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„Einfach nur traurig“

Foto: Google Street View

Eine Meranerin ist nach einem Vorfall im Krankenhaus fassungslos: Ihr verletzter, 83-jähriger Vater sei nach stundenlangem Warten nur unzureichend behandelt worden. Am Ende fuhr sie in eine Privatklinik.

„Einfach nur traurig, wie weit es mit unserem Krankensystem in Südtirol gekommen ist“, muss die erzürnte Monika Brunner feststellen.

Die Meranerin berichtet:

„Mein Papi ist 83 Jahre alt, hingefallen und ins Meraner Krankenhaus gebracht worden. In Orthopädie und Chirurgie wurde er einfach stundenlang im Gang stehen gelassen – mit einer kranken Mama daneben, die sich überhaupt nimmer ausgekannt hat. Ich wäre vom Wachdienst fast abgeführt worden, weil zu wenig Platz gewesen sei. Bei einem anderen Patienten waren waren drei bis vier Angehörige da. Der Wachdienst hat mich dann Gott sei Dank verstanden, sonst wäre eine demenzkranke Frau bei einem vor Schmerzen schreienden Ehemann geblieben und niemand hätte mit einem Arzt sprechen können.“

Am Ende des Abends, so Monika Brunner weiter, sei ihr Vater „mit Oberarmbruch, ausgehängter Schulter und zahlreichen Abschürfungen einfach mit einem Streckverband nach Hause geschickt“ worden.

„Zuhause angekommen, hat mein Papi geweint vor Schmerzen, kein Aufstehen, kein Liegen zu Bett, auch kein Sitzen war ihm erlaubt. Kein Schlaf für ihn, meine Mami und mich“, so die Meranerin.

Am Freitag habe sie dann mithilfe von Ivan Pierotti vom Medical Center erreichen können, dass ihr Vater geeignete Schmerztabletten erhält.

Doch damit war die Geschichte noch nicht zu Ende. Monika Brunner erzählt weiter:

„Am Samstag mussten wir meinen Papi in eine Privatklinik nach Bozen bringen, da er mit Herzproblemen usw. auch noch zu kämpfen hat. Ich bin einfach nur traurig, dass man als 83-jähriger Mann, der sein Leben lang geschuftet hat und die Mindestrente erhält, keine adäquate Hilfe von Provinz oder Staat erhält, da man als Südtiroler offenbar weniger zählt als alle Ausländer. Martha Stocker & Co., ich würde mich schämen!“

Das Bett im Krankenhaus brauchen andere mit schwereren Verletzungen, werde einem zur Antwort gegeben, heißt es von Monika Brunner.

