander setzen müssen und nicht umgekehrt.

  • pat

    Hab leider auch oft genug miterlebt wie sich sogenannte „Flüchtlinge“ in den Zügen verhalten. Unzivilisierter gehts kaum noch. Die typische Undankbarkeit halt. Also ich möchte den Kontrolleurjob nicht machen.
    Und solange das Volk linke Versagerparteien wählt wird sich auch nichts ändern.

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