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„Nicht so dramatisch“

Der harte Mann am Brenner: Helmut Tomac (Foto: Polizei.gv.at)

Der Tiroler Landespolizeidirektor Helmut Tomac über die strengeren Kontrollen im Brennergebiet und die Zusammenarbeit der Tiroler Polizei und dem österreichischen Militär.

TAGESZEITUNG Online: Herr Tomac, sind strengere Kontrollen wirklich sinnvoll und notwendig?

Helmut Tomac: Im Osten Österreichs wurden letzthin immer wieder größere Gruppen von Personen aufgegriffen. Das erinnert uns an die Freisetzung von Geschleppten durch Schlepper und an das Jahr 2015, als zwei Tote in einem Kleintransporter zu beklagen waren und die Flüchtlingsroute über den Balkan stattgefunden hat. Zudem gab es im Juli eine massive Steigerung der Aufgriffe in Güterzügen sowohl in Tirol als auch in Deutschland. Deshalb ist es insgesamt sinnvoll und notwendig, die Kontrollen zu verschärfen: Erstens zum Schutz von Menschenleben, zweitens zur Bekämpfung der Schlepperorganisationen und drittens zur Aufrechterhaltung des Rechtsstaates.

Und deshalb braucht es auch das Heer?

Es wird keinen Aufmarsch des Bundesheers an der Grenze geben. Im Gegenteil: Wir versuchen mit Maß die bereits praktizierten Hinterland-Kontrollen zu intensivieren und zu verbessern. Also wird die Frequenz und besonders der Detailierungsgrad dieser Kontrollen erhöht werden. Das Ganze wird durch die Exekutive betrieben und personell durch das Bundesheer – mit einer Kompaniestärke von etwa 70 Soldaten – unterstützt. Diese kommen nicht alle gleichzeitig zum Einsatz. Es wird ein laufender Dienstbetrieb sein. Also alles nicht so dramatisch, wie es klingt.

Wie sieht es mit der Zusammenarbeit mit italienischen Behörden aus?

Grundsätzlich betreiben wir in enger Absprache mit der italienischen Polizei auf der Route von Süditalien nach Norden gemeinsame Anstrengungen, was diesen Aufgriff von illegal Reisenden betrifft. Also sowohl die italienischen Polizeibeamten, als auch wir mit unseren Hinterland-Kontrollen – Schleierfahndung genannt – sind massiv daran interessiert, dass hier nicht eine neue Route entsteht. Durch die seit Monaten laufenden, konzentrierten Maßnahmen konnten wir die Lage am Brenner stabil halten.

Wird bereits verschärft kontrolliert?

Mit Donnerstag beginnen diese verschärften Kontrollen.

Wie viele Aufgriffe von Flüchtlingen hat es in den letzten Monaten am Brenner gegeben?

Wöchentlich haben wir in Tirol zwischen 150 und 200 Flüchtlinge aufgegriffen. Was die Güterzüge betrifft, hatten wir im Juli 49 Aufgriffe zu verzeichnen. Das ist durchaus eine massive Steigerung gegenüber den Vormonaten und ähnelt der Situation, wie wir sie im November und Dezember letzten Jahres hatten. Diese erhöhten Aufgriffe geben Anlass zur Verschärfung der Kontrollen.

Wie wird die Polizei – zusammen mit den Soldaten – konkret vorgehen?

Die Kontrollen laufen wie bisher ab. Nur, dass wir bis jetzt haben beispielsweise einen Güterzug mit sechs Mann gesichtet. Von nun an werden Güterzüge – unter der Leitung der Exekutive – von 16 Soldaten gesichtet. Das heißt, dass wir nun nicht nur intensiver und genauer, sondern auch schneller kontrollieren können.

Also keine Verzögerungen im Straßen- oder im Bahnverkehr?

Es wird punktuell Schwerpunkte geben. Doch diese werden im Wesentlichen zu keiner Beeinträchtigung führen.

Leidet die restliche Polizeiarbeit unter diesen verstärkten Kontrollen?

Eben um die restliche Polizeiarbeit zu entlasten, werden die Männer vom Bundesheer eingesetzt. Direkt am Brenner werden keine Polizisten eingesetzt. Im Hinterland werden zur Schleierfahndung Beamte eingesetzt, die wir kürzlich auf 100 in der Anzahl erhöht haben. Dazu kommen die 70 Mann vom Bundesheer.

Interview: Julian Righetti

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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