+++ Bezirksdirektorin Irene Pechlaner begehrt folgende Gegendarstellung: +++

Sehr geehrter Herr Tribus,
sehr geehrter Herr Oberhofer,
sehr geehrter Herr Schwazer,
Ihr Online-Artikel in der Tageszeitung vom 27.08.2017 mit dem Titel „Einfach nur traurig“ hat mich als verantwortliche Direktorin des Gesundheitsbezirkes mit Verlaub einfach nur traurig, aber auch perplex gemacht. Nicht nur die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben es verdient, eine korrekte Richtigstellung zu lesen. Aus diesem Grunde ersuche ich Sie um Veröffentlichung:
Wie jeder Einzelnen von Ihnen sicher selbst nachvollziehen kann, kann eine so große Organisation wie der Sanitätsbetrieb mit all seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter keinen Anspruch auf Vollkommenheit erheben; Fehler passieren, wo Menschen agieren und arbeiten, dies abzustreiten, wäre vermessen. Bevor man jedoch Menschen, die in einem so heiklen und schwierigen Bereich wie der Notaufnahme rund um die Uhr tätig sind, ins schräge Licht rückt, sollte man sie zumindest anhören. Dieses „fair play“ gilt in vielen anderen, weit weniger kritischen Bereichen – in diesem Sinne und bei allem Verständnis für die Berichterstattung, erwarte ich mir diese Ausgewogenheit, damit sich der Leser selbst ein Bild machen kann, auch von Ihnen. Sehr geehrter Herr Tribus, gerade Sie selbst stellen sich in Ihren Kommentaren immer wieder als Humanist und Freigeist dar – fordern Sie bitte diesen respektvollen Umgang auch bei Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein. Zumal ich persönlich immer für ein klärendes Gespräch bereit bin, in dem sich oft Missverständnisse bereinigen lassen. Sich erst nachträglich äußern zu „dürfen“, hinterlässt einen etwas bitteren Geschmack.
In der Sache selbst haben wir die jeweiligen Verantwortlichen der Notaufnahme, der Orthopädie und der Chirurgie kontaktiert und um eine genaue Überprüfung des Falles gebeten:
Der 83-jährige Patient wurde um 13.05 Uhr mit dem Notarzt eingeliefert. Er wurde sofort in der Triage mit dem Kodex Gelb eingestuft. Um 13.10 Uhr wurde er von einer Orthopädin untersucht, wobei er auch geröntgt, verbunden und durch 2 Infusionen schmerzbehandelt wurde. Um 16.50 Uhr wurde er von einer Chirurgin gründlich untersucht und erhielt eine CT-Untersuchung zum Ausschluss einer Blutung bzw. eines Schädelbruches. Nach all diesen Untersuchungen hat der Patient die Notaufnahme mit der Einladung zur orthopädischen Kontrolluntersuchung und Röntgenkontrolle am 31.08.2017 um 18.50 Uhr verlassen.
Die ärztliche Behandlung erfolgte in jeder Hinsicht korrekt – sämtliche notwendigen Untersuchungen wurden angeordnet und gemacht, sein Gesundheitszustand genauestens überprüft. Der Vorwurf, dass der Patient „einfach stundenlang im Gang stehen gelassen wurde“ ist nicht nachvollziehbar und kann aufgrund der genauen Aufzeichnungen über den Behandlungsablauf widerlegt werden.
Die Notaufnahme verfügt über einen von den Untersuchungsräumen unabhängigen Wartesaal, in welchem sich die Angehörigen von Patienten aufhalten können. Bei Bedarf werden diese gerufen. Diese Regelung werden Sie in allen größeren Krankenhäusern europaweit finden. Bei Patienten, welche sich schwer oder nicht ausdrücken können, bei Verständigungsschwierigkeiten und bei Patienten mit Beeinträchtigungen darf jemand dabei sein, im Falle von Minderjährigen gilt dies immer. Das Pflegepersonal versucht auch meist, älteren Menschen eine Begleitung zu erlauben, da diese oft überfordert sind mit den komplexen Fragen und ängstlich reagieren.
Es ist jedoch nachvollziehbar, dass – aus Platzgründen, Wahrung der Privatsphäre und um einen reibungslosen Ablauf in den Behandlungsambulatorien bzw. dem sehr schmalen Wartesaal zu gewährleisten – mehrere Begleitpersonen nicht erlaubt sind. Auch sind die Räumlichkeiten der Notaufnahme im Verhältnis zu dem Patientenaufkommen zu klein (Erweiterung in Planung).
Trotzdem kommt es leider vor, dass sich Angehörige bzw. andere Begleitpersonen unerlaubt Zugang verschaffen. Der Koordinator des Pflegepersonals der Notaufnahme bestätigt, dass der Wachdienst nur in Ausnahmefällen gerufen wird, normalerweise versucht man erklärend auf die unerlaubten Begleiter einzuwirken und sie zu einem Warten vor der Türe zu überreden. Auch im konkreten Fall wurden die Angehörigen vom Pflegepersonal darüber informiert, dass nur eine Begleitperson anwesend sein darf. Der Gesundheitszustand der Ehefrau des Patienten war dem Pflegepersonal nicht bekannt, da er auch nicht mitgeteilt wurde. Der Wachmann wurde nicht für diesen Fall gerufen, sondern war bereits wegen eines anderen schwierigen Zwischenfalles vor Ort.
Laut Aussagen des Pflege-bzw. ärztlichen Personals war das Verhältnis zum Patienten und zu den Angehörigen freundlich und zuvorkommend. Umso größer ist die Betroffenheit beim ärztlichen und pflegerischen Personal über die getätigten Aussagen in der Online-Ausgabe der Tageszeitung, die in diesen ohnehin schwierigen Zeiten nicht gerade dazu beitragen, die Motivation zu steigern. Bitte bedenken Sie in Zukunft auch Ihre Verantwortung als Medien, bevor Sie unkommentierte Aussagen veröffentlichen, die ein ganzes Team in Misskredit bringen.
Die Bezirksdirektorin
Dr.in Irene Pechlaner

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (30)

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  • morgenstern

    Das kommt davon wenn man Jahrzehnte lang immer den selben Haufen wählt.

