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Der Sonntags-Einkauf

Die Sonntagsöffnungen von Geschäften waren lange umstritten. Heute zeigt sich jedoch, dass der Sonntag zum zweitstärksten Einkaufstag in den Südtiroler Supermärkten geworden ist. 

von Lisi Lang

Mit einer eindringlichen Bitte im Sommer meldet sich Bischof Ivo Muser: „Wir dürfen keine Sklaven der Arbeit und des Konsums sein.“ Konkret spricht der Bischof in seinem Hirtenbrief die Sonntagsöffnungszeiten an. „Sonn- und Feiertage sind ein hohes Menschheitsgut und dürfen nicht durch die Ideologie des Konsums zu einem Geschäft verkommen, so dass uns der Drang zu konsumieren am Ende müder zurücklässt als vorher“, so Ivo Muser. Er richtet seinen Apell daher ganz konkret an Kaufleute und politische Verantwortungsträger: Der Sonntag müsse wieder geschützt werden.

Bischof Ivo Muser

Im November 2011 wurde die vollständige Liberalisierung der Öffnungszeiten im Einzelhandel eingeführt. Und die Sonntagsöffnung war und ist auch heute noch oftmals sehr umstritten. Braucht es die Sonntagsöffnung und wird sie vom Konsumenten genutzt?

Ganz klar Ja, sagt ASPIAG-Chef Paul Klotz, der sich kurz nach der Einführung dieser neuen Möglichkeit nicht erwartet hätte, dass die Sonntagsöffnung so gut angenommen wird. Die ASPIAG-Erhebungen zeigen nämlich, so Klotz, dass der Sonntag zum zweitstärksten Einkaufstag der Woche geworden ist. „Der stärkste Einkaufstag ist noch immer der Samstag, aber seit in Italien die Möglichkeit besteht, die Supermärkte auch am Sonntag zu öffnen, ist dieser Tag der zweitstärkte Einkaufstag geworden“, sagt Paul Klotz.

Eine Verlagerung der Umsätze von normalen Wochentagen auf den Sonntag, wie sie häufig von Gegner der Sonntagsöffnung angeführt werde, sei laut Paul Klotz nicht sichtbar. Im Gegenteil: „Im Bereich des Lebensmittelhandels können wir diese Theorie nicht bestätigen. Der Lebensmittelhandel ist eine der wenigen Branchen, die in den letzten Jahren trotz Krise zugelegt hat“, erklärt Paul Klotz. Zusätzlicher Konsum sei geschaffen worden. Wo dieser herkomme, sei noch nicht ausreichend erforscht. „Man weiß noch nicht, ob am Sonntag auch mehr Leute einkaufen, die früher vielleicht in einem Restaurant gegessen haben und sich kurzfristig aufgrund der neuen Öffnungszeiten für ein Mittagessen im eigenen Heim entscheiden“, so der ASPIAG-Chef.

In den letzten Jahren habe man zudem eine Veränderung in der Gesellschaft bemerkt. „Viele Leute, auch Frauen, gehen am Sonntag gerne einkaufen. Wir haben zwar immer befürchtet, dass vor allem Frauen gegen die Sonntagsöffnung sind, aber im Gegenteil: Aus unseren Umfragen geht hervor, dass die Frauen mehrheitlich gegen eine Abschaffung der Sonntagsöffnung sind“, führt der ASPIAG-Chef aus. Die Doppel- und Dreifachbelastung, der viele Frauen aufgrund von Familie, Beruf usw. unter der Woche ausgesetzt sind, würden ruhiges Einkaufen oft nicht mehr zulassen. „Viele Frauen schaffen es nur noch schnell in der Mittagspause oder vor Ladenschluss in den Supermarkt“, so Paul Klotz. Für einen gemütlichen Einkauf bleibe unter der Woche oft kaum Zeit.

Der ASPIAG-Chef glaubt, dass sich der Sonntag als Einkaufstag mittlerweile eingebürgert hat und eine Abschaffung dieser Möglichkeit von den Kunden nicht gutgeheißen würde. „Ich glaube es würde einen relativ großen Aufstand von Leuten geben, die sagen, dass sie gerne am Sonntag einkaufen“, so Paul Klotz.
Wichtig sei aber natürlich, dass von jenen Betrieben, die ihr Geschäft am Sonntag offen lassen auch sämtliche Arbeitsschutzbestimmungen eingehalten werden, betont Klotz.

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Kommentare (12)

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  • florianegger

    Den Terminstress der Seelsorger an Sonn- und Feiertagen betrachtend, wirkt der Hirtenbrief so, als ob der HGV-Pinzger uns vor dem Essen und Trinken warnen würde

  • huggy

    Der Bischof soll sich nicht in alles einmischen.
    Er brauch wahrscheinlich nicht selber einkaufen.
    Wenn Geschäfte, die z.B. nur Bekleidung anbieten ,Sonntag geöffnet haben, kann ich nicht verstehen. Aber Supermärkte, auch damit anreisende Gäste sich mit Lebensmitteln versorgen können, das geht schon.

  • josef.t

    „Sklaven sind junge Menschen welche mit Voucher oder Zeitvertrag
    für einen Hungerlohn arbeiten müssen, ( 3 € / Stunde ) mit Tendenz
    nach unten“, das stimmt !
    „Verursacher sind die Linken in Italien und Europa „, dann sind die
    meisten Unternehmer wohl „Linke“ ?

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