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Der Wolf kommt 

Ein Südtiroler Bauer, Georg Egger aus Glaning, beklagt eine weitere Wolfs-Attacke: Ein Kalb wurde in der Nacht auf Dienstag auf einer Alm in der Val de Grepa in der Gemeinde Mazzin gerissen. Sind Wölfe bereits auf die Seiser Alm vorgerückt?

von Thomas Vikoler

Der Hirte hörte von seiner Hütte aus gegen 3.30 Uhr das Plärren eines Kalbes. Ein verzweifeltes Plärren, wie er es noch nie gehört hatte. Er machte sich mit der Taschenlampe auf dem Weg zur Viehherde und fand bald darauf das Kalb.

Es war an seinen hinteren Schenkel stark zerbissen und lebte noch. „Es ist später von seinem qualvollen Leiden erlöst worden“, berichtet Georg Egger vom Schmittnerhof in Glaning, Gemeinde Jenesien.

Er und sein Vater Martin bewirtschaften seit bald 50 Jahren eine Alm in der Val di Grepa in der Gemeinde Mazzin, Fassatal. Dort ereignete sich in der Nacht auf Dienstag eine weitere Wolfsattacke gegen weidende Tiere. Die zweite innerhalb von zwei Wochen auf Trentiner Almen, auf denen Südtiroler Bauern ihr Vieh halten.

Dass es auch diesmal – so wie Ende Juli am Fedaia-Pass – ein Wolf war, daran haben die Förster aus Cavalese angesichts der Art der Bisse am Kalb keinen Zweifel. Sie wollen dennoch eine DNA-Analyse durchführen. „Es kann nicht sein, dass wir Vieh für einen Wolf züchten“, sagt Georg Egger, der Jungbauer, „die Politik und auch die Touristiker müssen endlich aufwachen“. Wenn so etwas wie Dienstagnacht noch einmal passiere, müsse er seine Herde mit 58 Kälbern und Kühen, die auch anderen Bauern gehören, von der Alm nehmen.

Gestern fehlte in der Herde der Schmittnerbauern ein weiteres Kalb, es konnte im Laufe des Tages aber gefunden werden. Unversehrt.

Doch bei den Hirten im Fassatal geht die Angst um. Spätestens seitdem am Fedaiapass an der Marmolada mindestens 60 Schafe des Möltner Bauers Franz Anton Reiterer gerissen wurden. Mutmaßlich von einem Wolfsrudel.

Der Wolfsriss vom Dienstag im Val di Grepa macht aber eines deutlich: Die Wölfe kommen immer näher in Richtung Südtirol. Das Val di Grepa, ein Seitental des Fassatales, ist Luftlinie wenige Kilometer vom Durontal in der Gemeinde Campitello entfernt, das an die Seiser Alm grenzt.

Bereits Franz Anton Reiterer hatte es gesagt: Die Wölfe werden bald auf der Seiser Alm sein.

Erste Indizien dafür gibt es bereits: Bauern berichten davon, dass am sogenannten Christ, dem Bergkamm zwischen Seiser Alm und Durontal, Kälber versprengt worden sind. Mutmaßlich von einem oder mehreren Wölfen.

Spätestens wenn es dort einen Wolfsriss geben sollte, sagt Georg Egger, kämen auch die hiesigen Politiker nicht umhin, etwas dagegen zu unternehmen. Denn er selbst muss vorerst zur Kenntnis nehmen, dass der Wolf ein geschütztes Tier ist.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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