  • guyfawkes

    „Einfach nur traurig“ ist wenn man bei der Beschreibung von so einem Vorfall einen Zusammenhang mit „den Ausländern“ konstruiert.

  • andreas

    Dass einem 83jährigen Mann, welcher starke Schmerzen hat, stundenlang nicht geholfen wird, ist etwas eigenartig, auch dass er ohne Schmerzmittel, bei einem Oberarmbruch, entlassen wurde.
    Auch dass der Wachdienst die Tochter eines 83jährigen und einer demenzkranken Frau „abführen“ will, klingt sehr abenteuerlich.

    TZ sollte wenigstens so fair sein, die Verantwortlichen im Krankenhaus zu dem Vorfall zu befragen. Es ist eigentlich üblich sich bei Vorfällen immer beide Seiten anzuhören und dann zu urteilen.

    • guyfawkes

      So jetzt ist die Gegendarstellung da und diese klingt deutlich glaubwürdiger als die emotionsgeladenen Behauptungen von Frau Brunner.

      @ moni
      Was genau sollen gespeicherte whattsapp-Nachrichten beweisen? Weshalb haben Sie Ihre demenzkranke Mutter mit in die Notaufnahme genommen?

    • andreas

      @moni
      Ihnen ist aber schon klar, dass sie hier eine ganze Abteilung als unfähig und fahrlässig hingestellt haben und ihnen auch noch unterstellen, dass Südtiroler benachteiligt werden?

      Es gibt genügend Gründe die Sanität zu kritisieren, doch gewiss nicht öffentlich in dieser Form.

      Mir ist aber die Geschichte mit den Schmerzmitteln immer noch nicht klar, denn dass ihr Vater ohne Rezept für diese entlassen wurde, kann ich mir nicht vorstellen und wenn es so war und vergessen wurde, warum haben sie nicht danach gefragt, wenn er den nächsten Termin erst in 4 Tage hatte?

  • sepp

    das was frau brunner beschreibt glaube ich sofort in Südtirols Krankenhäuser sind in manchen Abteilungen unzumutbare zustände die stocker gehört längst schon weck und liebe südtiroler wählt nett den Widmann der bringt sich auch schon ins gespräch

  • wm

    Leider läuft in unserer weltbesten Vollautonie vieles falsch. Aber wir haben die Möglichkeit alles abzuwählen; doch ich bin mir sicher bei den nächsten Wahlen werden alle wieder das gleiche ankreuzen. Und als Entschuldigung: “ wenn nichts besseres ist“ geben. Probieren wir es halt mal, bis jetzt hat die Opposition keine Chance gehabt es zu zeigen.

    • andreas

      Dann nenne doch mal eine Oppositionspartei, welche regieren könnte und auch die Leute dazu hat.

      Du scheinst nicht zu kapieren, dass Regierungsparteien Sachzwängen unterliegen, welche man nicht einfach ignorieren kann, siehe Kretschmann in Baden Württenberg.

      Nebenbei wissen ausnahmslos alle deutschsprachigen Oppositionsparteien in Südtirol, dass sie Regierung nicht können. An dir scheint das aber vorbei gegangen zu sein.

      • meintag

        Du hast aber schon mal mitbekommen dass es auch die Möglichkeit einer Ampelkoalition gibt. Die Italiener sind gesetzlich mit im Boot, der Rest am deutschen Ruder ist je nach Wahlausgang in Gesprächen und Verträgen zu machen. Nur tut sich die SVP schwer den Gedanken anzunehmen dass bisherige Oppositionsparteien als Mitregierende in die Bücher schauen können die Ihnen bisher verschlossen bleiben.

        • andreas

          Die Mehrheitspartei hat die Aufgabe der Regierungsbildung, wer genau sollte das werden?
          Wer wären bei einer Ampelkoalition nebenbei die Gelben und die Roten?

          • meintag

            Mal die Wahlen abwarten. Kommt auf die Wähler an, wenn eine Partei mit ziemlich viel Stimmen abschneidet und die SVP das Gegenteil hat wird es schwer werden der Realität ins Auge zu sehen. Ob es dann Grün, Blau, Gelb oder sonstwie blinkt …… schauen wir mal da Demokratie vom Volk ausgeht.

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