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„Vor die Tür geschissen“

Auf der Spingeser Almstraße Richtung Anratterhütte machte Wilfrid Plank eine ekelige Entdeckung: Ein Scheißhaufen lag vor der Tür. Dem Bauer platzte der Kragen.

TAGESZEITUNG Online: Herr Plank, Sie waren am Dienstag mit Ihrer Frau auf der Spingeser Almstraße unterwegs und machten eine schockierende Entdeckung …

Wilfrid Plank: Ich sah einen Scheißhaufen vor der Tür und ich dachte mir, dass jetzt der Höhepunkt erreicht ist. Direkt vor der Wasserkammer niederzumachen ist eine Frechheit. Wir Spingeser beziehen von dort unser Wasser, das direkt von den Quellen kommt. Links und rechts davon gibt es ganz viel Wald. Ich dachte mir, geh doch in den Wald und scheiß da nieder. Meine Frau hat dann ein Foto gemacht, weil ich beschlossen habe mich an die Öffentlichkeit zu wenden. Es heißt immer, dass Gülle und Pestizide schädlich sind. Das ist der perfekte Beweis dafür, dass einige Leute selbst Schweine sind.

Wieso wenden Sie sich mit dieser Geschichte jetzt an die Medien?

Weil es wirklich eine Schweinerei ist. Vor einer Tür scheißt niemand nieder. Ich muss mich für meine Ausdrucksweise entschuldigen, aber mir reicht es wirklich. Das hat gar nichts mit Unwissenheit zu tun.

Haben Sie eine Vermutung, wer das gewesen sein könnte?

Ich weiß nicht, ob es ein Stadtler, ein Tourist oder ein Doiger war. Auf jeden Fall war es ein Mensch. Selbst wenn man Durchfall hat, wird man es wohl schaffen, zwei Meter weiter zu gehen und dort zu scheißen. Von jeglicher Bildung ist das sehr weit entfernt. Kinigott: Wenn wegen einer solchen Aktion irgendwelche Probleme auftreten würden, hätte wieder der Bauer und seine Gülle die Schuld. Wir werden immer in den Dreck gezogen, egal was passiert, aber wenn die normalen Bürger irgendeine Schweinerei anstellen, wird das nie erwähnt.

Sie sagen, das hat mit der Bildung zu tun?

Ja, absolut. Weil Bildung isch null, null, null und nochmal null. Sonst wäre wirklich überall Platz, Oschtila. (lacht). Eigentlich ist das aber nicht witzig. Ich weiß nicht, wie weit die Leute noch sinken müssen, damit sie endlich einmal aufwachen. Der Hausverstand müsste doch einem sagen, dass in solchen Kammern Trinkwasser ist. Vor keiner Tür scheißt man nieder, egal wo. Nirgends auf der Welt scheiß ich vor einer Tür. Wenn man auf der Autobahn mal muss, scheißt man ja auch nicht auf der Straße.

Ist es schon einmal zu ähnlichen Vorfällen gekommen?

So etwas Ekelhaftes ist noch nie passiert. Manchmal liegt eine volle Windel bei uns, ein anderes Mal sind da viele Tempos. Einmal kam eine italienische Schulklasse mit 30 Schülern. Sie wollten auf unserem frisch gemähten Heu Mittagspause machen. Ich habe es ihnen erlaubt, aber danach haben wir unter dem Heu den ganzen Müll gefunden. Man wird doch wohl noch seinen eigenen Müll mitnehmen können. Zumindest die Lehrer müssten das ihren Schülern sagen. Einige meinen heutzutage: Die Welt keart ins alluane. Aber der Scheißhaufen war die Krönung. Vor 30 Jahren wäre das nicht passiert.

Wie meinen Sie das?

Früher hatten die Menschen noch eine Bildung, heute haben sie teilweise keine mehr. Einige Leute meinen, alles gehört ihnen. Das ist traurig aber wahr, so ist die moderne Welt. Wenn die Menschheit so weiter macht, weiß ich nicht wie es in 30 Jahren ausschauen wird. Ich weiß nicht, ob Hausverstand in den Schulen beigebracht wird oder ob es die Eltern vergessen. Auf jeden Fall scheint es weniger Bildung zu geben als früher.

Was würden Sie tun, wenn Sie den Täter erwischen würden?

Ich glaube, ich würde den Dreck nehmen und ihn dem Täter ins Gesicht schmieren. Das würde ich wirklich machen. Ich würde ihm ins Gesicht sagen : Schau, jetzt konnsch selber schmecken, weil des isch inser Trinkwosser. I tats ihn im Gsicht riebln. Und wenn ich eine Anzeige bekomme, wäre es mir absolut Wert.

Interview: Markus Rufin

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