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Was danach kommt

Auf die große Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft folgt – auch – die Missgunst. Wer soll nach dem zerstörerischen Murenabgang in Prags Spendengelder bekommen? Um eine Antwort auf diese schwierige Frage zu finden, wird nun ein Komitee eingesetzt.

von Silke Hinterwaldner

Zuerst war der Schock. Nachdem eine Mure in der Nacht auf den 6. August in Prags Keller und Garagen überflutet, Wohnungen mit Schlamm gefüllt, Autos weggespült und auch sonst großen Schaden angerichtet hatte, versuchten die Menschen in Prags in den ersten Stunden und Tagen zu verstehen, was diese Naturkatastrophe für Folgen nach sich ziehen würde.

Aber auch etwas anderes machte sich sofort spürbar: eine enorme Solidarität. In Prags halfen jene, die weniger betroffen waren wie selbstverständlich den anderen, die weniger Glück hatten. Es wurde geschaufelt und aufgeräumt, ohne dass jemand um Hilfe betteln musste.

So hart die Mure zugeschlagen hatte, so schön war es zu sehen, dass es Nächstenliebe tatsächlich gibt.

Aber zwei, drei Wochen nach der Weißlahnmure macht sich auch etwas anderes bemerkbar: die Missgunst. Wer darf was bekommen? Wem werden die Spendengelder zugeteilt und wer soll leer ausgehen? Wer entscheidet darüber? Dabei weiß man jetzt schon, dass es unmöglich sein wird, alle Bedürfnisse zufriedenzustellen, geschweige denn sämtliche Schäden abzudecken.

Aufräumarbeiten in Prags und Toblach

Aber der Reihe nach: Schon wenige Tage nach der Mure wurden in Prags mehrere Spendenkonten eingerichtet. Jeweils eines für die beiden am stärksten betroffenen Gebäude in Schmieden und ein weiteres hat die Pfarrcaritas eröffnet – das Geld auf letzterem Spendenkonto soll all jenen zukommen, die Schaden erlitten haben, der etwa nicht durch Versicherungen abgedeckt ist. Es soll vor allem jenen zugute kommen, die es am meisten nötig haben.

Der Pfarrer hatte es kommen sehen und gleich zu Beginn der Spendenaktion zu Bedenken gegeben, dass es nicht einfach werden wird, eine richtige Antwort auf alle Fragen zu finden. Caroline Heiss versucht mit Bedacht vorzugehen. Die zuständige Sozialreferentin sagt: „Wenn Menschen mit Spenden helfen möchten, dann sollen sie auch die Möglichkeit dazu bekommen. Und schließlich steht es jedem frei, Geld zu geben. Oder es zu lassen.“ In Prags hat die Pfarrcaritas entschieden, ein Komitee einzusetzen, das über die Verteilung der Spendengelder entscheiden soll.

Derweil aber haben in Prags bereits die Spekulationen begonnen: Darf jemand Spendengeld bekommen, der ohnehin gut verdient? Oder soll lieber der zum Zug kommen, dessen Auto kaputtging und der nicht viel hat?

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